Wiederkehr des Bosen
Unglück und Angst stecken an ... Alex schickte ihrer Schwester eine Gedanken-Mail: Evan wurmt irgendwas. Etwas, das bald passieren wird, etwas wirklich Schlimmes...
Und Cam wurde plötzlich etwas klar: Es passiert in Big Sky. Big Sky - das war es, was sie in ihrer Vision gesehen hatte! Die gewaltigen, bedrohlichen Schatten waren nur das Riesenrad und die Achterbahn gewesen, die jetzt, im Winter, natürlich stillgelegt worden waren. Diese Gerüste hatte sie umrissartig vor dem bleigrauen Himmel gesehen.
»Big Sky?«, entfuhr es Alex.
Evans Fuß krachte auf die Bremse. Die Sicherheitsgurte gruben sich schmerzhaft in die Körper der Mädchen. Die Räder blockierten und der Pick-up schleuderte über die eisglatte Fahrbahn. »Was quatscht ihr da?«, wollte Evan wütend wissen, als er den Wagen wieder unter Kontrolle hatte.
»Willst du uns umbringen?«, schrie Alex ihn an.
»Was ist mit Big Sky?«, brüllte Evan zurück. »Was soll das? Was weißt du darüber?«
»Zuerst bist du dran!«, fauchte Alex. »Du und Luce -meine so genannten besten Freunde! Plötzlich habt ihr ganz irregroße Geheimnisse! Aber ich darf nichts davon erfahren! Niemand erzählt mir die ganze Wahrheit...« Evan hatte den Motor abgewürgt und startete ihn erneut. Der Motor stotterte und spuckte, sprang aber nicht an. »Evan!« Alex blieb hartnäckig. »Drängt mich nicht raus. Wir drei kennen uns doch schon so lange, haben uns vertraut, waren immer füreinander da ...«
»Dann hör auf damit, Alex. Geh mir nicht auf den Keks!«, befahl Evan. »Ich schließ niemanden aus. Ich versuch nur, dich zu schützen, das ist alles.«
»Wovor denn oder vor wem ?«, wollte Alex wissen.
»Vor mir«, sagte Evan.
Mehr wollte er nicht sagen. Er schaltete völlig ab - buchstäblich ! Alex konnte nur in einen seiner Gedanken hineinhören: Evan war wütend darüber, dass Alexandra den Park überhaupt erwähnt hatte. Er glaubte, dass vielleicht Lucinda wieder mal zu viel getratscht hatte. Dann fiel ihm ein, dass er auch Luce kein Wort über das gesagt hatte, was sie im Park vorhatten ... »Evan, du musst irgendjemandem vertrauen«, flüsterte Alex ihm zu.
»Mach ich doch!«, antwortete er. »Ich vertraue dir ja. Darum geht's doch gar nicht, warum schnallst du das nicht endlich? Ich vertraue nur mir selbst nicht!« Evan hielt vor dem Friedhofstor. Alex und Cam stiegen aus.
»Wir sind gleich zurück«, sagte Alex, und Evan fuhr zum Parkplatz hinüber.
Die Mädchen liefen durch den Schnee auf den Hügel, bis sie an der Koniferengruppe ankamen, die Mrs Bass beschrieben hatte.
Dann sah Alex Saras Grab. Plötzlich schössen ihr die Tränen in die Augen, die sie so lange verdrängt hatte. Cam legte ihr den Arm um die Schultern, aber Alex schüttelte ihn ab. »Alles okay«, sagte sie, beinahe wütend. »Lass mich allein. Nur für ein paar Minuten.« Cam nickte nur und blieb im Schutz der Baumgruppe, stampfte mit den Füßen und rieb die frostigen Hände. Sie sah Alex nach, die durch den Schnee zu dem unscheinbaren Grabstein stolperte.
Alex kniete nieder. So viele Empfindungen stürmten auf sie ein. Dass ihr die Tränen über ihre frostkalten Wangen rannen, war keine Überraschung, aber woher kam die plötzliche Wut, von der sie förmlich geschüttelt wurde? Sie war Mrs Bass dankbar, dass sie die Würfel vom Grab genommen hatte, aber trotzdem bildete sie sich ein, die Würfel zu sehen - stellte sich Ike vor, der mit seinen Lügen, seinem Verschwinden, seinen Schulden Saras Tod beschleunigt hatte. Davon war Alex felsenfest überzeugt. Ja, natürlich waren die Zigaretten hauptsächlich schuld gewesen, aber hätte Sara wirklich so stark zu rauchen begonnen, wenn Ike nicht vorher das Haus, ja ihre ganze Existens verspielt hätte ? Wenn sie sich nicht ständig darüber hätte Sorgen machen müssen, wie sie ihre Tochter durchbringen sollte, und nicht dafür bis zum Umfallen hätte arbeiten müssen ? Wenn sie außerdem nicht all den Leuten Geld hätte zurückzahlen müssen, die von Ike betrogen worden waren?
Und jetzt wollte sich Ike auch noch in ihr, Alex', Leben einmischen.
Schon machte er Pläne, wie er Dave und Emily Barnes wegdrängen, ihnen das Sorgerecht für sie, Alex, streitig machen und sie von ihrer Schwester trennen konnte, die sie endlich gefunden hatte.
Alex spürte im Rücken, das sich ihr jemand näherte. Cam kam leise heran und legte die Hand beruhigend auf Alex' Schulter.
»Wir müssen Ike finden - und dann verjagen«, stieß Alex hervor, ohne
Weitere Kostenlose Bücher