Wiedersehen in Stormy Meadows

schwer.
    Augenblicklich rennt auch Connor ins Wasser, er ist sofort neben mir, und jetzt sind auch seine Schuhe patschnass, und seine hellblauen Jeans haben unten einen dunklen Salzwasserrand. Er lacht sich halb schief, während er mir eine Hand reicht, um mich hochzuziehen.
    »Das ist nicht komisch!«, rufe ich.
    »Oh, doch.« Er grinst mich frech an. »Wenn du wüsstest, wie du aussiehst!«
    Lauras Wanderstiefel treibt etwa eine Armlänge von mir entfernt im Wasser. Als Connor mich hochziehen will, bückt er sich ein wenig und greift mit der anderen Hand nach dem Schuh. Aber Jasper ist schneller.
    Er schnappt Connor den Stiefel weg, als dieser gerade zupacken will. Connor fasst in die Luft. Da er halb gedreht steht, verliert er das Gleichgewicht und plumpst ins Wasser.
    Ich platze fast vor Lachen, als er sich neben mir aufrichtet. Sein Haar ist zum Auswringen nass, und das Salzwasser läuft ihm übers Gesicht. Einen Moment lang schauen wir uns in die Augen. Und in diesem Augenblick spüre ich eine Spannung, eine Verbindung zwischen uns.
    Ich kann mich nicht bewegen, kann den Strudel von Emotionen nicht entwirren, der mich innerlich erfasst.
    Ich denke an Rob.
    Und dann springt Jasper zwischen uns. Er hat den Stiefel endlich am Strand neben Lauras bestrumpfte Füße gelegt, und jetzt spritzt er uns Wasser in die Gesichter, bellt, springt herum und zieht mit scharfen Zähnen an meiner Jacke. Er wedelt wie wild mit dem Schwanz vor Freude über dieses ausgelassene Toben. Connor steht neben mir und streckt mir wieder die Hand hin, um mich aus dem Wasser hochzuziehen. Auf einmal sind wir beide ein wenig verlegen und spüren die Kälte in unsere Glieder fahren.
    Lieber Rob,
    ich habe immer geglaubt, dass wir uns eines Tages wiedersehen. Ich kann nicht akzeptieren, dass du ganz und gar fort bist. Wie kann jemand, der so lebendig war, so voller Leidenschaft und Verheißung, nur noch im Reich der Erinnerung existieren? Ich möchte schwören, dass irgendwo etwas von dir weiterlebt.
    Ich muss mir den Glauben bewahren, dass du mich da, wo du hingegangen bist, erwartest.
    Aber jetzt quält mich eine neue Frage. Sie ist durch Connors Blick heute entstanden und durch die beunruhigenden Gefühle, die dieser Blick ausgelöst hat: Wenn du mich erwartest, hat Eve dich dann auch erwartet?
    Die perfekte Eve. Deine erste Frau.
    Ich muss glauben, dass es nach diesem Leben noch etwas gibt, aber wenn das so ist, dann wird Eve auch da sein. Seid ihr wieder zusammen? Oder gilt tatsächlich » bis dass der Tod uns scheidet « ? Wenn das der Fall ist, dann bist du jetzt nicht mehr mein Ehemann. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass du für immer mein Mann bleibst.
    Wenn ich mir meinen Seelenfrieden erhalten will, darf ich mich nicht mehr mit diesen verrückten Gedanken quälen. Wie kann ich auf einen Geist eifersüchtig sein?
    Wenn du mich jetzt sehen könntest, Rob, wenn du in meinen Kopf und mein Herz blicken könntest, wärst du dann auch eifersüchtig? Eifersüchtig, weil ich ein Fünkchen von dir in den Augen eines anderen Mannes gesehen habe?
    N.

6
    A m Ende des Feldwegs, der von Stormy Meadows zur Land straße hinaufführt, befindet sich ein Briefkasten. Der Weg ist etwa anderthalb Meilen lang, und ich habe mir angewöhnt, morgens hinaufzugehen und die Post zu holen. Oft begleiten mich Meg und der Welpe, den Cassie inzwischen Tuff nennt, und gelegentlich auch Jasper. Sie legen mindestens die doppelte Strecke zurück, denn sie rennen hin und her, erkunden interessante Gerüche und erforschen merkwürdige Bewegungen in den Hecken rechts und links vom Feldweg – es könnten ja Kaninchen sein.
    Tuff ist für sein Alter sehr klein, und manchmal muss er sich anstrengen, um mitzuhalten, aber er hat ein lebhaftes Temperament und bleibt nie lange zurück. In den letzten Tagen hat er langsam Cassies Herz gewonnen. Egal, wie oft sie ihn wegschickt, er folgt ihr voller Ergebenheit. Der arme kleine Kerl. Obwohl er als Geschenk der bösen Stiefmutter von Anfang an benachteiligt war, gelingt es ihm, Stück für Stück ihre Zuneigung zu erobern, so unbeirrbar, wie der Efeu an der Nordwand des Farmhauses hinaufwächst, trotz heftiger Winde und eisiger Kälte, die ihn aufzuhalten versuchen. Tuffs Loyalität ist grenzenlos, und Cas ist inzwischen empfänglich für seine Liebesbezeugungen, verleugnet das aber, sobald ich in der Nähe bin.
    Wenn die Barrieren, die sie errichtet, mich ebenso wenig schrecken würden wie diesen kleinen Hund, dann könnte ich