Wiedersehen in Stormy Meadows
jetzt darin, anderen dabei zuzusehen, wie sie die Geschenke auspacken, die Laura ihnen gemacht hat.
Betreten geht mir auf, dass dies seit meinem Auszug erst das dritte Weihnachtsfest ist, das ich mit meiner Mutter verbringe. Sie hat sonst immer mit ihren Freunden Weihnachten gefeiert – oder zumindest hat sie mir das immer erzählt, wenn ich mich vorsichtig nach ihren Feiertagsplänen erkundigte. Ich war mir nie sicher, ob ich das wirklich glauben sollte, aber da es für mich das Einfachste war, nahm ich es für bare Münze und hakte nicht nach.
Es war mir schwergefallen, etwas Passendes für Cas zu finden, vor allem, da ich an ihrem Geburtstag ja ein wenig übertrieben hatte. Erst habe ich das Übliche gekauft: Unterwäsche, Make-up, CDs – und dann habe ich in einem Schaufenster das ultimative Geschenk entdeckt: einen Laptop mit allen Schikanen.
Jetzt reißt sie das Papier auf, während ich nervös an den Nägeln kaue und ihre Reaktion abwarte.
»Oh Gott!«, ruft sie und hält sich die Hand vor den Mund.
»Ich glaube, das soll heißen, dass es ihr gefällt«, flüstert Laura mir grinsend zu.
»Oh Gott, das ist ja der Wahnsinn!« Cas sieht mich aus strahlenden blauen Augen an.
Und obwohl sie sich ganz offenkundig freut, fange ich sofort an, Ausflüchte zu machen: »Ich weiß, du hast einen Computer zu Hause in London, und in der Schule hast du wahrscheinlich auch Zugang zu tausend Computern, aber den hier kannst du überallhin mitnehmen, zu Freunden, in den Urlaub, oder auch hierher, vielleicht kommen wir ja in Zukunft etwas öfter her.«
Laura macht große Augen. »Ist das dein Ernst?«, fragt sie sofort.
»Was?«
»Dass ihr öfter herkommen wollt.«
»Wenn du uns hierhaben willst, ja«, nicke ich. Entsetzt muss ich dabei zusehen, wie das eben noch freudestrahlende Gesicht sich verzerrt und Laura anfängt zu weinen. »Was ist denn?«, frage ich erschrocken.
»Das ist mein schönstes Weihnachtsgeschenk«, schnieft Laura, zieht ein Kleenex aus der Schachtel auf der Kommode und putzt sich geräuschvoll die Nase.
Cassie sieht erst zu Laura, dann zu mir, und dann grinst sie von einem Ohr zum anderen. »Na, wenn das so ist, dann mach jetzt mal besser dein Geschenk von Nattie auf!«
Laura und ich sehen Cas verwundert an.
»Du weißt, was drin ist?«, fragen wir unisono.
»Also hört mal, ich bin hier ja wohl immer noch das Kind, oder? Und Kinder gucken sich die Geschenke immer vorher schon mal ein bisschen genauer an …«
Lächelnd sehe ich meiner Mutter dabei zu, wie sie mein Geschenk öffnet, und warte nur darauf, dass sie mir sagt, ich hätte nicht so viel Geld ausgeben sollen. Zum ersten Mal seit Jahren habe ich ihr ein richtiges Weihnachtsgeschenk gekauft.
Laura reißt das Geschenkpapier auf. »Was für ein großer Karton«, murmelt sie, sieht kurz zu mir und dann wieder auf den Papierwust vor sich.
Als sie den iPod und die Dockingstation aus der üppigen Verpackung befreit hat, bittet sie Cassie, die Geräte für sie aufzustellen und anzuschließen. Ehe Laura es sich versieht, ertönt ihre Lieblingsmusik aus den Lautsprechern, und sie und Cassie legen spontan eine flotte Sohle auf den Steinboden. Dann lassen sie sich keuchend und lachend wieder vor dem Baum auf dem Boden nieder.
Laura fällt auf, dass ich noch gar kein Geschenk ausgepackt habe.
»Hey, du hast noch gar nichts ausgepackt!«, ruft sie und springt sofort auf, um aus den verbleibenden Geschenken einige herauszuholen. »Die hier sind von mir«, sagt sie und überreicht mir einen ganzen Arm voller bunt verpackter Gaben. »Und die hier …«, erklärt sie, als sie noch zwei obendrauf packt, »sind von Cas.«
Ich stelle alles auf dem Boden ab und nehme mir das oberste Päckchen vor. Für Natalie von Cassie. Mit drei Küssen. In Lauras Handschrift. Ich zeige auf das Etikett und sehe Laura fragend an.
»Sie hat es ausgesucht«, flüstert Laura und lächelt mir aufmunternd zu. »Sie hatte nur keine Lust, alles einzupacken.«
Vorsichtig entferne ich das dunkelblaue Geschenkpapier mit kleinen, dicken, lachenden Weihnachtsmännern darauf. Zum Vorschein kommt erst ein Paar Filzhausschuhe und dann, im zweiten Päckchen, ein schmuseweicher, knallroter Kaschmirschal mit dazu passenden Handschuhen.
»Weil dir doch immer so kalt ist.« Ich zucke zusammen, als Cassie das sagt, weil sie auf einmal ganz dicht neben mir steht.
»Danke. Die sind toll.«
Sie zuckt die Achseln.
Dann macht Laura ihre Geschenke von Cas auf. Eine ganze Batterie von
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