Wiedersehen in Stormy Meadows
Feuers und dem verlockenden Duft von brutzelndem Fleisch kehren die Hunde zu uns zurück. Mac kommt etwa eine halbe Stunde nach seinem Herrchen in seinem eigenen gemächlichen Tempo über die Felsen angeschlendert und setzt sich neben mich. Er lehnt sich mit seinem schweren Körper bei mir an.
»Ich glaube, er mag dich«, bemerkt Connor, als ich mich Mac beinahe Auge in Auge gegenübersehe.
»Ein tierisches Verhältnis«, kichert Cas.
»Wie viel Wein hat sie denn schon gehabt?«, flüstere ich Laura zu.
»Weiß nicht. Nach meinem fünften Bier habe ich aufgehört zu zählen.« Sie grinst.
»Aber du musst doch noch fahren«, sage ich ärgerlich.
»Normalerweise schlafen wir unseren Rausch einfach aus«, erklärt Laura.
»Was? Am Strand?«
»Ja, hier am Strand.«
»Die ganze Nacht?«
Laura nickt. »Meistens brauchen wir bis zum Morgen, bis wir wieder nüchtern sind. Keine Sorge, wir haben noch mehr Decken im Wagen.«
»Und wenn es regnet?«
»Sie veräppelt dich doch nur.« Orlaithe spricht schon ein bisschen undeutlich. »Der gute alte Davey holt uns mit seinem Minibus ab.«
»Und wer sagt, dass er nüchterner ist als wir?«, frage ich besorgt, denn bisher habe ich Davey nur ein paar Mal im Ship Inn gesehen, und jedes Mal war er sturzbesoffen.
»Keine Sorge, der fährt besser, wenn er ein bisschen blau ist«, kichert Laura.
»Wie kannst du das bloß sagen. Darüber macht man keine Witze …«
Laura läuft dunkelrot an und schlägt sich erschrocken die Hand vor den Mund. »Oh Nattie, entschuldige bitte. Ich habe nicht nachgedacht.«
»Schon gut«, seufze ich, denn plötzlich ist mein Ausbruch mir peinlich. Cas hat mir einen Blick zugeworfen, den ich nicht deuten kann. Jetzt springt sie auf und geht ans Wasser hinunter.
»Nein, nein, das ist gar nicht gut«, sagt Laura mit tränenerstickter Stimme.
»Bitte, vergiss es«, erwidere ich, aber meine Mutter verfällt in trübsinniges Schweigen und schaut aufs Meer hinaus, sodass ich ihr Gesicht nicht mehr sehen kann.
Orlaithe steht unbeholfen auf und wendet sich an Hank, der gerade mit offensichtlichem Genuss eine angekohlte Wurst verdrückt. »Ich glaube, wir müssen noch ein bisschen Holz sammeln.«
Erstaunt sieht Hank auf den mehr als ausreichenden Vorrat an Treibholz, den Connor und er bereits zusammengetragen haben. Doch ein vielsagender Blick von Orlaithe bringt ihn ebenfalls auf die Füße, und er folgt ihr den Strand hinunter. Ich höre noch, wie Orlaithe ihm erklärt: »Der Fahrer, der Natties Mann von der Straße abgedrängt hat, war nämlich betrunken.«
Connor blickt von Laura zu mir, lächelt mitfühlend, und dann steht auch er auf und geht zu Cassie hinunter. Er ruft die Hunde zu sich und lenkt sie damit ab.
Laura schüttelt fassungslos den Kopf.
»Es tut mir leid«, sage ich, »ich hätte nicht so heftig reagieren dürfen.«
»Nein«, erklärt sie, »ich muss mich entschuldigen. Es war einfach gedankenlos von mir.« Meine Mutter dreht ihre Bierflasche um und stößt sie heftig mit dem Hals in den Sand, sodass der Inhalt weggluckert. Sie kann mir immer noch nicht in die Augen sehen, und ihre Wangen sind jetzt leichenblass.
Ich nehme ihren Arm. »Du machst alles so schön für uns«, erkläre ich. »Ich habe doch gar kein Recht, dir irgendwelche Schuldgefühle zu machen. Du kannst überhaupt nichts dafür.«
Laura beißt sich auf die Unterlippe.
Ich greife hinter mich nach einer Weinflasche, schenke Laura eine Tasse voll ein und reiche sie ihr. »Bitte …«
Sie zögert, daher fülle ich auch meine eigene Plastiktasse wieder und hebe sie hoch, als wollte ich mit ihr anstoßen. Meine Mutter lächelt schwach und nimmt die andere Tasse entgegen.
»Danke«, sage ich und hebe meine Tasse an die Lippen. »Danke, dass du uns beide aushältst.«
Cas hat offensichtlich entschieden, dass Jas nicht dumm, sondern nur ein bisschen schwerhörig ist, und jetzt versucht sie mit Connors Hilfe, dem Hund mit Handsignalen die Kommandos »Sitz«, »Platz« und »Hol’s« beizubringen. Als Belohnung verwenden die beiden übriggebliebene Wurst. Vermutlich ist das nicht gerade die beste Methode, denn Jasper weiß, dass Cas in jeder Tasche eine Wurst hat, und das lenkt ihn so sehr ab, dass er ihre Gesten nicht beachtet.
Nach einer halben Stunde gibt Connor auf. Mit einem Seufzer lässt er sich neben Laura auf die Decke fallen und tut so, als würde er sich den Schweiß vom Gesicht wischen.
»Ich glaube, ihr hattet doch recht: Der Hund ist nicht taub, er
Weitere Kostenlose Bücher