Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Titel: Wiedersehen in Hannesford Court - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv

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sich selbst vor. Mir gefielen sein Händedruck, die Ehrlichkeit in seinem Gesicht. Als sich irgendwann Schatten über die Felder legten und die Gruppe den Heimweg antrat, ging er neben mir her. Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen, doch wir unterhielten uns freundschaftlich über die Liebe der Briten zu den Rosen.
    Als ich an diesem Abend allein in meinem Zimmer war, erinnerte ich mich an seine Augen, die Wärme in ihnen, und an die Fältchen, die sich in den Augenwinkeln bildeten, wenn er lächelte. Und als wenige Jahre später die Verlustlisten länger und länger wurden, dachte ich wieder an ihn – wenngleich ich mir einredete, dass ich nur deshalb zuerst nach seinem Namen suchte, weil er im Alphabet ganz vorne stand.

D as Sanatorium in Cullingford war ursprünglich der Landsitz eines erfolgreichen Teehändlers gewesen und wurde umgewandelt, als immer mehr Verletzte aus Frankreich hereinströmten und der Bedarf an solchen Einrichtungen offensichtlich wurde. Es war ein hübsches Gebäude aus Backstein mit auffälligen Schornsteinen, die Tür von Efeu umrankt. Bei meiner Ankunft verriet nur eine Krücke, die einsam am Türpfosten lehnte, dass es sich nicht mehr um einen behaglichen Landsitz handelte. Später entdeckte ich, dass ein einstöckiger Anbau auf der Rückseite die attraktiven viktorianischen Linien ziemlich verunstaltete – man hatte ihn eilig errichtet, als klar wurde, dass viele Offiziere, die zur Rehabilitation herkamen, nie wieder Treppen steigen würden.
    Ich hatte solche Einrichtungen schon öfter besucht. Auch wenn man sich bemühte, sie einladend und fröhlich zu gestalten und wie die Häuser wohlhabender Gentlemen aussehen zu lassen, erweckten sie in mir stets eine Mischung aus Schrecken und Schuldbewusstsein. Kein Schmuck der Welt konnte ihren wahren Zweck verbergen. Und wenn alles anders verlaufen wäre, wenn ich eine Kugel oder einen Schrapnellsplitter abbekommen hätte … Den Gedanken verfolgte ich lieber nicht weiter.
    Als ich an diesem Morgen aus dem Wagen stieg, begrüßte mich eine energische Krankenschwester und erkundigte sich, ob Lieutenant Stansbury meinen Besuch erwarte. Als ich verneinte, zog sie eine Augenbraue hoch.
    »Sind Sie ein Freund von ihm, Mr …?«
    »Captain«, erwiderte ich, da ich spürte, dass ein militärischer Rang von Nutzen sein könnte. »Captain Allen. Ich bin ein Freund der Familie.«
    Sie führte mich durch eine holzgetäfelte Halle in einen großen Salon.
    »Ich sollte Sie vorwarnen, dass er Sie vielleicht nicht sehen möchte. Lieutenant Stansbury schätzt keine Besuche. So etwas kommt vor. Viele unserer Patienten sind lieber unter ihresgleichen.«
    »Ihresgleichen?«
    Ich sah, wie sie leicht errötete. »Ich meine, unter anderen verwundeten Offizieren. Bitte nehmen Sie Platz. Auf dem Tisch finden Sie Zigaretten.«
    Ich schaute mich um und fand die Möblierung seltsam karg. Die Schwester hatte meinen Blick anscheinend bemerkt.
    »Es ist ein bisschen spartanisch. Wir entfernen die meisten Möbel, um Platz zu schaffen. Ein moderner Haushalt enthält leider viel zu viel Gerümpel für Männer, die an Krücken gehen oder im Rollstuhl sitzen. Das wird sich ändern müssen. Wenn wir für unsere Verwundeten sorgen wollen, müssen wir darauf bestehen.«
    »Ja, natürlich.« Ich dachte an die Zimmer in Hannesford mit den vielen Lampen, dekorativen Beistelltischchen und zahllosen Pflanzenbänken.
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen. Ich gebe Lieutenant Stansbury Bescheid, dass Sie da sind.«
    Ich blieb am Fenster stehen und fragte mich, ob Reggie mich empfangen würde. Wenn die Rollen vertauscht wären, würde ich mich dann über einen Besuch von ihm freuen? Ich schauderte bei dem Gedanken. Eine einsame Gestalt in Zivil bewegte sich über den Rasen, indem sie sich zwischen zwei Krücken vorwärtsschwang. Die Bewegung wirkte langsam und unbeholfen, aber auf eine Weise unbeirrbar, die ich unwillkürlich bewundern musste. Ich spürte, wie sich mir ohne Vorwarnung die Kehle zuschnürte.
    Verlegen drehte ich mich um und zuckte zusammen, als ich mein eigenes Gesicht im Spiegel über dem Kamin sah.Anne Gregory hatte recht, ich sah wirklich dünn aus. Und blass. Ganz und gar nicht wie der Mann, der vor so vielen Jahren über die Felder nach Hannesford gewandert war. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich Reggie nicht kommen hörte.
    »Hallo, Allen. Bereit für die Monstrositätenschau?«
    Reggie Stansbury saß in einem Rollstuhl mit Korbsitz, die