Wiedersehen in Virgin River
weiß – du hast geglaubt, alles über die Frauen zu wissen. Jetzt zeigt sich, dass du genauso dumm bist wie wir anderen auch.“
Weitere Scherze machten die Runde, bis Jack feststellte: „Es fehlt jemand.“
Betreten senkten alle den Blick, selbst Joeys Mann Bill. Bries Mann, der nun schon bald ein Ex sein würde, war der einzige nicht anwesende Gatte, und Brie, die einzige Schwester ohne Kinder, war nun nicht länger gebunden. Und so sehr hatte sie sich ein Baby gewünscht.
„Hat ihn mal jemand gesehen?“, fragte Jack.
„Nee“, sagte einer, und die ganze Gruppe schüttelte wie ein Mann den Kopf.
„Und wie geht es ihr?“, fragte er weiter.
„Sie sagt, es gehe ihr gut, aber es geht ihr nicht gut.“
„Ihren Schwestern zufolge.“
„Und er ist in dem neuen Haus mit der neuen Frau, die in Bries Leben die alte Freundin war. Und Weihnachten hat er sein Familienfest mit ihr und ihren Kindern.“
„Während meine Schwester, die sich ein Baby gewünscht hat, hier bei uns ist“, stellte Jack fest.
„Ja, dieser Schweinehund.“
„Könnten wir nicht einfach noch ein paar Bier trinken und dann rübermarschieren?“, fragte Jack. „Ihn einfach mal ein bisschen aufmöbeln oder so?“
„Ich wünschte, das wäre möglich. Insgeheim würden es alle gerne tun, aber wir hätten den Rest unseres Lebens Stubenarrest.“
„Kann sich denn keiner von uns gegen diese Frauen durchsetzen?“
„Nee“, kam es unisono von drei Männern.
„Ich kapier’s einfach nicht“, sagte Jack zum hundertsten Mal.
„Jack, hast du dich einmal gefragt, was du getan hättest, wenn du verheiratet gewesen wärest, als du Mel begegnet bist? Was hättest du gemacht?“
„Das haben wir uns alle schon gefragt“, ergänzte Ryan betrübt.
Auch Jack hatte sich das bereits gefragt, aber es war ihm unmöglich, sich das vorzustellen. Vor Mel hatte es viele Frauen gegeben, und letztlich doch keine. Einige hatte er wirklich gern gehabt, aber irgendwie hatte er es geschafft, keine von ihnen zu heiraten. „Ich will glauben, dass ich dann das Richtige getan und mich einfach umgebracht hätte.“ Er sah die Jungs an. „Sie wird doch gut da herauskommen? Ich meine, mit dem Haus und so?“
„Scheiße. Frag lieber nicht danach“, sagte Dan.
„Oh, sag mir nicht …“
„Sie behält das Haus“, erklärte ihm Bob. „Sie zahlt ihn aus. Und sie zahlt ihm Unterhalt.“
„Unmöglich!“
„Wir haben dir doch gesagt, du sollst nicht fragen.“
„Wie kann das sein?“
„Sie ist Anwältin, er ist Polizist. Sie verdient das meiste Geld.“
„Also, da seht ihr’s doch. Wir müssen einfach rüber und ihm eins überbraten.“
Heiligabend gab es Schinken und Kartoffelgratin, während für den Weihnachtstag gefüllter Truthahn auf dem Speiseplan stand. Gegen vier begann der Familienclan, sich einzufinden, und das Haus dröhnte vor Lärm und Lachen. Sie aßen, tranken, versammelten sich im Wohnzimmer und sangen Weihnachtslieder. Die Männer sangen falsch und viel zu laut, und ausnahmslos alle Frauen mussten die Rückfahrt nach Hause übernehmen. Mel und Joey leiteten ihre Männer zu den Betten, wo sie hineinplumpsten und bald schon all ihre Biere, Drinks, Brandys und Zigarren bitter bereuen würden. Noch mehr, als dass Jack an Heiligabend zu viel getrunken hatte, ärgerte es Mel, dass er sich nicht lange genug auf den Beinen halten konnte, um sich in der Dusche von dem Geruch illegaler kubanischer Zigarren zu befreien.
Die Kinder steckten in ihren Betten und die Männer schliefen, um es höflich auszudrücken. Joey hatte ihren Pyjama angezogen, Mel einen weichen, weiten Jogginganzug. Sie trafen sich im Wohnzimmer. Mel holte Steppdecke und Kissen aus ihrem Schlafzimmer, und so kuschelten sie sich zusammen auf die Couch, aßen Eis und unterhielten sich.
„Von deinem Sodbrennen einmal abgesehen, geht es dir also gut?“
„Mir geht es geradezu wunderbar“, sagte Mel. „Wenn man bedenkt, dass ich eine ganze Kita in mir trage.“
„Und in Virgin River steht alles zum Besten?“
„Oh Joey, du solltest Preacher und Paige sehen. In meinem ganzen Leben habe ich keine solche Transformation erlebt. Sie sind so ineinander verliebt, dass sie praktisch beide von einem Glorienschein umrahmt sind. Wenn sie sich gegenseitig nur ansehen, steigt schon der Dampf auf.“
Sie hörten ein Geräusch an der Haustür, und beide Frauen beugten sich auf der Couch vor, um sehen zu können, wer hereinkam. Es war Brie. Sie trug ihren Mantel, hatte die
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