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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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hat bloß nicht alle Steine auf der Schleuder.«
    »Du siehst aus, als könntest du auch etwas zu trinken gebrauchen.« Ich reiche Connor eine Tasse Wein, die er lächelnd entgegennimmt.
    »Zum Wohl.« Er stößt mit seiner Plastiktasse gegen meine, sodass ein bisschen Wein herausschwappt und zischend ins Feuer spritzt. Dann stößt er auch mit meiner Mutter an.
    Außer den Würstchen hat Laura auch noch einen großen Schokoladenkuchen mitgebracht. Inzwischen sind Orlaithe und Hank von ihrem Strandspaziergang zurückgekehrt, und Hank hat einen Armvoll feuchtes Treibholz mitgebracht.
    Wir essen Kuchen und trinken zu viel, und dann liege ich satt und beschwipst auf der Decke und schaue in den eisblauen Himmel über uns. Die Hunde dösen am warmen Feuer, so dicht, dass man ihr feuchtes, sich langsam erwärmendes Fell riecht.
    Es dauert nicht lange, da schlafen Hank, Laura und Orlaithe ein. Hank schnarcht so gleichmäßig, dass er sich wie eine große brummende Hummel anhört. Cas liegt neben Laura auf dem Bauch und schaut, das Kinn in die Hände gestützt, aufs Meer hinaus.
    Connor hat sich links neben mich gelegt. Er berührt sanft meinen Arm, legt einen Finger auf die Lippen und deutet in den Himmel hinauf. Fast direkt über uns schwebt ein kleiner Raubvogel im Wind, taucht ab und kurvt herum wie ein Drache an der Schnur.
    »Was ist das für einer?«, wispere ich.
    »Ein Turmfalke. Sie sind ziemlich selten – wir haben Glück, dass wir ihn entdeckt haben.«
    »Laura hat gesagt, man kann hier auch manchmal Delfine beobachten.«
    Connor nickt und deutet auf Cas. »Deswegen wendet das Mädchen seit einer Stunde kein Auge vom Meer, aber wenn man nach ihnen Ausschau hält, kriegt man sie nicht zu sehen.«
    »Hast du denn schon mal welche gesehen?«
    »Schon oft, aber ich bin auch viel unten am Strand.«
    »Ja? Was machst du eigentlich, Connor?«
    »Ich bin Künstler.«
    »Trapezkünstler? Zauberkünstler? Oder Lebenskünstler?«
    Connor lacht. »Ja, das auch, aber vor allem male ich.«
    »Ach so. Und kannst du davon leben?«
    »Ich komme so einigermaßen über die Runden«, murmelt er und schaut aufs Meer hinaus. »Was hatte deine Mutter denn heute für Schuhe an?«
    »Wie bitte?«, frage ich, verdutzt über den plötzlichen Themenwechsel. Ich folge seinem Blick und sehe, dass Jasper in der Brandung herumspringt. Mit einem ziemlich großen Gegenstand im Maul.
    Ich schaue zu meiner dösenden Mutter hinüber. Sie hat ihren dicken Schal abgenommen und zusammengerollt, und jetzt dient er ihr als provisorisches Kopfkissen. Ihre Füße stecken in dicken roten Socken, die schweren Wanderstiefel hat sie ausgezogen, weil sie beim Schlafen unbequem sind. Allerdings steht neben ihrer Decke jetzt nur noch ein Stiefel.
    »Jasper!«, rufen Connor und ich wie aus einem Mund und springen auf.
    Connor ist schneller als ich, als wir zum Wasser hinunterrennen. »Bei Fuß, Jasper!«, ruft er, aber wie gewohnt schert der Hund sich nicht die Bohne um diesen Befehl. Jetzt platscht er nur wenige Meter von mir entfernt im Wasser herum, dabei hängen ihm die Enden der Schnürsenkel von Lauras Stiefel wie Spaghetti aus dem Maul. Connor und ich führen einen wilden Tanz auf, brüllen seinen Namen, bis wir heiser sind, aber er ignoriert uns einfach. Erst als Connor wieder durchdringend pfeift, schenkt Jasper uns endlich Beachtung.
    »Komm her, du Chaot«, rufe ich. Dann fällt mir Cassies Theorie ein, und ich bücke mich und schlage mir ermunternd auf die Knie. Er zögert nur eine Sekunde, dann kommt er angesprungen.
    »Braver Hund«, lobe ich ihn überschwänglich. »Jetzt gib mir den Stiefel.« Ich greife danach und versuche, Jasper das gute Stück aus dem Maul zu ziehen. Der Hund jedoch glaubt, ich wolle mit ihm spielen, und denkt gar nicht daran, seine Beute herzugeben. Wir veranstalten ein Tauziehen mit dem Stiefel, bis ich plötzlich vor dem Tier im flachen Wasser stehe.
    Connor verzieht belustigt den Mund, als er dazukommt. Da höre ich Cassie und meine Mutter nach mir rufen und drehe mich nach ihnen um.
    In diesem Moment lässt Jasper los, und ich ziehe an einem nicht mehr vorhandenen Widerstand.
    Es gibt nur eine Richtung für mich.
    Rückwärts.
    Kreischend falle ich in das kalte Wasser. Es ist so flach, dass es meine Ohren bedeckt, aber nicht mein ganzes Gesicht. Trotzdem spucke ich, als wäre ich fast ertrunken, während ich mich mühsam zum Sitzen aufrichte. Meine Klamotten sind vom Salzwasser durchtränkt und entsprechend

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