Wiedersehen in den Highlands - Roman
nicht sofort zurück, sondern verharrte mit seinen Lippen auf ihren; sein Atem streifte ihre Wange. Rose schloss die Augen, und während um sie herum Jubel und Beifall aufbrandeten, spürte sie, wie sich die Welt drehte. Vor Angst, in Ohnmacht zu fallen, ließ sie den Kopf sinken, bis ihre Stirn an Tom Brodies Brust ruhte.
» Du dreckiges Schwein, nimm deine Pfoten von ihr! « Mrs. Prole beugte sich über die Mauer, gekrümmt wie die Klinge eines Klappmessers. Sie kreischte Rose’ Namen und versuchte, den Iren an den Haaren zu zerren, als wäre er und nicht Brodie in flagranti dabei ertappt worden, wie er ihren Schützling entehrte. »Lass sie los, lass sie los, du – du ...«, brüllte Mrs. Prole. »Rose, komm auf der Stelle her zu mir, sonst werde ich bei allem, was mir heilig ist, nach den Soldaten schicken!«
»Den Soldaten?«, fragte Connor McCaskie. »Was denn für Soldaten?«
Rose wischte sich ihre fettigen Finger an den Ärmeln ab, strich die Röcke glatt, rückte ihr Häubchen zurecht und sagte mit einer schwankenden kleinen Verbeugung vor der versammelten Gesellschaft: »Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft. Es scheint, meine Anwesenheit wird zu Hause verlangt.«
Sie drückte Tom Brodie einen Kuss auf die Stirn und trippelte mit so viel Würde, wie sie in ihrem beschwipsten Zustand aufbringen konnte, zu der Schwingpforte und ließ sich wie ein schmollendes Kind wegzerren.
Am Vorabend des amerikanischen Krieges war die Caledonian Bank mit Schulden von über einhundertvierzigtausend Pfund ins Straucheln gekommen. Der Zusammenbruch hatte nicht nur einige der wohlhabendsten Tabakhändler Glasgows an den Rand des Ruins gebracht, sondern auch eine Handvoll schottischer Gutsherren, unter ihnen Sir Adam Pendicle. Der Alte hatte es irgendwie geschafft, an ein paar Hundert Acres Waldland und seinem verfallenden herrschaftlichen Schloss an der Westseite des Pendicle Hill festzuhalten, aber all sein Grund und Boden in und um Drennan war in kleinen Parzellen an ortsansässige Händler verkauft worden, die das Geld übrig und den Ehrgeiz hatten, in der Gesellschaft aufzusteigen.
Walter Fergusson hatte einhundertsechzig Acres besten Weidelands zu einem Spottpreis erworben. Neville Hewitt hatte, angestachelt von seinem Freund, seine Manufaktur beliehen, um drei kleine Farmen zu kaufen. Er hatte die alteingesessenen Pächter umgehend gegen Familien ausgetauscht, die gewillt waren, Pachtverträge knapp unter Wucher zu unterzeichnen. Zwei von Mr. Hewitts neuen Pächtern waren bereits in den Ruin getrieben worden, ihr Viehbestand und Hab und Gut verkauft und ihre Farmen an einen neuen Schwung Optimisten verpachtet worden, an denen in Ayrshire kein Mangel zu herrschen schien.
Nur Hawkshill war im Besitz der ursprünglichen Pächter verblieben; siebzig saure Acres, bewirtschaftet von Brodie und seinem Clan, deren ärmliche Existenz Mr. Hewitt als persönliche Beleidigung ansah. Die hartnäckige Weigerung der Brodies, sich den Rücken brechen zu lassen, während sie seinen Grundbesitz verbesserten, fraß wie ein Krebsgeschwür an seiner Seele.
Der Tod seiner Ehefrau hatte Hewitt weniger hart getroffen als der Niedergang seiner Geschäfte, denn die Flachsmühle war nicht mehr die Goldgrube, die sie ein Jahrzehnt zuvor gewesen war. Abgelenkt von dem schwächelnden Markt und den nicht unwillkommenen Forderungen seiner Haushälterin, war ihm entgangen, dass sein größter Vermögenswert nicht die geleerten Rottegruben in seinem Flachsschuppen waren, sondern seine schöne Tochter Rose.
»Nun«, sagte Mr. Fergusson, »ich würde sie ja selbst heiraten, wenn sie mit einer Mitgift daherkäme. Fürwahr, Neville, ich könnte sogar gewillt sein, auf eine Mitgift zu verzichten. Deine Tochter ist ein Juwel unter den Frauen und, wie ich annehme, unberührt?«
»Für ihre Unschuld kann ich mich verbürgen«, antwortete Mr. Hewitt unbehaglich.
»Sie kann lesen und schreiben, nehme ich an?«
»Natürlich kann sie lesen und schreiben«, sagte Mr. Hewitt. »Ich habe im Laufe der Jahre etliche Privatlehrer beschäftigt. Sie kann sich zudem, bei Bedarf, auf Französisch verständigen und spielt recht gut Harfe.«
»Harfe?« Mr. Fergusson zog eine Augenbraue hoch. »Nun, ist das nicht ein Talent, das einen Mann erfreut, wenn ein solcher Engel Harfe für ihn spielt, wenn er an einem Winterabend erschöpft nach Hause kommt? Wie groß ist ihr Instrument?«
»Recht klein«, erklärte Neville Hewitt.
»Zweckmäßig für ihre
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