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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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Tisch und ein angeknackster Stuhl waren bis ganz an den Giebel gerückt worden, um Platz für Conn zu schaffen. Dort streckte er sich gähnend aus, nachdem er sich wie ein Tümmler oder ein Wal in die graue Decke eingerollt und murmelnd eine gute Nacht gewünscht hatte.
    Tom lag mit auf der Brust gefalteten Händen auf dem Rücken und starrte zu den Balken und Schindeln genau über seinem Kopf hinauf. Er kannte jeden Spalt und jede Ritze, jeden Knoten und jeden Splitter so gut wie seinen eigenen Körper, denn er hatte schon viele Nächte so dagelegen, gequält von lüsternen Gedanken oder, noch schlimmer, einem rasenden Gefühl von Ungerechtigkeit gegen seinen Vater und die Welt im Allgemeinen.
    Irgendwann musste Tom dann doch eingeschlafen sein.
    Er war gar nicht sicher, ob er schlief und träumte, aber im Laufe der Nacht kam sein Vater zu ihm, so echt und lebendig, wie er im wirklichen Leben gewesen war. Er stand entschlossen in seiner Arbeitskleidung an Toms Bett und bewegte die Hand nur ein paar Zoll vor der Nase seines Sohnes hin und her. All die Zweifel des Tages und die, die mit der Nacht kamen, jenes heftige kleine Flimmern und Funkeln, das Tom in einem fort quälte – alles war auf einmal beschwichtigt, und er wusste mit absoluter Gewissheit, dass es nur eine Möglichkeit gab, sich von dem Geist zu befreien: dem Geist zu geben, was er wollte, was immer das sein mochte.
    Auf den Straßen von Drennan herrschte ungewöhnlich viel Trubel, denn der Neujahrstag war ein allgemeiner Feiertag, an dem die Familien zusammenkamen und Geschenke tauschten und Männer auf einen Schluck Whisky oder zwei zu Caddy Crawford’s schlenderten und jedem die Hand schüttelten, der entschied, sich Nachbar oder Freund zu nennen.
    Niemand, am allerwenigsten Rose, wunderte sich, Lucas Fergusson um kurz nach Mittag auf der Türschwelle hüpfen zu sehen. Er hatte für den Anlass seine auffällige Garderobe angelegt und sah, wie Rose fand, auf eine charmante Weise exzentrisch aus, als er mit einem Satz über die Schwelle sprang. Er balancierte drei Pakete, zwei große und ein eher kleines, auf seinen Armen und hätte sie in seinem Eifer, Rose’ rubinrote Lippen zu küssen, womöglich auf dem Boden verstreut, wenn sie ihn nicht von seiner Last befreit hätte.
    »Wer ist denn da?« Mrs. Prole steckte den Kopf aus der Küche. »Ist das Lucas?«
    »Natürlich ist er das«, kam Papa Hewitts Stimme aus dem Salon. »Willkommen, mein Junge, willkommen und ein gutes neues Jahr dir und den Deinen.«
    »Danke, Sir«, murmelte Lucas. Er küsste Rose hastig auf die Wange, bevor die Haushälterin oder Mr. Hewitt herbeistürzen konnten, um es zu verhindern. »Ich habe dir etwas mitgebracht, meine Liebste, etwas Schönes. Und ich habe es von meinem eigenen Geld gekauft. Der Käse ist für deinen Vater, und die Fäustlinge sind für die Frau, Mrs. Pro ...«
    »Pst, Lukie.« Rose legte ihm einen Finger an die Lippen. »Verdirb die Überraschung nicht!«
    Sie half ihm aus dem langen Mantel, nahm ihm den hohen Hut ab und legte ihn sorgfältig auf dem Garderobenständer ab. Sie entfernte einen Fussel von seiner Weste und rückte ihm die Krawatte zurecht, während sie in einem fort zu ihm hochlächelte. Und als der Moment vorbei war, drehte sie ihn zu Eunice Prole um, die sich in diesem Augenblick die Hände an einem Geschirrtuch abtrocknete und aus der Küche eilte, um Lucas besitzergreifend zu umarmen. Einen Sekundenbruchteil später tauchte Neville aus dem Salon auf, schüttelte dem jungen Mann beide Hände und führte ihn weg, um vor dem Abendessen ein Glas Wein mit ihm zu trinken.
    Der Käse wurde prompt ausgepackt, ein schönes, reifes, rundes Stück vom Besten, was Ayrshire zu bieten hatte. Die Fäustlinge aus hellblauer Wolle waren fein gestrickt und gehörten zu einem ebensolchen Schal, den Eunice Prole für entzückend erklärte. Das kleinere Paket, kleiner als eine Zunderbüchse, legte Lucas seiner Angebeteten ehrfurchtsvoll in die Hände, und sie packte es behutsam aus, während er neben ihr aufgeregt auf den Füßen wippte.
    Rose sah mit glänzenden Augen auf. »Lucas«, sagte sie, »das ist wunderschön.«
    »Habe ich selbst ausgesucht.«
    Das silberne Herz, schlicht und rein, lag auf einem roten Samtkissen, eine feingliedrige Kette war darum geschlungen, und der Verschlusshaken so winzig, dass er fast unsichtbar war.
    Rose nahm den Anhänger vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Habe ich selbst bei Duke’s in Ayr ausgesucht«,

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