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Wiedergaenger

Wiedergaenger

Titel: Wiedergaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Kui
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aneinander, und Liv ist
wieder im Trott: viele Aufträge, oft auswärts, gute
Umsätze. Wenn sich Freizeit nicht vermeiden lässt,
verbringt sie diese im Schrebergarten, hin und wieder quartiert sie
sich dort sogar ein.Je wärmer und sternenklarer die Nacht ist,
desto leichter fällt es ihr, sich vorzustellen,dass ihr
Großvater irgendwo dort draußen mit dem Fahrrad unterwegs
ist und seine Freiheit genießt. Das ist es, was sie glauben
will. Für alles andere fehlt ihr die Kraft.
    Da ihr Geburtstag bevorsteht, fragt Volker, ob sie von den
Kollegen lieber einen Tanzkurs oder ein Segelwochenende geschenkt
bekommen möchte, sie seien zur Ansicht gelangt, Liv müsse
dringend mal unter die Leute. Sie verspricht, jeden zu entlassen, der
ihren Geburtstag auch nur erwähnt, da sie in diesem Jahr nichts,
aber auch gar nichts davon wissen will.Als es so weit ist, steht
trotzdem ein Blumenstrauß auf ihrem Schreibtisch.An der Vase
lehnt eine Karte, auf der alle unterschrieben haben, darin ein
Gutschein vom benachbarten Baumarkt.
    Â»Ihr traut euch was«, sagt sie zu Volker. »Die
haben eine riesige Pflanzenabteilung. Wir dachten, vielleicht
brauchst du was für den Garten.«
    Â»Ja, eine Schubkarre. Tönges' alte ist durchgerostet.«
»Soll das heißen, du freust dich?«
    Das tut sie tatsächlich, behält es aber für sich.
Vielleicht sollte sie die Belegschaft mal in den Garten einladen. Zum
Grillen.
    Der Tag ist der beste seit langem. Sogar Max ruft an, um zu
gratulieren, und sie verabreden, sich bald mal zu verabreden. Ihnen
steht keine große gemeinsame Zukunft bevor, dessen sind sie
sich beide bewusst, aber sie wollen dennoch gelegentlich etwas
miteinander unternehmen. Er ist kein schlechter Kerl.
    Aus Zufriedenheit wird Glück, als abends nach neun Aaron vor
der Wohnungstür steht, mit Reisetasche und Blumen von der
Tankstelle.
    Â»Happy Birthday. Du willst doch, dass ich wieder bei dir
einziehe?«
    Und wie. So sehr, dass sie vor Freude und Dankbarkeit auf die Knie
gehen könnte. Sie schätzt, es wäre der richtige
Zeitpunkt, ihren Sohn in die Arme zu nehmen, aber das traut sie sich
nicht, stattdessen kann sie nur stumm nicken und nach dem
Blumenstrauß greifen. Zu ihrem großen Glück macht er
den ersten Schritt. Hinterher sind die Tankstellenrosen in der
Klarsichtfolie ziemlich hinüber.
    Was für ein prächtiger Junge.
    Von wem er das nur hat?
    Die letzten Glückwünsche erreichen Liv mit zweitägiger
Verspätung per SMS: »Alles Gute nachträglich zum
Geburtstag. Es tut mir leid, dass ich nicht bei dir sein kann, aber
hier, wo ich bin, geht es mir gut, das sollst du wissen.«
    Die Mitteilung kommt von Tönges. Liv starrt auf das Display,
wo die unpersönlichen Worte vor ihren Augen zu einem grauen
Knäuel verschwimmen und schließlich schwarz werden, weil
die Beleuchtung sich ausschaltet, und als sie vom Schreibtisch
aufsteht, fühlt sie sich auf einen Schlag betrunken. Bevor sie
auf die Toilette rennen kann, muss sie sich übergeben, schafft
es dabei gerade noch, nicht den Schreibtisch, sondern hauptsächlich
in den Papierkorb zu treffen, etwas landet daneben auf dem Boden.
Weil sich alles um sie herum dreht und ihre Beine wie aus Teig sind,
legt sie sich danach in ihrem Büro auf die Couch, ohne das
Malheur zu beseitigen, und wählt Tönges' Handynummer. Das
Gerät ist abgeschaltet. Sie probiert es mehrmals, schreibt
selbst eine SMS, wählt noch mal, während ihr Tränen
über das Gesicht, den Hals und in den Nacken laufen. Die
Gefühle, die jetzt auf sie einstürzen, sind schwer
auseinanderzuhalten: Erleichterung? Zorn? Hilflosigkeit? Es könnte
auch Hass sein.
    In dieser Verfassung bekommt sie Besuch von der Polizei. Es sind
zwei Beamte, aber sie kennt nur einen der beiden: den aus dem
Schrebergarten. Sie hätten furchtbare Neuigkeiten, eröffnet
er, um dann innezuhalten und geräuschvoll durch die Nase
einzuatmen, den Blick zum Schreibtisch gewandt, wo der Papierkorb
steht.
    Â»Entschuldigung«, sagt sie unter Schluchzen. »Ich
muss das wegwischen.«
    Obwohl sie sich vor den Polizisten schämt, ist Liv weiterhin
nicht in der Lage, aufzustehen und sie in einen anderen Raum zu
führen.
    Â»Brauchen Sie einen Arzt?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    Es spricht immer nur der eine, der andere hält sich in der
Nähe der Tür auf, als befürchte er, sie

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