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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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Richtige gefunden.«
    »Das heißt, du hast kein Auge auf unsere Miss McBride geworfen?«
    »Betsy würde mich nicht nehmen«, antwortete Henry.
    »Aber mich würde sie doch nehmen, oder?«
    »Oh, aye«, sagte Henry leise. »Dich würde sie zweifellos mit Handkuss nehmen.« Und mit diesen Worten steckte er die Hacke in die Erde und ließ seinen Bruder einfach stehen. Er stapfte davon in Richtung See und schwenkte den Kreisel wild über dem Kopf, offenbar nichts Tiefgründigeres im Sinn, als Krähen von den Furchen zu verscheuchen und die Saat in der Erde zu schützen.
    Schlag Mitternacht zog Agnes die drei Uhren im Haus auf, Tom schenkte Whisky aus dem Krug ein, und Janet warf sich tollkühn in Mr. McCaskies Arme und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Es gab Küsse und Umarmungen auf allen Seiten, aber Betsy, so bemerkte Henry, gab seinem Bruder nur ein flüchtiges Küsschen auf die Wange, und selbst das ohne jede Leidenschaft. Er selbst küsste Betsy, drückte sie ein, zwei Augenblicke an sich und genoss ihre Wärme und Weichheit. Dabei spürte er beglückt, dass das Mädchen sich in seine Armbeuge kuschelte.
    Es gab Tränen um das Jahr, das vergangen war, das Jahr, das ihnen Matt Brodie genommen hatte, aber auch eine gewisse Freude über das neue Glück, das Mr. McCaskie ihnen beschert hatte.
    Auf Janets Drängen hin bekam der dunkelhaarige »Fremde« ein Stück Kohle und eine Schale Hafergrütze in die Hand gedrückt und wurde in die Dunkelheit hinausgeschickt und die Tür hinter ihm geschlossen und verriegelt. Eine seltsame, erwartungsvolle Stille herrschte in der Küche, während ein, zwei Minuten verstrichen und dann ein Klopfen an der Tür die Anspannung löste und Henry lachend sagte:
    »Wer mag das wohl sein? Wer ist gekommen, um als Erster in diesem Jahr den Fuß über unsere Türschwelle zu setzen? Und wird er uns Wohlstand bringen?« Und dann schob er mit einer feierlichen Geste den Riegel zurück, riss die Tür auf und bat Conn, über die Schwelle zu treten und ihm die Hand zu schütteln.
    Für den Iren war es kein glücklicher Beginn des neuen Jahres, schließlich war er obdachlos, mittellos und auf der Flucht, doch er spielte seine Rolle gut und aß und trank und ließ das Getue über sich ergehen, das um ihn gemacht wurde, als wäre er durch die raue See von der Isle of Man nur zu einem Zweck herübergesegelt: um das neue Jahr zusammen mit den Brodies zu begrüßen.
    Es war auch das erste Neujahr seit einer ganzen Weile, an dem Tom nicht Hut und Mantel anzog und losritt, um seine Freunde zu treffen und mit ihnen bei Johnny Rankine als Erster den »Fuß über die Schwelle« zu setzen, sich mit halb beschwipsten Mädchen im Heu zu vergnügen und einen Tag später halb betrunken und keineswegs reumütig nach Hause zu torkeln, um den Zorn seines Vaters über sich ergehen zu lassen.
    Toasts wurden ausgebracht und Ansprachen gehalten, Erinnerungen ausgetauscht und Hoffnungen kundgetan. Janet, die keine harten Getränke vertrug, schlief auf Conns Knie ein und wurde über seiner Schulter weggetragen wie ein Sack Mehl und auf dem Bett im Hinterzimmer abgelegt, das Connor für eine Decke und ein Kissen auf dem Dachboden geräumt hatte.
    Um kurz nach zwei zog sich Agnes zum Schlafen zurück. Tom war zu nüchtern, als gut für ihn war. Er erkundigte sich beiläufig, ob Betsy mit ihm eine Runde über den Hof drehen würde, um den Pferden ein gutes neues Jahr zu wünschen. Und Henry, der ein letztes Glas mit Conn trank, legte den Kopf schräg und wartete. Er wagte kaum zu atmen, denn er wollte unbedingt Betsys Antwort hören.
    »Ich werde morgen früh noch genug von den Pferden sehen, schönen Dank, Tom«, sagte Betsy und huschte davon, um sich zu Janet ins Bett zu legen.
    Die Männer plauderten noch eine halbe Stunde, und Conn erläuterte seine Pläne, wie er wieder zu Geld kommen wollte. Danach erleichterten die drei sich im Hof, kletterten nacheinander die Leiter hoch und legten sich, ernüchtert und ein wenig bedrückt, schlafen.
    Die beiden Brodie-Jungen genossen schon lange den Luxus eines eigenen Bettes, auch wenn es kaum Betten waren, sondern eher lange, schmale Schlafkojen, die aus alten Brettern gezimmert waren, die Matthew Brodie unter der steilen Dachschräge glatt gehobelt und zusammengenagelt hatte. Henry lag mit dem Kopf nach Norden, Toms Füße zeigten nach Osten, zwischen ihnen auf dem Boden stand eine Kerze, und ein Durcheinander von Kleidern und Stiefeln lag rings um sie verstreut. Ein wackeliger

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