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Wiedergaenger

Wiedergaenger

Titel: Wiedergaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Kui
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davon
gekocht habe. Das war ein Festessen, sag ich dir, da haben die sich
die Finger danach geschleckt, diese Hinterwäldler, die hatten ja
keinen Schimmer, was sie da futtern.«
    Â»Ich kenne die Geschichte.« Die Tochter bemüht
sich vergebens, nicht ungeduldig zu wirken.
    Eingebildete Gans, denkt Fritzi. Soll sie ihr doch die Freude
lassen,die ganze Chose noch einmal zu erzählen. Doch das ist
natürlich zu viel verlangt für das vornehme Fräulein.
»Meine Suppe hat aber besser geschmeckt als deine Plörre
hier. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Das Mädchen steht auf, kantappert mit ihren Pumps ans
Fenster, schließt es und blickt aufs Meer.Am Himmel düstere
Wolken. Es sieht nach Schnee aus.
    Â»Mensch Mutti, jetzt hör doch endlich mit deiner
dämlichen Suppe auf. Wir müssen reden.«
    Â»Ich wüsste nicht, worüber.«
    Â»Es war nicht nett von dir, Bjarney zu drohen, du weißt
doch, wie sehr sie sich so was zu Herzen nimmt. Ich dachte, ihr
beidenseid beste Freundinnen. Zumal sie völlig recht hat. So
kann es nicht weitergehen. Das musst du doch auch einsehen.«
    Es sieht Bjarney gar nicht ähnlich, sich bei der Lütten
auszuheulen.»Kind, wenn du so gegen die Scheibe redest,
verstehe ich kein Wort.«
    Die Tochter dreht sich um, lehnt sich gegen die Fensterbank, Hände
in die Hüften gestemmt. »Du kannst hier nicht mehr länger
allein wohnen.«
    Â»Und ob ich das kann.«
    Â»Ach ja? Und wer kümmert sich um dich, wenn ich wieder
zur Arbeit muss? Wer versorgt die Viecher? Du kannst die
Nachbarschaft nicht noch länger ausnutzen.«
    Â»Ich nutze niemanden aus. Nachbarschaftshilfe ist hier auf
dem Land selbstverständlich. Ich stricke dem guten Mann
demnächst einen Pulli, und fertig.«
    Â»Damit ist es nicht getan.Außerdem konntest du noch
nie vernünftig stricken. Ein Pullover von dir ist reine
Wollverschwendung. Da tun mir die Schafe jetzt schon leid.«
    Unvermittelt presst die Tochter sich die Fäuste auf die
Augen, ein sinnloses Unterfangen, die Tränen rinnen dennoch, und
sie beginnt laut zu schluchzen. Fritzi kennt das von früher:Aus
dem Nichts heraus verliert dieses Kind die Fassung, nachdem sie die
ganze Zeit ihre Beherrschtheit mit sich herumgetragen hat wie eine
Goldmedaille.
    Â»Was gibt es denn da jetzt zu flennen?«
    Â»Du bist so stur. Wie kann ein einzelner Mensch nur so stur
sein? Merkst du nicht, was du anrichtest?«
    Â»Ich hätte Bjarney doch in Wirklichkeit nie verflucht«,
sagt Fritzi und merkt selbst, dass sie klingt wie ein verzogenes Gör.
    Â»Darum geht es auch gar nicht.«
    Â»Ich lasse mich von dir nicht ins Heim stecken, basta. Eher
entschuldige ich mich bei Bjarney und bitte sie, ihre Elfe noch ein
bisschen länger bei mir arbeiten zu lassen. Du musst dich nicht
weiter kümmern. Fahr du einfach zurück in die Stadt mit
deinem schicken Zwirn, und mach deine Arbeit. Ist sowieso viel
wichtiger.«
    Die Tochter schaltet den Tränenstrom ab und zieht eine
Grimasse, die alles andere als geistreich ist. »Was redest du
denn da?«
    Â»Von Bjarneys Elfe. Sie hat sich die ganze Zeit um mich
gekümmert, bevor du kamst. Du müsstest ihr eigentlich sogar
begegnet sein.«
    Â»Hier war niemand außer mir und deinem Hausarzt. Der
hat zwar lange Haare, ist aber ganz bestimmt keine Elfe. Ich verrate
dir jetzt mal ein Geheimnis. Es gibt überhaupt keine Elfen.
Genauso wenig wie Flüche, Geister und Trolle und den ganzen
anderen Mist«, sagt die Tochter und sieht dabei aus, als wolle
sie ihr direkt an die Gurgel gehen. »Hier gibt es nur dich und
mich und den Wahnsinn, der diese Familie befallen hat, solange ich
denken kann.«
    Â»Du nennst es Wahnsinn, ich nenne es Fluch. Wo ist der
Unterschied?«
    Â»Weißt du was? Das ist mir zu blöd. Ich fahre
zurück in die Stadt.«
    Â»Reisende soll man nicht aufhalten.«
    Beim Hinausgehen tippt die Tochter sich mit dem Finger gegen die
Stirn, und zwar so, dass Fritzi es sehen muss. Frech wie Oskar, das
Mädchen. Die wird sich noch mal umschauen im Leben.
    Der nächste Strohhalm zum Daran-Festklammern: eine Frau ohne
Telefonanschluss namens Inga Hreinsdóttir auf Tröllatunga.
Tal der Trolle. Der Vater von Inga und Tönges hieß Heiner,
weiß Liv. Es könnte also passen, eine vage Hoffnung,
besser als keine. Der Tipp kommt spätabends vom
Elfenbeauftragten, sein Anruf

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