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Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Titel: Wiedersehen in Hannesford Court - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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kann mich wirklich nicht daran erinnern. Vermutlich schätzte ich seine politischen Ansichten nicht.« Irgendwo hinter mir schlug eine Uhr. »Würdest du bitte die Glastüren für mich entriegeln, bevor du gehst? Falls ich nach draußen möchte. Und sag meiner Mutter, ich will eine Weile in Ruhe gelassen werden. Das mit dem Ball werde ich mir überlegen.«
    Ich ließ ihn am Fenster zurück, wo er den Bemühungen des Mannes namens Dawkins zuschaute, der sich hin und her über den Rasen bewegte.
    Die Straße, auf der man Cullingford verlässt, steigt steil zwischen dichten Hecken an, bis sie wie zufällig aufs offene Moor hinausführt. Der Blick von dieser Stelle ist immer atemberaubend und war an diesem Tag mit Bruchstücken einer düsteren, winterlichen Schönheit durchsetzt. Ich blickte aus dem Fenster des Daimler und versuchte, etwas von der Ruhe der Landschaft in mich aufzunehmen. Doch der Besuch bei Reggie Stansbury hatte mich erschüttert, und die Vorstellung, schon nach Hannesford Court zurückzukehren, war nicht sehr verlockend. Um meine Rückkehr hinauszuzögern und eine Frage zu beantworten, auf die ich während meines Besuchs gekommen war, beschloss ich, im Dorf auszusteigen und noch einmal mit Anne Gregory zu sprechen.

A m nächsten Tag kam er wieder. Margot hatte darauf bestanden. Es war ein Tennisturnier geplant, aber es gab eine ungerade Zahl an Spielern, und Margot war überzeugt, dass Tom gut mit einem Schläger umgehen konnte. Ich weiß nicht mehr, wer gewann und verlor, ich erinnere mich nur an das beruhigende Hin und Her der weiß gekleideten Gestalten auf dem grünen Rasen und das satte Ploppen der Bälle. Am Tag danach stand eine Wanderung zu den Shepherds auf dem Programm, und sie baten Tom inständig, er solle mitkommen. Im Nu entwickelte sich ein Muster.
    Ich vermute, Toms Ankunft kam zu einem glücklichen Zeitpunkt. Er bot eine willkommene Abwechslung, frisches Blut für eine Gruppe von Leuten, die zu viel Zeit miteinander verbrachten. Harry mochte seinen trockenen Humor und dass er sich selbst nicht so ernst nahm. Margot schien von ihm fasziniert. Für Lady Stansbury war er ein guter Griff – umgänglich, gutmütig und wie dafür geschaffen, den vierten Mann beim Tennis oder Bridge zu stellen. Er war ansehnlich genug, um die jungen Damen zu erfreuen, dabei aber so bescheiden, dass ihre Mütter beruhigt sein konnten. Wenn Tom dabei war, musste sich seine Gastgeberin keine Sorgen darum machen, wer sich mit dem großen, schüchternen Mädchen unterhalten sollte, dessen Mutter allmählich nervös wurde. Tom drückte sich nie und beklagte sich nie.
    Und er interessierte sich für Fotografie. Das hatte Lady Stansbury von seiner Mutter erfahren, obwohl er seltsam zurückhaltend blieb, als ich ihn danach fragte. In Hannesford gab es unter dem Dach eine Dunkelkammer, die Sir Roberts jüngerer Bruder Jahre zuvor eingerichtet hatte und die seit seinem frühen Tod vernachlässigt worden war. Lady Stansburywünschte sich seit langem, dass jemand die Gläser und Flaschen aussortierte und die Dunkelkammer wieder in Betrieb nahm. Ihrer Ansicht nach musste Hannesford Court so etwas einfach haben. Daher bat sie Tom, doch einmal vorbeizukommen, um einen Blick darauf zu werfen. Er solle kommen, wann immer es ihm passte, und sich als ihr Gast betrachten. Aus einer Woche in Hannesford wurden zwei, dann drei.
    Ich freute mich darüber. So oft er auch kam und so lange er auch blieb, er schien sich Margots und Harrys Zirkel nie ganz zu überlassen. Zuerst rechnete ich damit, dass ihn der fröhliche Trubel von Hannesford verschlingen und zu einem weiteren Mitglied der Clique machen würde, einem Julian, Oliver oder Freddie. Doch das passierte nicht. Sie hätten ihn mit offenen Armen aufgenommen, vor allem Margot, die ihn immer als Erste begrüßte. Doch ich merkte auch, dass er sich ein wenig abseits der Hauptströmung hielt, ihre wechselhaften Strudel beobachtete und vor ihren bewegten Wassern auf der Hut war.
    Als er mich das erste Mal zum Tanzen aufforderte, lehnte ich ab. Viele von Harrys und Margots engsten Freunden nahmen mich kaum wahr, nur Tom war anders – und doch misstraute ich seiner Freundlichkeit, weil ich fürchtete, er könnte meine Isolation spüren und mich deswegen bemitleiden. Als er mich bei einem der vielen zwanglosen Tanzabende aufforderte, erwiderte ich ziemlich schroff, dass Daisy Flinders keinen Tanzpartner habe, während ich selbst ganz zufrieden damit sei, dazusitzen und

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