Wiederkehr des Bosen
Hinterzimmern. Aber andererseits: Alex hielt noch diesen Stiefel in der Hand. Wenn er tatsächlich Ike gehörte, dann war er es, der dort in den Decken eingewickelt lag ... Aber war ein Stiefel schon ein handfestes Indiz dafür? Sie wusste es nicht.
Doch was sie genau wusste: Der furchtbare, alles durchdringende scharfe Gestank, der hier herrschte, war ihr »vertraut« ... und er war nicht menschlich. Camryns Augen tränten, sie atmete in kurzen heftigen Stößen. »Alex«, keuchte sie mühsam, »komm, wir hauen ab.«
Alex brauchte nicht überredet zu werden. Sie stieß einen Schrei aus, riss Cam mit sich zur Tür und beide sprangen mit einem gewaltigen Satz in den Schnee hinaus. Der Stiefel flog in weitem Bogen in eine pulvrige Schneewehe und verschwand darin. Cam wollte den Stiefel wieder herausholen, aber Alex hielt sie zurück. »Lass ihn dort«, sagte sie. »Ich weiß, wem er gehört.«
»Thantos?«, fragte Cam zitternd. »Oder ... der Gestank, dieser widerliche Gestank ... Ist das Fredos Stiefel?«
»Nein, es ist Ikes Stiefel«, sagte Alex und kämpfte gegen einen erneuten Brechreiz an. »Wir müssen die Polizei verständigen.«
»Kommt nicht in Frage!«, sagte Evan, als sie wieder in das Auto stiegen. »Keine Bullen. Ich hab schon genug Probleme am Hals...«
Der Pick-up raste krachend über den von Schlaglöchern übersäten Feldweg zur Straße. Alex presste die Hände auf den Magen und versuchte, das Frühstück bei sich zu behalten. Cam zog ihr Mobiltelefon heraus und wählte die Notrufnummer 911. Sie konnte gerade noch herausstoßen, was sie im Wohnwagen gefunden hatten, dann griff Evan über Alex hinweg, riss ihr das Telefon aus der Hand und schaltete es ab.
»Die Bullen werden sofort fragen, wer euch gefahren hat, und ihr werdet antworten, dass ich es war, und dann kommen sie zu mir und löchern mich mit Fragen, und ich hab keine Antworten parat, und deshalb ...« Evan ließ sich nicht besänftigen, er stoppte nicht, er gab das Telefon nicht her und raste weiter, über die schneebedeckte Landstraße, bis sie endlich vor Mrs Bass' Haus angekommen waren. Er ließ die Mädchen aussteigen, warf Cam durch das Fenster das Handy zu, legte knirschend den Gang ein und schoss mit aufheulendem Motor davon.
Das Haus war leer; Mrs Bass war noch nicht von der Arbeit zurück.
»Der Gestank«, begann Alex mit einiger Überwindung, rollte sich auf der Couch zusammen und stützte sich seitlich auf ein Kissen, »der Gestank war total eklig, aber irgendwie kam er mir bekannt vor.« Ihr war noch immer kalt - die Erinnerung an den Gestank ließ sie frösteln und die eisige Kälte im Wohnwagen steckte ihr noch in den
Knochen. Sie hatte nicht einmal ihre Outdoor-Jacke ausgezogen.
Auch Cam zitterte und ließ sich in einen Sessel fallen. »Ich hab im Leben nur einen einzigen Menschen getroffen, der so ranzig roch, und das war Onkel Fredo«, sagte sie. Sie warf einen nachdenklichen Blick in den offenen Kamin. Schade, dass kein Holz darin lag, sonst hätte sie versucht, es mit ihrem Blick anzuzünden. »Das war damals, als er sich in eine stinkende Riesenechse verwandelte, du weißt schon.«
»Fredo«, murmelte Alex und verzog das Gesicht. »Der ist ein ganz besonders fauler Apfel an unserem Familienbaum.«
»Und außerdem gehört er zu all den durchgeknallten Onkeln, die wir haben«, ergänzte Cam. Fredo, der geißbärtige, dürre Hexer, hatte nur eine einzige gute Seite - er war dümmer als eine Kühlschranklampe.
»Du glaubst also«, fragte Alex, »dass Onkel Fredo wieder aufgetaucht ist - diesmal verwandelt in einen toten Haufen Stofffetzen?«
»Jedenfalls stank das Zeug so«, antwortete Cam. »Bist du denn ganz sicher, dass das Ikes Stiefel war, über den ich gestolpert bin?«
»Ich geb zu, dass ich zuerst an Thantos gedacht habe«, sagte Alex und zog das Kissen enger an den Körper. »Ich auch«, stimmte Cam zu. »Aber der Stiefel war zu klein.«
»Scharf kombiniert, Sherlock«, versuchte Alex zu scherzen, aber plötzlich stieg wieder Übelkeit in ihr auf. Sie kämpfte sie nieder. »Dann dachte ich, vielleicht sind irgendwelche Obdachlosen oder die Typen von Evans Bande in den Wagen eingebrochen.«
»Aber Evans Kumpel tragen Schlangeniederstiefel, oder nicht?« Cams Augen tränten; sie wischte sich die Augen ab.
»Ja. Aber als ich mir das dreckige Ding genauer ansah, die abgelaufenen Absätze und so, da wusste ich, dass der Stiefel nur von diesem egoistischen Blutegel...«
»Isaac Piesack?«, unterbrach
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