Wiederkehr des Bosen
»Zu Saras Bach?«, seufzte Mrs Bass traurig. »Das war ihr Lieblingsplatz, schon in der Zeit, als wir noch kleine Mädchen waren. Sie ging da immer hin, um nachzudenken, zu meditieren, wie man es heute nennt. Sara hörte dort immer Stimmen ...«
letzt war Alex plötzlich sehr aufmerksam. »Jetzt hören Sie aber auf damit!«, rief sie und fiel in den Crow-Creek-Akzent zurück, den auch Lucinda immer sprach. Mrs Bass warf ihr einen eigenartigen Blick zu. »Ich meine«, fuhr sie schnell fort, »hat sie wirklich Stimmen gehört oder wollen Sie uns nur einen Bären aufbinden?«
»Die Wahrheit kennt niemand. Außer mir hat ihr niemand geglaubt. Aber ich wusste, dass sie nicht log. Und ich wusste auch, dass sie nicht verrückt war - auch wenn sie auf diesen Quatschkopf, diesen aufgedröhnten, eitlen Minigockel Isaac Fielding hereinfiel. Größter Fehler ihres Lebens.« Mrs Bass schüttelte mitleidig den Kopf. »Was war mit den Stimmen?«, drängte Cam.
»Ja, nun, der Bach, und überhaupt die ganze Gegend, galten den Crow-Indianern als heiliger Ort.«
»Welche Sprache hatten die Crows?«, unterbrach Alex. »Einen seltenen Sioux-Dialekt, glaube ich«, antwortete Mrs Bass. Sie betrachtete Alex neugierig. »Es war die Sprache der Hidatsa-Crow von Süd-Dakota. Und was den Bach betrifft - man glaubt, dass dort ein angesehener Schamane gestorben sein soll. Ein Schamane ist ein Heiler, die Weißen nennen ihn Medizinmann ...« Bei Doris Bass war die Bibliothekarin durchgebrochen. Sie war auf dem besten Weg, ihnen eine längere Lektion zu geben. Cam unterbrach sie: »Und Sara verstand die Sioux-Sprache?«
»Glaube ich nicht, aber ich weiß es nicht sicher. Bei Sara gab es so viel, was ich nicht genau wusste. Zum Beispiel hatte sie ... wie soll ich es ausdrücken ... übernatürliche Fähigkeiten, könnte man sagen. Sie war extrem gefühlsbetont, intuitiv. Sie beschäftigte sich auch immer mit Parapsychologie. Darin war sie sogar sehr gut. Allerdings bemerkte ich das erst, als wir aus der Schule entlassen worden waren. Aber nachdem sie dich adoptiert hatte, verlor sie das Interesse an diesen Dingen ... Oh!« Mrs Bass schien plötzlich noch etwas anderes einzufallen: »Der Bach ist nicht nur ein heiliger Ort für die Indianer, Alex - das war auch die Stelle, wo du ihr übergeben wurdest ... von einem weißhaarigen Mann, den sie bei einem Zaubererkongress kennen gelernt hatte.« Völlig überrascht schnappten Alex und Cam gleichzeitig nach Luft. Der weißhaarige Mann - das konnte nur Karsh gewesen sein.
Kapitel 8 - DIE DUNKLE SEITE VON COVENTRY
Die Nordseite von Coventry Island bestand aus zerklüfteten Kliffen. Vom beständigen Wind waren die wenigen Bäume, die hier wurzelten, verformt und verkrüppelt, und außer einem dünnen Teppich von Moosen und Flechten, die den steinigen Boden spärlich bedeckten, gab es keine weitere Vegetation. Auf der höchsten Erhebung dieser öden Landschaft stand Crailmore, eine verlassene Festung, die während der Zeit der grausamen Hexenverfolgungen erbaut worden war.
Crailmore war der Ahnenstammsitz der Familie DuBaer. Die DuBaers behaupteten, mit einer Reihe von Berühmtheiten verwandt zu sein - mit dem Arzt der Königin Cleopatra zum Beispiel, mit dem Zauberer Merlin, mit mehreren Hohepriestern der Inkas, mit polynesischen Häuptlingen, indianischen Schamanen und dutzenden von gefürchteten und verehrten Gurus, Sehern, Wahrsagern, Heilern, Hellsehern und Mystikern ... Und in Crailmore wohnte (oder wie manche sagten, versteckte sich) Thantos, wenn er seine Heimatinsel besuchte. Und hier lebte auch sein hitzköpfiger Bruder Fredo.
Die Festung war groß genug, um eine ganze Armee zu beherbergen. Aber Thantos' Gefolgsleute hatten ihn fast alle verlassen - nur noch eine Hand voll Getreuer waren bei ihm geblieben, eine Horde von unerfahrenen jungen Glücksrittern, jungen Hexen und Hexern, die auf eine Gelegenheit hofften, ihren Wagemut in seinen Diensten unter Beweis zu stellen. Hier war auch der junge Hexer Shane ausgebildet worden, bis er sich ausgerechnet in Cam, eine von Thantos' Nichten, verliebt hatte.
Thantos hatte heute seinen gesamten Haushalt angewiesen, dass man ihn mit seinem Bruder allein lassen möge. Fredo zupfte an den spärlichen Barthaaren, die ihm aus dem spitzen Kinn sprossen. Er kauerte nervös in einem Armsessel neben dem Kamin. Im Kamin lag nur wenig Holz; die Spinnweben hingen so dicht im Rauchfang, dass der Rauch wahrscheinlich gar nicht mehr abziehen würde.
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