Wie zaehmt man einen Scheich
andere.“
Dieses Mal sah die Frau Aisha genauer an, und ihre Augen weiteten sich ungläubig. „Gesegnet seien Sie.“ Sie warf sich zu Aishas Füßen in den Sand. „Oh, seien Sie gesegnet.“
„Was machst du da?“ Als Aisha wieder beim Lager ankam, fand sie Zoltan unter den Palmen an einem Schreibtisch sitzen, einen gewaltigen Buchband vor sich. Auf dem Rückweg hatte die Sonne ihre Haut gewärmt und der Segen der Frau ihr Herz.
Er sah nicht einmal auf. „Im Zelt war es zu heiß.“
„Nein, ich meinte, was liest du da?“
Jetzt hob er den Kopf, und als er ihre zerrissene Abaya sah, runzelte er die Stirn. „Was ist dir denn passiert?“
„Da war ein kleines Mädchen am Strand. Es hatte sich den Fuß aufgeschnitten, und anderes Verbandszeug gab es nicht.“ Dann fiel es ihr wieder ein. „Gibt es hier einen Arzt?“
„Hast du dich verletzt?“
„Nein, aber ein Kind ist krank, ich glaube, ein Baby. Es hörte sich an, als sollte besser ein Arzt nachsehen. Die Mutter macht sich Sorgen.“ Warum sah er sie so seltsam an? „Was ist?“
Er schüttelte den Kopf. „Nichts. Ja, wir haben hier jemanden – Ahab, der Koch. Er kennt sich auch mit der Medizin aus. Ich sage ihm Bescheid, dass er zum Nomadenlager gehen soll. Vielleicht kann er helfen.“
Sie nickte erleichtert. „Danke. Er sollte sich auch die Schnittwunde des Mädchens ansehen, möglich, dass noch ein Stück von der Muschelschale in der Wunde steckt.“ Sie blickte an sich herunter. „Ich muss mich umziehen.“
Sie wandte sich zum Gehen, und Zoltan fragte sich, welche verwöhnte Prinzessin ihre Robe für ein fremdes Kind zerrissen hätte.
Er wollte nicht, dass sie ging. Für einen Tag hatte er genug von den verkrusteten alten Versen. Und außerdem wollte er sie kennenlernen. „Wenn du dich so oder so umziehen gehst …“
„Ja?“
„Jetzt, da die Sonne nicht mehr so brennt, wollte ich eigentlich im Meer baden, um mich abzukühlen. Hättest du Lust mitzukommen?“
Er sah die unterschiedlichsten Gefühlsregungen über ihr Gesicht huschen – Unsicherheit, sogar ein Anflug von Panik, dann der sehnsüchtige Blick zum Meer. Und er konnte genau den Moment bestimmen, in dem sie ihre Entscheidung traf.
„Ja, warum nicht?“
Während Zoltan den medizinisch versierten Ahab instruierte, ging Aisha ins Zelt zurück, um ihren Badeanzug anzuziehen. Nur schwimmen, sagte sie sich. Am helllichten Tag, an einem Strand mit freiem Einblick. Zoltan würde sich sicherlich keine Freiheiten erlauben.
Trotzdem prickelte ihre Haut am ganzen Körper, als sie sich daran erinnerte, wie er in der knappen Badehose ausgesehen hatte.
Nur schwimmen. Wenn sie vor ihm im Wasser war, würde er sie nicht zu sehen bekommen.
Sie schlüpfte in ihren Bademantel, band den Gürtel fest zu und eilte zum Strand. Niemand war zu sehen, also breitete sie ihr Handtuch auf einer der bereitstehenden Liegen aus, steckte ihr Haar auf und schüttelte den Bademantel von den Schultern, um dann hinunter zum Wasser zu gehen.
Ganz vorn war es warm an den Füßen, doch mit jedem Schritt wurde es kälter. Wellen umspülten erst ihre Knie, dann ihre Schenkel. Die Finger gespreizt, fuhr sie mit den Händen durch das kühle Nass, zuckte leicht zusammen, als die Wellen über ihre Hüften schwappten, und entschloss sich, die köstliche Folter abzukürzen.
Mit einem Hechtsprung tauchte sie in die heranrollende Welle ein.
Eine Göttin. Keine andere Beschreibung würde ihr gerecht werden. Zoltan dankte den Göttern, die ihn in genau diesem Moment an den Strand geführt hatten, dass er das Schauspiel miterleben durfte, wie sie langsam ins Meer watete. Lange gebräunte Beine, schlanke Arme, sanfte weibliche Kurven …
Ein Knurren stieg aus seiner Kehle. Er hatte dem Lockruf der Sirenen nie widerstehen können. Selbst wenn es sich um eine Sirene handelte, die sich schüchtern gab. Weshalb war sie so nervös in seiner Gegenwart?
Weil sie wusste, was sie ihm antat, und wünschte, es wäre anders. Weil sie ebenso fühlte.
Er sah ihr zu, wie sie mit geschmeidigen Bewegungen durch das Wasser lief, kraftvoll und elegant. In einem Badeanzug in der Farbe von Mandarinen.
Die Farbe einer saftigen Frucht. Eine Frucht, von der er nicht erwarten konnte, sie zu probieren.
Das Ziehen in seinen Lenden wurde so schmerzhaft, dass wahrscheinlich auch das Meer ihm nicht die Abkühlung bringen würde, die er dringend benötigte.
Das Wasser glitt wie kühle Seide über ihre Haut. Die regelmäßigen Bewegungen
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