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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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aus der Erde zu picken. Die halbe Ernte konnte leicht an die gefiederten Räuber verloren gehen, bevor die Saatkörner auch nur die Chance hatten, Wurzeln zu schlagen. Jetzt würde es zu Betsys Aufgaben gehören, die Vögel zu verscheuchen. Doch an jenem düsteren Nachmittag, dem letzten des alten Jahres, hatten Henry und Tom ihre Meinungsverschiedenheiten beigelegt und waren zusammen hinausgegangen, um die Vögel mit Kreiseln zu verjagen und die Saat mit einer Hacke wieder zuzudecken, so gut es ging.
    Die Kreisel waren fröhlich aussehende Dinger, die aus alten Seilen und Bindfäden gefertigt und mit Papierschleifen verziert worden waren. Jeder war an einem Griff befestigt, an dem die Männer sie über ihren Köpfen schwenkten, während sie durch die Furchen gingen. Außerdem hatten sie Hunde dabei, zwei muntere Collies, die bald hierhin, bald dorthin sprangen und schnappten und im Zickzack über das Feld liefen, um alle Krähen und Stare zu fangen, die töricht genug waren, ihr Futter wichtiger zu nehmen als ihre Sicherheit.
    »Glaubst du die Geschichte des Iren?«, fragte Tom.
    »Ich habe keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln, und du?«
    »Keinen, nur dass es sich nicht mit dem deckt, was wir über ihn wissen.«
    »Wir wissen gar nichts über ihn«, sagte Henry. »Selbst Betsy wurde im Dunkeln gelassen. Genau das, was man von einem Mann erwarten würde, der seinen Lebensunterhalt außerhalb des Gesetzes verdient.«
    Tom schwenkte den Kreisel über dem Kopf und sah zu, wie eine Schar Stare widerstrebend von den Furchen vor ihm aufflog. »Es war eben alles zu gut, um von Dauer zu sein. Habe ich dir nicht gesagt, dass es nur ein Traum ist, Henry? Ein Mann bekommt nur, wofür er mit ehrlicher Arbeit bezahlt.«
    Henry klopfte etwas Erde mit der Klinge der Hacke flach. »Diese Frachten zu befördern war vielleicht nicht ehrlich, aber Arbeit war es, weiß Gott, genug.«
    Tom lachte. »Aye, das stimmt allerdings.«
    »Wir haben noch immer an die hundert Pfund«, sagte Henry. »Die Pacht für ein Jahr und ein dicker Batzen, um diese Farm so weit auf Vordermann zu bringen, dass sie Gewinn abwirft.«
    »Nicht genug«, erwiderte Tom.
    »Mehr, weitaus mehr als wir je zuvor im Leben hatten.«
    »Trotzdem nicht genug«, beharrte Tom. »In achtzehn Monaten werden wir wieder mit fauligem Boden und unberechenbarem Wetter zu kämpfen haben und nicht besser dran sein als vor Daddys Tod, jedenfalls nicht viel.«
    »Was braucht es eigentlich, um dich glücklich zu machen?«
    »Mehr als Geld«, antwortete Tom.
    »Hängst du noch immer Hewitts Tochter nach?«
    »Nein, sie war nur eine flüchtige Laune.«
    »Lügner.« Henry lächelte. »Hier, schwenk noch einmal den Kreisel, bevor uns die Krähen die Augen aushacken.«
    Tom schlug mit den Knoten des Kreisels nach einer aufmüpfigen Rabenkrähe, die sich weigerte, sich von der Furche loszureißen. Der Vogel hüpfte, flog auf, fiel und hüpfte wieder weiter, doch er hielt sich stets knapp außer Reichweite. »Ich bin geneigt zu glauben, dass ich mich vielleicht näher bei uns zu Hause nach einer Ehefrau umsehen sollte«, sagte Tom.
    »MacCreadies Tochter hat dich bereits abgewiesen.«
    »Nicht MacCreadies Tochter, nein.«
    Henry stützte sich auf die Hacke; den Kreisel hatte er sich über die Schulter geworfen. »Wer denn dann?«
    »Betsy, unsere Betsy«, antwortete Tom.
    Eine halbe Minute lang sagte Henry nichts, dann bemerkte er: »Es sind alle möglichen praktischen Schwierigkeiten zu klären, bevor sich einer von uns eine Frau nehmen kann.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Wo würden wir schlafen?«
    »Das habe ich mir schon überlegt«, erwiderte Tom. »Mammy schläft bei Janet, du nimmst das große Bett, und Betsy – meine Frau – und ich haben den Dachboden für uns.«
    »Und was, wenn ich beschließen sollte, mir auch eine Frau zu nehmen?«
    »Dann hättet ihr das große Bett in der Küche.«
    »Von Privatsphäre kann da aber kaum die Rede sein, oder?«
    Am Rand des Feldes hetzte einer der Hunde einen Hasen vor sich her. Die Männer sahen der Verfolgungsjagd schweigend zu. Der Feldhase lief am Rand der Schneegrenze entlang, schoss bald in die eine, bald in die andere Richtung, bis der Collie trotz all seiner Erfahrung verwirrt war und laut bellend zu seinen Herrchen zurückkehrte.
    »Das ist ein unsinniges Argument«, erklärte Tom, »da du gar nicht die Absicht hast zu heiraten.«
    »Oh«, sagte Henry, »und ob ich die Absicht habe zu heiraten. Ich habe nur noch nicht die

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