Wiederkehr des Bosen
Wut, Hass, Ärger, Verstocktheit...«
Evan roch an den Blättern. »Riecht wie Kaugummi«, stellte er fest. »Pfefferminzgeschmack.« Dann lachte er über sich selbst. »Klar, Mann. Ist ja auch Minze.«
»Evan«, sagte Alex leise. »Wie kam das Messer in deinen Spind?«
Er zuckte mit keiner Wimper. »DJ hat es hineingelegt«, antwortete er. »Das glaubte mir natürlich niemand. Aber eine Lehrerin hat jemanden beobachtet ... Ich meine, sie hat natürlich nicht genau gesehen, wer es war, aber sie war sich absolut sicher, dass ich es nicht gewesen bin. Derek ist größer als ich, und außerdem hatte ich damals noch meine Locken. Aber es nützte nichts, ich wurde trotzdem rausgeworfen.«
»Warum macht er so was?«, wollte Alex wissen. »Nur um zu zeigen, dass er es kann. Prahlte rum, dass er alle möglichen Sachen in die Schule schmuggeln könnte, trotz der Sicherheitskontrollen. Du kennst doch Derek Jasper. Der Bursche, der immer mit dem riesigen Cowboyhut auf dem Schädel rumläuft.«
»Er ist mit den Applebees befreundet, stimmt's?«
»Er ist der Arsch der 'bees«, korrigierte Evan. »Die haben keine Freunde.«
»Und was ist mit dir? Bist du nicht mit ihnen befreundet?« Alex starrte in die tief hängenden Schneewolken. Sie wich seinem Blick aus, weil sie fürchtete, dass er dann zu reden aufhören würde.
»Damit liegst du voll daneben«, sagte Evan. »Die beiden sind einfach Gangster. Bis zum letzten verkrüppelten Knochen in ihren Körpern. Stimmt, früher taten sie mir sogar Leid - weißt du noch?« Er wandte sich um und starrte in den offenen Motorraum. Aus dem Motorraum stieg noch immer leichter Rauch.
»Ev, warum hast du dich denn überhaupt mit ihnen eingelassen ?«, fragte Alex vorsichtig.
»Warum fällt man in einen Sumpf?«, fragte Evan zurück. »Weil man ihn nicht rechtzeitig bemerkt.« Er trat dichter an den Motorraum und beugte sich darüber. »Hat es was mit deiner Mutter zu tun? Ich meine, weil die Jungs sich über sie lustig machten?« Evan richtete sich wieder auf und nickte. »Ja, stimmt wohl. Damit fing alles an. Weißt du noch, als Mrs Applebee gegen Kaution aus dem Gefängnis freikam? Alle Kids in der Schule machten sich damals über sie lustig und über Kyle und Riggs, ihre beiden Söhne - Kyle und Riggs wissen also genau, wie das ist. Deshalb halfen sie mir, als ich dran war - jedenfalls am Anfang. Komisch.« Er lächelte nicht. »Meine Mutter war der Grund, dass ich mich mit den Typen einließ. Und jetzt ist sie der Grund, warum ich nicht von ihnen loskomme.« Alex war verwirrt. »Was hat deine Mutter damit zu tun?«
»Was sie damit zu tun hat?«, fragte Evan zurück und vermied es, Alex anzusehen. »Eigentlich nichts. Sie ist nur ... wie soll ich das nennen ... sie ist, also, Mann, sie ist so eine Art Geisel. Die Typen nutzen ihren Zustand, in dem sie nun mal ...«, er stockte, »... also, die Applebee-Bande droht, sie zu entführen.«
»Aber sie würden ihr doch nichts tun?«, fragte Alex entsetzt.
»Nicht, solange ich mitspiele«, antwortete Evan. »Mitspielen? Wobei?«
Evan wandte sich Alex wieder zu, wich aber ihrem Blick aus. Er ließ den Kopf hängen und kickte verlegen in einen Haufen Schneematsch, der vor dem Vorderrad lag. »Du gehst doch wieder von hier weg, oder?«, wollte er wissen. »Ich meine, du und sie, deine Schwester, Cam, meine ich, ihr fahrt doch ziemlich bald wieder ab, stimmt's ?«
»Wir fliegen am Sonntag früh zurück«, nickte Alex. »Gut«, sagte er. »Dann seid ihr am Sonntagnachmittag nicht mehr da.«
»Warum, Evan? Was passiert am Sonntagnachmittag?« J etzt blickte er sie wieder direkt an und grinste. »Ihr seid am Sonntagnachmittag wieder zu Hause. Das passiert.«
»Nein, ich meine, was passiert hier? Am Montag fängt die Schule wieder an, stimmt's? Evan! Was passiert am Tag vorher?«
»Du wirst mir fehlen, Alex«, seufzte Evan und stieß dann laut den Atem aus. »Okay, jetzt ist der Motor endlich abgekühlt. Steig ein. Wir fahren zu diesem Blecheimer, der mal dein Zuhause war, greifen uns deinen bösen Stiefvater und geben ihm eine ordentliche Abreibung im Schnee.«
Als sie den Wohnwagen erreichten, in dem Sara und Alex früher gewohnt hatten, meinte Evan, er wolle draußen aufpassen, ob jemand kam.
»Okay, danke!«, sagte Alex. »Hupe ein paarmal, wenn du irgendwas Verdächtiges bemerkst.« Cam und Alex stapften durch den kniehohen Schnee zu dem halb verfallenen Wohnwagen hinüber, der mitten im Feld stand.
»Was ist? Hat er alles
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