Wiedersehen in Stormy Meadows
Vorrat an Bushmills.« Laura lächelt entschuldigend. »Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, bis ich raushatte, warum mein Glas nicht leerer wurde. Da hatte ich dann aber bestimmt schon drei Whiskey intus, deswegen hatte es keinen Sinn mehr, aufzuhören. Lasst uns doch einfach zu Fuß nach Hause gehen, dann kann Hank uns morgen früh den Land Rover vorbeibringen.«
»Sucht ihr jemanden, der euch nach Hause fährt?« Der Karaoke-Sänger mischt sich in unser Gespräch ein, indem er mit solcher Wucht gegen Laura taumelt, dass sie fast stürzt. Sie muss sich an der Messingstange festhalten, die an der Theke entlangläuft.
»Es würde mir ja nicht im Traum einfallen, solche niedlichen jungen Dinger ganz allein den weiten Heimweg machen zu lassen. Und noch dazu zu Fuß!« Er greift wieder nach meiner Hand, aber diesmal bin ich schneller und schiebe rasch beide Hände in meine Manteltaschen.
Orlaithe kommt zu uns und stützt die schwankende Laura. »Davey hat sich so viel Jim Beam hinter die Binde gekippt, dass er wahrscheinlich schon gleich beim Ausparken rückwärts über die Felskante fahren würde.«
Entsetzt schaue ich den Betrunkenen an. Wie konnte er auch nur auf die Idee kommen, sich hinters Steuer zu setzen?
Doch Connor rettet uns. »Schon gut, Davey, ich war schneller. Ich habe Laura und den Mädels eben schon versprochen, dass ich sie nach Hause bringe, ja.«
Laura nickt bekräftigend. Sie ist offensichtlich erleichtert. Orlaithe sieht mein angewidertes Gesicht und flüstert mir zu, Davey habe seinen Schlüssel hinter der Bar deponiert und bekäme ihn erst morgen wieder.
»Du fährst heute Abend nirgendwo mehr hin, Daveth Brann«, sagt sie streng.
»Nein?« Taumelnd dreht er sich zu Orlaithe um. »In dem Fall trink ich doch am besten gleich noch was von deinem guten Tröpfchen, oder?« Er lehnt sich gegen die Bar und bestellt ein Pint Bitter mit einem Whiskey zum Runterspülen. Dann dreht er sich um und lüftet einen nicht vorhandenen Hut. »Meine Damen, wünsch euch eine gute Nacht.« Er beugt sich vor, grapscht nach Cassies Hand, zieht sie an den Mund und drückt ihr einen feuchten Kuss auf die weißen Knöchel.
Da kann auch ich wieder lächeln. Cassie zieht ein Gesicht und wischt sich verstohlen die Hand am Hosenbein ab.
Auch Connor fährt einen Land Rover, aber mit dem meiner Mutter ist seiner nicht zu vergleichen. Sein Wagen ist so gut wie neu, ein großes, glänzendes schwarzes Gefährt mit allem modernen Schnickschnack und einer Stereoanlage, die besser ist als meine Anlage zu Hause. Außerdem hat er zum Glück mehr Sitze – dunkelgraue Ledersitze, die weder feucht riechen noch voller Hundehaare sind. Und obendrein fährt er viel besser als Laura und kutschiert uns gekonnt und sicher über die kurvigen Sträßchen nach Hause.
Kaum öffnet Laura den Kücheneingang, da kommt Mac auch schon heraus und springt durch die noch geöffnete Beifahrertür in Connors Wagen. Wir bedanken uns im Chor, und Connor fährt wieder los.
»Er ist so ein netter Mann«, sagt Laura mit einem Schluckauf, während sie ihm nachwinkt.
»Ein sehr, sehr, sehr netter Mann«, blödelt Cassie und nimmt Laura am Arm. »Jedenfalls netter als ein Taxifahrer, der uns was gekostet hätte.«
Wir gehen ins Haus und helfen der schwankenden Laura die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinauf. Es ist komplett im Laura-Ashley-Stil eingerichtet: lila gestrichene Wände, Stoffe mit Blumenmustern in Rosa- und Fliedertönen und mehrere dazu passende Teppiche auf dem Dielenboden. Das altmodische, schmiedeeiserne Bett ziert eine große violettgeblümte Steppdecke, und auf den Fensterbänken und der Frisierkommode stehen elegante Vasen mit Trockensträußen. Über dem Stuhl in der Ecke hängt ein mit Margeriten dekorierter Sonnenhut, und die hübschen Tiffany-Lampen auf den Nachttischen rechts und links vom Bett schmückt ein Rand aus Schmetterlingen.
In diesem Zimmer gibt es keinen Kleiderschrank, denn für ihre Garderobe hat Laura einen eigenen Raum. Den braucht sie auch, denn sonst wäre in ihrem Zimmer kein Platz mehr für ein Bett. Das kleinere Zimmer gegenüber von meinem wurde in einen begehbaren Kleiderschrank umfunktioniert. Es ist vom Boden bis zur Decke gefüllt mit Kostümen und Röcken, eleganten Blusen, gut geschnittenen Hosen, weichen Pullis und Abendkleidern. Alle Kleidungsstücke sind in warmen Pastelltönen oder Herbstfarben gehalten und passen perfekt zu Lauras pfirsichfarbenem Teint.
Meine Mutter hat nicht viel Geld, aber
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