Wiedersehen in Stormy Meadows
lohnen.« Eines Abends, als ich ins Bett ging, hatte er sich das Grünzeug sogar in den Gummibund seiner Boxershorts gesteckt.
Ich liebe es, anderen Leuten Geschenke zu machen, und ich glaube, ich habe das perfekte Geschenk für Laura gefunden: einen iPod inklusive Dockingstation mit Lautsprechern. Klein und unauffällig, aber mit allem, was man braucht. Im Moment benutzt sie immer noch einen tragbaren CD-Spieler, und mit dem ist sie im Prinzip auch zufrieden, aber so kann sie alle ihre Lieblingsstücke auf einem kleinen Gerät speichern und muss nicht ständig die Scheiben wechseln. Sie kann sich Wiedergabelisten anlegen und endlos Helen Carr und Judy Garland hören. Mag sein, dass sich da bei mir Anflüge von Masochismus zeigen, denn schließlich bedeutet das, dass auch ich den beiden Damen endlos werde zuhören müssen … Aber das ist es mir wert. Laura wird sich ein Loch in den Bauch freuen. Ich lade ihr schon jetzt ihre Lieblings-CDs auf den iPod und habe noch ein paar neue heruntergeladen. Vor allem Jazz.
Für Orlaithe habe ich ein Babydoll-Nachthemd in ihrem heiß geliebten Knallpink. Von oben bis unten durchsichtig, mit fluffigen, federartigen Saumabschlüssen. Der letzte Schrei. Orlaithe wird es lieben.
Als ich über Hanks Geschenk stolperte, konnte ich einfach nicht widerstehen: ein Paar nagelneue Cowboystiefel. Die standen im Schaufenster eines etwas schrägen Ladens mit Designerklamotten, abseits der Haupteinkaufsstraße. Sie glänzen schwarz, das Leder sieht aus wie Schlangenleder, und um den Absatz und am Schaft hinauf schlängelt sich eine knallrote Boa constrictor.
Für Connor habe ich eine Flasche guten Brandy gekauft – als Ersatz für den, den wir in der Sturmnacht getrunken haben. Etwas Originelleres ist mir nicht eingefallen. Ich ärgere mich wieder ein wenig darüber, dass ich ihm nicht das Buch gekauft habe. Es wäre ein sehr viel persönlicheres Geschenk gewesen.
Für Cassie habe ich alles gekauft, von dem ich glaubte, dass sie sich darüber freuen könnte.
Die letzten Geschenke, die ich einpacke, sind eine Blechdose Quality Street für die beiden schokoladeliebenden Hunde und eine Vorratspackung Leckerlis für Chance. Dann lege ich alle Päckchen unter den Baum zu den anderen farbenfrohen Schachteln.
Nach zwei Stunden bin ich fertig und räume auf. Unbrauchbare Reste Geschenkpapier und Folie wandern in den Müll, wo sich die Folienbälle sofort wieder unaufgefordert aufplustern, das Tesafilm und die Schere lege ich zurück in die Schublade. Dann setze ich mich an den Küchentisch und staune, wie schnell der Pegel in der Sherryflasche gesunken ist, denn schließlich habe ich doch gar nicht viel davon getrunken – oder?
Als Nächstes widme ich mich den Weihnachtskarten, versuche, mich zu erinnern, welche ich wem zugedacht hatte. Eine Karte ist etwas kleiner als die anderen. Ich klappe sie auf. Da steht: Für den, den ich liebe. Ich liebe dich immer noch, Rob, was da steht, gilt immer noch, sage ich mir selbst und recke trotzig das Kinn vor, als wolle ich mich der Vernunft widersetzen, die befindet, ich sei doch ein klein wenig gaga.
Ich brauche zum Schreiben der Karten immer eine Weile, weil ich finde, dass ich irgendetwas Kluges, Weises oder wenigstens Persönliches, Passendes schreiben muss. Mit einem einfachen Fröhliche Weihnachten gebe ich mich nicht zufrieden. Für Petra sowie Hank und Orlaithe fällt mir relativ schnell etwas Witziges ein.
Dann die Karte für Cas.
Ich halte inne und kaue nachdenklich auf meinem Kugelschreiber herum. Was schreibe ich an Cas? Neues Jahr, neues Glück?
Blödes Klischee. Aber gut, ist das ganze Weihnachtsbrimborium nicht auch ein einziges Klischee? Ich lege Cas’ Karte erst mal beiseite und knöpfe mir die für meine Mutter vor. Mit der komme ich aber genauso wenig weiter, also packe ich letztendlich alles wieder weg. Ich werde mich später drum kümmern.
Nach vier Gläsern Sherry, der mir nun etwas unangenehm aufstößt, setze ich Wasser auf, um mir eine Tasse Tee zu machen.
Bevor ich das Abendessen zubereite, muss ich die in der Spüle liegenden Blumen versorgen. Ich befreie den üppigen Strauß weißer Rosen aus der Folie, stelle ihn in eine große Vase und platziere diese mitten auf dem Küchentisch.
Rob hat mir früher immer Blumen mitgebracht. Jede Woche. Ausnahmslos. Ich stecke die Nase zwischen die Blüten und atme tief ein. Zu meiner Enttäuschung duften sie überhaupt nicht. Muss an der Jahreszeit liegen. Aber schön anzusehen
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