Wiedersehen in Stormy Meadows
Wasser, du Tüffel«, sagt sie zu ihm. »Guck dir Jas an – so macht man das. Na ja«, fügt sie dann hinzu, da Jas sich immer weiter vom Ufer zu entfernen schien, »vielleicht ist er doch kein ganz ideales Vorbild für dich.«
Laura hebt den Kopf, und als sie sieht, wie weit Jasper inzwischen hinausgeschwommen ist, pfeift sie laut. Wir stehen auf. Selbst Orlaithe in ihrem Bärenfell erhebt sich schwerfällig und ruft nach Jasper.
Hinter den Felsen auf der rechten Seite tauchen zwei Gestalten auf. Als sie unsere aufgeregten Stimmen hören, beginnen sie zu rennen. Ich erkenne, dass der hintere Hank ist, mit seinem schwarzen Texashut, den er an seinen freien Tagen trägt.
Der andere, der in dem weichen Sand schneller laufen kann, ist Connor. Rutschend kommt er neben uns zum Stehen. »Was ist denn los? Warum schreit ihr so?«, fragt er besorgt und ganz außer Atem.
Cas deutet aufs Meer hinaus, wo Jasper gerade als erster Hund zu einer Atlantiküberquerung startet.
»Deswegen regt ihr euch so auf? Weil der Hund badet? Ihr habt uns erschreckt. Ich dachte schon, wir müssten das Rettungsboot holen.«
»Müssen wir vielleicht auch.« Laura macht vor Sorge ein ganz verkniffenes Gesicht.
Connor schüttelt den Kopf. Er steckt die kleinen Finger rechts und links in die Mundwinkel und pfeift so schrill, dass Orlaithe, Cas und ich uns die Ohren zuhalten. Wie durch ein Wunder stoppt Jasper ab, führt eine perfekte Kehrtwendung aus und paddelt dann langsam zum Strand zurück.
»Dummer Hund«, seufzt meine Mutter, aber sie kann wieder lachen.
»Wisst ihr was? Ich glaube, er ist gar nicht so dumm, wie wir denken.« Cas schaut Laura an. »Vielleicht ist er einfach ein bisschen schwerhörig. Wenn man ›Sitz‹ oder ›Platz‹ oder so was sagt, guckt er einen doch immer mit schiefgelegtem Kopf an und grinst dabei so dämlich. Aber wenn man es ihm auch mit den Händen bedeutet«, Cas demonstriert mit der rechten Hand, was sie meint, »dann setzt er sich gleich hin.«
»Da könntest du recht haben.« Connor nickt.
Cassie geht ans Wasser hinunter, um ihre Theorie zu überprüfen. Mit begeistertem Händeklatschen ermutigt sie Jasper, an den Strand zu schwimmen.
Kaum ist dieses Abenteuer überstanden, wendet sich Orlaithe vorwurfsvoll an Hank. »Wo wart ihr denn bloß so lange?«
Wie immer antwortet Hank nur, indem er die buschigen Augenbrauen ein wenig hebt, daher springt Connor für ihn ein. »Am Strand liegt zwar viel Holz rum, aber das meiste ist feucht. Wir mussten bis hinter Farmer’s Point gehen, fast ganz bis zum Loft.«
»Connor wohnt in einem alten Cottage, gleich hinter der Landspitze da ganz hinten«, erklärt Laura und deutet in die Ferne. »Es heißt Loft Cottage. Von hier aus sieht man es nicht, aber wenn du um die nächste Bucht herumgehst, gleich hinter der letzten Landspitze, die du sehen kannst …«
Connor lächelt mich an. »Hallo, Natalie Dunne. Wie geht’s?« Er kniet sich vor mich und legt sein Holzbündel vorsichtig neben der Decke ab.
»Ihr ist kalt, stimmt’s, Herzchen?«, unterbricht Orlaithe. »So wie uns anderen auch. Na, immerhin ist der Wein warm.« Sie zwinkert mir unter dem grünen Lidschatten zu, hebt die Plastiktasse wieder an die Lippen, lehrt sie und reicht sie mir dann zum Nachfüllen.
Connor lächelt sie nachsichtig an und legt dann ein Stückchen von den Decken entfernt einen Steinkreis aus. Er nimmt Sand aus der Mitte heraus, sorgt aber dafür, dass er nicht bis an den nassen Sand tiefer unten herankommt, und legt etwas von dem gesammelten Holz in die so entstandene Kuhle. Zuerst die kleineren Zweige mit ein bisschen zusammengeknülltem Zeitungspapier, und darauf die größeren Äste. Dann zieht er eine Schachtel Streichhölzer aus der Tasche und zündet eins an. Er schützt das Flämmchen mit der Hand gegen den Seewind und beugt sich zur Feuerstelle.
Vier Versuche sind nötig, bis das Zündholz endlich brennt. Beim dritten schlägt Orlaithe hilfsbereit vor, Hank solle doch in das Flämmchen pusten, schließlich habe er »in seinem Leben so viel Whiskey getrunken, dass er den Stempel ›leicht entzündlich‹ auf der Stirn tragen müsste«.
Als das Feuer kräftig lodert, beginnt Laura mit der Zubereitung des Essens. Wie sich herausstellt, enthalten die Päckchen, die sie in der Kühlbox mitgebracht hat, dicke Würstchen. Wir stecken sie auf Röstgabeln aus Treibholz, die Connor im Handumdrehen mit seinem Taschenmesser für uns zurechtschnitzt.
Angezogen von der Wärme des
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