Wieder nur ein Spiel
sie, da sie sich nicht mehr anders zu helfen wusste.
Duarte atmete tief durch. “Ich sagte doch, das Thema lassen wir am besten.”
Emily hatte das Gefühl, als liefe sie gegen eine Wand. Einerseits musste sie wissen, ob Duarte ein Verhältnis mit Bliss hatte, andererseits war sie nicht sicher, ob sie die Wahrheit würde ertragen können. Dazu kam, dass Duarte sich im Recht fühlte. Offensichtlich war er immer noch davon überzeugt, dass sie ihn mit Toby betrogen hatte. “Also gut, dann sag mir bitte nur noch eines”, bat sie schließlich. “Hättest du mich auch nach Portugal zurückgeholt, wenn es Jamie nicht gäbe?”
Duarte schwieg einen Moment, bevor er antwortete. “Das habe ich mich auch schon oft gefragt”, gab er schließlich zu. “Aber ich bin noch zu keinem Schluss gekommen.”
Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Zu Hause angekommen, zog Duarte sich mit der Erklärung, wichtige Telefonate erledigen zu müssen, in sein Arbeitszimmer zurück, und Emily ging in Jamies Zimmer. Nachdem sie sich eine Weile mit dem Kindermädchen unterhalten hatte, ging sie mit dem Kleinen hinunter in den Salon und setzte ihn dort auf den großen, weichen Teppich.
“Dein Vater ist im Moment nicht gut auf mich zu sprechen” erzählte sie Jamie, der zufrieden an seinem Teddy herumkaute. “Eines musst du dir für dein Leben merken, mein Schatz: Wenn du einmal Mist gebaut hast, musst du das sofort in Ordnung bringen, sonst wächst dir die ganze Sache über den Kopf, und du wirst nicht mehr damit fertig … “
“Glaubst du nicht, dass er damit noch ein bisschen überfordert ist?” erklang plötzlich Duartes Stimme hinter ihr.
Emily fuhr erschrocken zusammen. “Ich … ich wusste nicht, dass du schon fertig bist.”
“Erzähl ihm lieber was Erfreuliches.” Duarte ging neben Emily in die Hocke und kniff Jamie zärtlich in die Wange. “Auch wenn es nicht die Wahrheit ist, er wird den Unterschied nicht merken.”
Emily verzog das Gesicht. “Wenn du meinst, dass es mir dadurch besser geht.”
“Dadurch nicht, aber vielleicht hiermit …” Duarte hob ihr Kinn an und küsste Emily auf die Lippen.
Doch diesmal erwiderte sie seinen Kuss nicht. Sie konnte einfach nicht vergessen, was er während der Fahrt zu ihr gesagt hatte. Emily löste sich von Duarte und stand auf. “Wenn du mich nur Jamies wegen zurückgeholt hast, dann sollte ich auch nur die Mutterrolle erfüllen”, erklärte sie schroff.
Duarte sah sie einen Moment nachdenklich an, dann hob er Jamie hoch und setzte ihn behutsam auf sein Knie. “Victorine hat mir erzählt, du hättest sie gebeten, hier zu bleiben”, sagte er schließlich, ohne auf Emilys Bemerkung einzugehen. “Das war sehr großzügig von dir. Sie möchte aber trotzdem ausziehen, und zwar in eines unserer kleinen Landhäuser, das gerade leer steht.
Ich habe nichts dagegen.”
“Wahrscheinlich wird sie nicht die Letzte sein, die aus diesem Haus auszieht, solange ich hier wohne”, erwiderte Emily zynisch.
“Wenn du mit irgendjemandem Probleme hast, brauchst du es mir nur zu sagen, und ich werde die Sache regeln.” Jamie, der sich auf Duartes Knie ausgesprochen wohl zu fühlen schien, jauchzte vergnügt, als er Duartes Haar zu fassen bekam. Da lächelte Duarte erleichtert. “Siehst du, er hat gar keine Angst mehr vor mir.”
Duarte stand auf und sah Emily an. “Ich möchte Jamie etwas zeigen. Kommst du mit?” Emily nickte und folgte Duarte ins obere Stockwerk, wo sich die Ahnengalerie seiner Familie befand. Eindrucksvolle Gemälde stellten die Vorfahren der Monteiros dar, deren Geschichte Duarte seinem Sohn nun mit ernster Miene zu erzählen begann.
“Meinst du nicht, dass er dafür noch ein bisschen jung ist?” fragte Emily lächelnd.
“Die Familie steht bei uns immer an erster Stelle”, erklärte Duarte ernst. “Ich war auch nicht viel älter als Jamie, als mein Vater mich zum ersten Mal hierher brachte.”
Doch Jamie war so müde geworden, dass er bereits in Duartes Armen eingeschlafen war. Emily nahm ihm den Kleinen vorsichtig ab und trug ihn in sein Zimmer, wo sie ihn in sein Bettchen legte. Als sie wenig später hinunter in die Eingangshalle kam, nahmen zwei Hausangestellte gerade das riesige Porträt von Izabel von der Wand. Eigentlich hätte Emily sich darüber freuen müssen, doch im Augenblick quälten sie ganz andere Sorgen: Sie hatte neue, viel gefährlichere Konkurrenz bekommen: Bliss.
In dieser Nacht konnte Emily lange nicht einschlafen. Die Familie
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