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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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das Kinn und kippte das warme, berauschende Getränk mit einem Schluck. Sie versuchte, nicht zu husten, während sie ihr Glas hinhielt, um sich nachschenken zu lassen.
    »Eine Frau ganz nach deinem Geschmack, Tom«, bemerkte Mr. Ogilvy.
    »Aye, eine Frau mit einem gesunden Appetit.« Der Ire lachte schallend auf. »Mehr von diesem Rotwein soll uns recht sein, nehme ich an, da wir das Zeug zu einer anständigen Zecherei haben und der Tag noch jung ist.«
    Tom  schenkte  ein.
    Rose trank.
    Ihr Vater und Mrs. Prole waren ein, zwei Gläsern nach dem Abendessen nicht abgeneigt, aber ihr selbst hatte man stets nur einen Schluck süßen Sherry oder einen Fingerhut voll des sauren deutschen Weines gestattet, den Papa billig in Ayr kaufte. Schon als Rose das zweite Glas leerte, spürte sie, dass diese schwere, rote Flüssigkeit stark genug war, um ihre Hemmungen so rasch dahinschmelzen zu lassen, wie Feuer Eis zum Schmelzen bringt. Sie stellte das geleerte Glas auf den Tisch und nahm sich noch eine Scheibe Rindfleisch.
    Ein paar Einheimische saßen auf den Bänken im Garten, und noch einige mehr hockten um die Hintertür der verräucherten kleinen Taverne. Die Frauen waren keine Huren oder Dirnen, wie Mrs. Prole behaupten würde. Rose erkannte die Frau des Müllers und Zwillingsschwestern, die in der Manufaktur ihres Vaters gearbeitet hatten, bis der Niedergang seiner Geschäfte ihn veranlasst hatte, sie zu entlassen. Auf einem Stuhl neben der Tür, einen Humpen Ale und eine Tonpfeife in der Hand, saß eine steinalte Frau, Witwe des berüchtigten Barden von Copplestone, der vor fast vierzig Jahren der Vergessenheit und einem frühen Grab anheimgefallen war.
    Rose war für diese Männer und Frauen nicht mehr eine Fremde als umgekehrt. Selbst ein flüchtiger Blick auf den Gehilfen des Doktors, der mit seinem krummen Rücken an der Wand der Taverne lehnte und an einem, wie es aussah, Schweinefuß kaute, ließ sie nicht besorgt innehalten. Sie lächelte, hob das Glas, das Tom ihr nachgeschenkt hatte, und rief: »Ho, Archie!«, ein Gruß, den der Bucklige entweder nicht hörte oder absichtlich überhörte.
    »Miss Hewitt«, sagte Betsy, »ich glaube, Sie hatten genug.«
    »Unsinn!« Trotzig hielt sie Tom das geleerte Glas hin. »Thomas, wenn ich Sie bitten darf.« Als Mr. Brodie einen Arm um ihre Taille legte, wiegte sie die Hüften und stieß ihn unter dem Tisch verstohlen mit dem Knie an. Einen Augenblick lang schien er verdutzt über ihre freundschaftliche Geste zu sein, und dann kippte er, mit beachtlicher Gelassenheit, wie sie fand, einen großzügigen Schuss der köstlichen roten Flüssigkeit in ihr Glas, ohne einen Tropfen zu verschütten. Er wischte den Hals der Flasche ab und bot ihr, mit einem flüchtigen Blick auf Mr. Frye, seine Hand.
    Unbeirrt von dem Schweigen, das sich über den Tisch gesenkt hatte, sah sie Tom genau in die Augen und leckte dann mit der Zungenspitze die Weintropfen von seinen schwieligen Fingern.
    »Großer Gott!«, rief Mr. Ogilvy.
    »Na, na, na!«, sagte Peter Frye.
    Rose warf den Kopf zurück. »Das haben Sie wohl nicht erwartet, was, Mr. Brodie? Wenn Sie schon Ihren Spott mit mir treiben wollen, werden Sie es dann wenigstens offen und ehrlich tun?« Sie packte ihn am Handgelenk und führte seine Hand erneut an ihren Mund. »Ihre Finger, Sir, sind weitaus weniger behaart als Ihr Kinn und, wie ich gestehe, weitaus weniger wohlschmeckend als Ihre Zunge. Würden Sie mir einen Kuss gewähren, Tom, oder sind Sie so schüchtern, dass Sie eine Dame nur im Dunkel der Nacht küssen, mit einem Reiter in der Nähe?« Sie legte eine Hand auf ihre Brust und blähte die Wangen, und bevor irgendjemand ein Wort sagen konnte, schnellte sie herum. »Guter Ire, wo bleibt der Wein, den Sie mir versprochen haben? Ist keiner mehr zu bekommen?« Bevor der Ire antworten konnte, schwenkte sie erneut herum. »Nun, Tom, werden Sie mich vor Zeugen nicht küssen, oder fürchten Sie sich davor, sich bei helllichtem Tag zu erklären, wenn Sie den Konsequenzen nicht entkommen können?«
    Der Ire beugte sich vor. Peter Frye und Mr. Ogilvy richteten sich kerzengerade auf. Rose’ kleine Rede hatte die Aufmerksamkeit der Farmer an der Tür der Taverne erregt und die eines Kellnerjungen, der, ein beladenes Tablett in den Händen, unvermittelt stehen blieb.
    »Nun, Tom?«, sagte Betsy leise. »Antworten Sie dem Mädchen!«
    Tom schwieg einen Augenblick, dann neigte er sein Gesicht vor und küsste Rose auf den Mund. Er zog sich

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