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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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und drückt ihr zur Begrüßung ihre nasse Schnauze in die Handfläche. Laura redet angeregt mit sich selbst, während sie auf Jago Audger zumarschiert.
    »Die Gänse sind wirklich gute Wachhunde, aber dafür habe ich ja Meggie! Und außerdem habe ich sie mir überhaupt nur als Weihnachtsgänse angeschafft. Und die sind richtige Teufel, wirklich wahr. Ich meine, wenn sie gutmütige Tiere wären, dann würde es mir im Traum nicht einfallen …«
    Offenbar versucht sie, die Schlachtung vor sich selbst zu rechtfertigen. Ich gehe zu ihr und hake mich bei ihr unter, um sie zu unterstützen.
    Gertrude ist alles andere als einverstanden damit, von Fremden aus ihrem Herrschaftsbereich gescheucht zu werden.
    »Ich wette, sie können es riechen«, brummt Laura mir zu. »Ich wette, sie können den Geruch von totem Fleisch meilenweit gegen den Wind wittern.«
    »Warum überlegst du es dir nicht einfach anders und behältst sie?«
    Entschiedenes Kopfschütteln. »Sie macht verdammt viel Arbeit, das weißt du selbst. Wenn ich die drei nicht für Weihnachten gemästet hätte, hätte ich sie schon längst weggegeben. Und dann wären sie auch als Weihnachtsbraten geendet.«
    Ich liebe Tiere, aber nicht so sehr, dass ich mich vegetarisch ernähren würde. Ich esse gerne Fleisch. Aber natürlich das zurechtgeschnittene, abgepackte. Ein einsames Stück Speck oder ein einzelnes Kotelett sind Welten von einem lebendigen Tier entfernt.
    Gertrude ist stinksauer und schnappt in einer Tour nach dem Mann, der sie wegscheucht. Sie breitet die Flügel aus wie eine stolze Grande Dame, die sich die Stola auf ihren Schultern zurechtrückt. Cas will nicht zusehen. Sie packt Chances Zaumzeug weg, pfeift Tuff zu sich und verkündet, dass sie eine Runde mit ihm spazieren geht.
    Obwohl ich ja auch eher mit Gertrude auf Kriegsfuß gestanden habe, merke ich, dass mich ihre Abholung mitnimmt. Ich wollte Laura unterstützen, muss aber feststellen, dass ich, wenn es um Tod geht, alles andere als stark bin. Ich murmele Laura zu, dass auch ich weg muss, wofür Laura Gott sei Dank Verständnis zeigt. Ich hole meine Sachen, springe ins Auto und fahre nach Penzance. Ich will die letzten Weihnachtsgeschenke besorgen, mich durch die Myriaden von Menschen in den Einkaufsstraßen und Geschäften kämpfen. Gestern war mir nämlich plötzlich aufgegangen, wie viel ich noch zu erledigen habe.
    Als ich mit jeder Menge Einkaufstüten wieder nach Hause komme, ist niemand da. Laura hat mir einen Zettel hingelegt: Sie und Cas sind ins Kino gegangen.
    Die Hunde sind auch nicht da. Meg ist sicher irgendwo draußen, Tuff haben sie wohl mit ins Kino genommen. Obwohl ich kaum glaube, dass man ihn da reinlassen wird. Aber er schläft auch ganz gerne mal eine Runde auf seiner Decke im Heck des Land Rover.
    Ich lege den Blumenstrauß, den ich gekauft habe, in die Spüle in der Küche, die Tüte mit den Lebensmitteleinkäufen in den Kühlschrank und trage alles andere ins Wohnzimmer.
    Dort versuche ich, in Weihnachtsstimmung zu kommen, indem ich eine von Lauras CDs auflege, mir einen großzügigen Sherry einschenke und die Lichterkette am Baum einschalte.
    Ich setze mich vor dem Kamin auf den Boden, um die Geschenke einzupacken. Ich weiß, dass ich es, was Cas betrifft, schon wieder gnadenlos übertrieben habe. Immer noch versuche ich, sie dafür zu entschädigen, dass sie das Einzige, das sie sich wirklich wünscht, nicht bekommen kann. Ich sollte es besser wissen. Spätestens ihr Geburtstag sollte mich gelehrt haben, dass keine materiellen Güter dieser Welt ihr das wiedergeben können, was ihr genommen wurde. Mein Hintergedanke ist aber, dass sie, solange sie Geschenke auspackt, wenigstens abgelenkt ist.
    Mich hat immer die Arbeit vom Schmerz abgelenkt. Erst hier habe ich es zugelassen, häufiger an Rob zu denken, und obwohl das schmerzhaft ist, merke ich immer öfter, dass es auch schön ist. Ich habe nur viel zu lange viel zu viel Angst davor gehabt, mich dem Schmerz, aber auch den schönen Gefühlen und Erinnerungen zu stellen.
    Wenn ich an ihn denke, muss ich oft lächeln. Manchmal sogar laut lachen. Er hat mir so viele glückliche Erinnerungen hinterlassen, und das ist etwas, das niemand mir jemals wird nehmen können. Zum Beispiel einmal zu Weihnachten: Da hatte er sich derart über den Wucherpreis des Mistelzweigs aufgeregt, dass er ihn, statt ihn irgendwo aufzuhängen, überall mit sich herumschleppte, damit er mich jederzeit küssen konnte. »Soll sich schließlich

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