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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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damit warten. Zum Glück entdeckte der Freund ihn und ergatterte einen Randplatz in der Loge seines Vaters. Mit einem Neffen und zwei kleinen, zappeligen Nichten neben sich gelang es ihm, während des Gottesdienstes ein, zwei Worte mit seinem Farmerfreund zu wechseln und nach dem Schlusssegen den Klauen seiner Familie lange genug zu entkommen, um Tom auf dem Kiesplatz zwischen Kirche und Friedhof zu treffen.
    An diesem Sonntag waren die Unterschiede zwischen den beiden Männern so offensichtlich wie nie zuvor. Peter war wie ein Gentleman gekleidet und Tom wie ein verarmter Farmer. Er hatte kein Band im Haar, keinen Glanz auf den Stiefeln, und sein Gang ließ allen Stolz vermissen. Als Peter Frye um die Ecke bog, nahm Tom den Hut ab und hielt ihn mit beiden Händen wie ein Bittsteller.
    »Großer Gott, Tom! Du siehst fürchterlich aus. Hast du wieder einmal zu tief ins Glas geschaut?«
    »Nicht tief genug«, antwortete Tom grimmig. »Ich habe schon genug Ärger am Hals, auch ohne mir mit Trinken noch mehr einzuhandeln.«
    »Geht es wieder ums Geld?«
    »Nein, nicht ums Geld. Nicht nur ums Geld.«
    »Dann muss es mit einer Frau zusammenhängen«, sagte Peter. »Vielleicht um Miss Hewitt?«
    »Hast du sie in letzter Zeit gesehen?«, fragte Tom.
    »Keine Spur.«
    »Ich auch nicht.«
    »Soll ich dir bei einer erneuten Fensterkletterei das Geleit geben?«, wollte Peter wissen. »Eine Neujahrsüberraschung für die Dame vielleicht?«
    »Diesen Unsinn haben wir längst hinter uns gelassen«, entgegnete Tom. »Aus irgendeinem kleinlichen Grund grollt sie mir. Offen gestanden, Peter, bin ich geneigt, mich andernorts nach einer Ehefrau umzusehen.«
    »Einer Ehefrau?«
    »Es ist an der Zeit, dass ich sesshaft werde«, sagte Tom. »Jetzt, da mein Vater nicht mehr ist, habe ich Verpflichtungen geerbt, die ich nicht ignorieren kann, und bald werde ich eine treue und zuverlässige Ehefrau brauchen, die in den Stürmen des Lebens zu mir steht.«
    »Den Stürmen des Lebens?«, fragte Peter. »Wirklich?«
    »Meinst du, ich sollte heiraten?«
    »Nun, ich ... ganz ehrlich, Tom, ich weiß nicht, was ich dir antworten soll. Hast du eine bestimmte Kandidatin ins Auge gefasst?«
    »Betsy McBride.«
    »Euer Milchmädchen?«
    »Unsere Magd.«
    Peter zögerte. »Nun, du wärst nicht der erste Farmer, der eine Magd heiratet – weiß Gott nicht –, und die betreffende junge Dame ist gewiss hübsch anzusehen. Sag mir, Tom, hast du in der Hinsicht schon einmal vorgefühlt?«
    »Aye«, räumte Tom widerstrebend ein. »Das habe ich.«
    »Und war sie ... befriedigend?«
    »Das war sie.«
    »Hat sie ein Kind?«, sagte Peter.
    »Gott, nein! Zumindest habe ich nichts dergleichen gehört.«
    »Hast du dem Mädchen gegenüber deine Absichten irgendwie angedeutet?«, erkundigte sich Peter. »Außer dass du sie gemäht hast, meine ich?«
    »Nein.«
    »Ist sie in dich verliebt, was denkst du?«
    »Oh, ja«, sagte Tom. »Das ist sie. Warum sollte sie es nicht sein?«
    »Warum nicht, in der Tat?«, stimmte Peter zu. »Hör zu, Tom, ich muss dich jetzt allein lassen. Mein Vater wird jeden Augenblick Späher ausschicken, und ich habe familiäre Verpflichtungen, denen ich gewissenhaft nachkommen muss.«
    »Die Familie zuerst, was? Stets die Familie zuerst?«
    »Lass uns bald nach Neujahr ein Treffen vereinbaren«, schlug Peter vor, »wenn wir Zeit haben, die Angelegenheit mit all ihren Konsequenzen ausführlicher zu besprechen.«
    »Aye«, sagte Tom. »Nach Neujahr.«
    Peter schlug dem Freund einmal sanft mit der Faust auf die Schulter. »Sei bis dahin vorsichtig, Tom, ich flehe dich an! Überstürze nichts!«
    »Das würde ich niemals tun«, sagte Tom.
    Eine schwere See toste am letzten Morgen des Jahres. Es kostete Conn viel Zeit, das Boot in Port Cedric auf den Strand zu setzen, und seine ganze Kraft, es über die Gezeitenmarke zu schleppen. Verzweiflung, kein tollkühner Mut, hatte ihn dazu getrieben, die Überfahrt von der Isle of Man in einem solch kleinen Boot zu wagen. Wenn er den Wind nicht im Rücken gehabt hätte, wäre er in den Gegenströmungen um den Mull of Galloway gewiss untergegangen. Aber so hatte Conn anhand des Sternenlichts und seines Kompasses gesteuert, und als im Osten die erste Morgendämmerung den Himmel erhellt hatte, hatte er die Flut genutzt, die rasch in die Förde strömte.
    Er hatte einen Tag und eine Nacht hinter sich, die er am liebsten vergessen wollte – einen Tag und eine Nacht, in denen der gesamte Aufbau seines

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