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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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vielleicht auch ganz behutsam ihr Herz gewinnen.
    Neben den beiden Hütehunden und dem Welpen begleitet mich oft auch noch Mac auf meinem täglichen Spaziergang. Wenn ich mich umsehe, stelle ich plötzlich fest, dass er sich uns angeschlossen hat. Jedesmal bin ich von Neuem überrascht, dass ein so großer Hund sich so leise bewegen kann. Ich freue mich, dass er so häufig meine Nähe sucht. Auch sonst taucht er oft auf, wenn ich spazieren gehe, oder aber er wartet vor dem Kamin auf mich, wohl in der Hoffnung, dass ich ihm wieder Wurst zu fressen gebe.
    Meg stößt direkt nach einer auf Rattenjagd verbrachten Nacht zu uns. Sie schläft nachts nie im Haus, sondern verschwindet lieber in der Dunkelheit. Überhaupt sehe ich sie nur sehr selten schlafen, bloß abends manchmal, wenn meine Mutter am Feuer sitzt. Dann liegt die Hündin in tiefem Schlummer zu Lauras Füßen, und ihre Beine zucken, als träume sie von der Hasenjagd.
    Die Hunde hier im Ort scheinen gemeinschaftliches Eigentum zu sein. Ich glaube, darin drückt sich die Mentalität der Dorfbewohner aus. Wo man auch hinkommt, man wird immer freundlich begrüßt und kriegt eine Tasse Tee angeboten. Niemand hat Angst, einem Fremden in die Augen zu sehen oder mit ihm zu sprechen. Gleich nach unserer Ankunft hier fand ich das ein wenig aufdringlich. Alle schienen über mich und mein Leben Bescheid zu wissen, ohne dass ich ihnen vorgestellt worden war.
    Jetzt genieße ich das Gefühl der Geborgenheit, das diese Anteilnahme mir schenkt.
    In London würde ich niemals mitten in der Nacht allein herumspazieren. Ich würde auch bestimmt nicht allein in einen Pub gehen. Aber hier weiß ich, wenn ich jemals das Bedürfnis danach hätte, wäre das ganz ungefährlich, und im Pub würde ich freudig begrüßt und hätte bald Gesellschaft.
    Ich habe mich sogar mit der jungen Frau angefreundet, die das Postauto fährt. Sie heißt Morwenna, und manchmal sehe ich sie noch, wenn ich die Post hole. Falls wir überhaupt Post haben. Laura kriegt anscheinend nicht viele Briefe, aber mir ist aufgefallen, dass die Umschläge häufig den Absender der Bank oder den Aufdruck »Eilig« tragen. Manchmal schimmert es auch verdächtig rot durch das dünne weiße Umschlagpapier.
    Mir war schnell klar, dass Laura finanzielle Probleme hat. Ich habe bloß keine rechte Vorstellung, wie hoch Lauras Schulden sind. Ich möchte ihr wirklich gern helfen. Als ich jünger war, nach meinem Umzug nach London, habe ich mir meinen Lebensunterhalt sehr mühsam verdient. Als Folge davon gehe ich jetzt besonders sorgfältig mit Geld um, obwohl ich schon seit einer ganzen Weile gut verdiene. Ich besitze eine Eigentumswohnung, die ich vorübergehend vermietet habe, und außerdem Ersparnisse. Und seit Robs Tod habe ich wirklich ausgesorgt, doch das habe ich mir eigentlich noch nie richtig bewusst gemacht.
    Ich weiß, wie viel Wert meine Mutter auf ihre Unabhängigkeit legt. Dabei hatte sie es in den letzten Jahren alles andere als leicht, auch wenn sie nicht gerade am Hungertuch nagt. Sie erhält ein kleines monatliches Einkommen über die Lebensversicherung meines Vaters, aber die Farm, die fast ihre gesamte Zeit in Anspruch nimmt, wirft so gut wie nichts ab. Ihre bunt zusammengewürfelten Tiere betrachtet sie als Hausgenossen, und seit über drei Jahren hat sie keins mehr davon verkauft. Sie liefert zwar regelmäßig Eier an den Dorfladen und an ein paar Pensionen an der Küste, und gelegentlich bringt sie auch dem Metzger mal ein Huhn, das dann gerupft und gefüllt als Sonntagsbraten zurückkommt, aber abgesehen davon scheint der kleine landwirtschaftliche Betrieb Lauras Reserven eher aufzuzehren als aufzufüllen. Sie beharrt darauf, dass diese Plackerei reines Vergnügen für sie sei, aber ich verstehe nicht so ganz, inwiefern es ein Vergnügen sein soll, jeden Morgen noch vor der Sonne aufzustehen, um eine Schar keineswegs dankbarer Tiere zu füttern und ihre Ställe auszumisten.
    Außerdem sind da die »Männer«. Hank arbeitet an zwei Nachmittagen in der Woche, dienstags und donnerstags. Er erledigt die schweren Arbeiten, baut Feldsteinmauern und repariert Zäune. Luke kommt nur gelegentlich dazu, wenn wirklich Not am Mann ist, aber auch er muss bezahlt werden.
    Doch trotz allem – trotz des frühen Aufstehens, der Siebentagewoche bei Wind und Wetter und der Geldsorgen – habe ich das Gefühl, dass meine Mutter mit niemandem tauschen möchte.
    Sie will für unseren Aufenthalt hier kein Geld annehmen, daher

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