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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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guten Tropfen mit mir, das wärmt euch auf.«
    Orlaithe entlässt uns aus ihrer nach Anaïs duftenden Umarmung und schiebt uns vor sich her zu ein paar Hockern an der gut besetzten Bar. Dann geht sie hinter die Theke zu den Flaschenständern mit den Portionierern und lässt Bushmills in vier Whiskeygläser laufen. Laura, Cas und ich erhalten jede ein Glas.
    Belustigt und erfreut, so als könne sie ihr Glück kaum fassen, nimmt Cassie ihr Glas entgegen. Doch Orlaithe hat ihren Fehler schon bemerkt. Schwuppdiwupp nimmt sie Cassie den Whiskey wieder weg und schüttet ihn in ihr eigenes Glas. Sie öffnet eine Flasche Cola Light, drückt sie Cassie in die Hand, und als sie die Enttäuschung meiner Stieftochter sieht, nimmt sie noch zwei Päckchen Maltesers aus dem Regal und schiebt sie Cas in die andere Hand. Dann kommt sie wieder hinter der Theke hervor, lässt sich mit ihrem beträchtlichen Gewicht auf einem Barhocker nieder und fordert Cas und mich auf, uns zu ihr zu setzen, indem sie auf die Hocker rechts und links von ihr klopft.
    »Ihr habt ja eine furchtbare Zeit hinter euch«, sagt sie, »aber keine Angst, hier seid ihr gut aufgehoben. Wir passen gut auf euch auf, oder nicht, Laura?«
    Meine Mutter nickt. »Wir wollen uns jedenfalls bemühen, aber ich warne dich, die beiden hier sind absolut selbstständig.«
    »Quatsch, es tut doch jedem gut, sich mal ein bisschen verhätscheln zu lassen.« Sie fasst Cassie am Arm. »Laura hat gesagt, du bist Tänzerin – Balletttänzerin, wie ich höre. Als ich in deinem Alter war, habe ich auch getanzt, aber nur den irischen Jig, ja!« Sie bricht in lautes Gelächter aus, es kommt tief aus ihrem Bauch und lässt ihre Fleischwülste einen Jig tanzen. »Singst du auch?«, lautet ihre nächste Frage.
    Laura beugt sich zu Cassie hinüber und flüstert ihr zu, Orlaithe singe selbst.
    »Ach, inzwischen nur noch ganz wenig.« Orlaithe hat Laura gehört. Sie lässt eine beringte Hand mit pink lackierten Fingernägeln auf ihren Busen flattern und versucht, schüchtern dreinzuschauen.
    »Ganz wenig?« Meine Mutter hebt die Augenbrauen.
    »Na ja, eigentlich ganz schön viel!« Wieder kommt ihr rollendes Lachen tief aus dem Bauch. »Immer, wenn ich ein Mikrofon in die Finger kriege.«
    Eine Stunde und einige Gläser Bushmills später liefert sie den Beweis. Einem Neuankömmling ruft sie quer durch den Raum zu: »Denzel, das wurde aber Zeit! Wie wär’s denn, wenn du uns auf dem alten Klimperkasten ein Liedchen spielst?«
    Ein kleiner, kahlköpfiger Mann in einem viel zu großen Anzug, der aus einem Kleiderladen des Roten Kreuzes stammen könnte, nickt und plumpst auf den Hocker vor dem alten schwarzen Klavier. Er lässt seine Knöchel so laut knacken, dass ich zusammenzucke. Und dann, statt irgendein volkstümliches Trinklied herunterzuhämmern, spielt er zu meiner großen Überraschung eine ausgereifte Version des Klassikers »Rainy Night in Georgia«. Dazu singt er mit einer Stimme, die klingt, als habe er sie sechzig Jahre lang mit Starkbier geschmeidig gehalten.
    Deep South Blues.
    Noch bevor Denzel geendet hat, lässt Orlaithe sich überreden, das Mikro in die Hand zu nehmen. »Nein, ich kann doch nicht … auf keinen Fall … also, na gut.« Zu brausendem Applaus stellt sie sich neben das Klavier und schmettert einen Countrysong. Von Dolly Parton, glaube ich, irgendwas über eine Frau, die einer anderen den Mann klaut. Orlaithe singt wirklich ganz schön gut.
    Selbst Cas klatscht mit, um sie zu einem zweiten Song zu bewegen. Solchermaßen ermutigt erfreut Orlaithe uns mit mindestens drei weiteren Stücken.
    Noch während sie singt, öffnet sich die Tür. Gefolgt von einem kalten Windstoß betritt ein Mann den Pub. Die Flammen im Kamin flackern auf, dann wird die Tür wieder geschlossen. Meine Mutter lächelt dem Neuankömmling zu, und auch ich erkenne ihn sofort: Es ist Connor. Zu meiner Bestürzung erwidert er Lauras Gruß und kommt zu uns herüber. Ich gebe vor, dringend aufs Klo zu müssen, entschuldige mich und dränge mich durch die singende Menge.
    Im Gegensatz zu der maritimen Dekoration im Schankraum sind die Damentoiletten ganz in Rosa gehalten. Rosa Teppich, rosa Wände und rosa Plastikblumen in kleinen rosa Vasen. Selbst die Duftspender sind rosa Plastiktöpfchen mit Blümchenmuster. Offenbar hat Orlaithe einen ausgeprägt femininen Geschmack.
    Bevor ich zurückgehe, richte ich mir in aller Ruhe die Haare. Ich hoffe, dass Laura inzwischen mit ihrer Begrüßung fertig

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