Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
dienstags und donnerstags um achtzehn Uhr. Aber das war ungünstig für mich wegen des Feierabendverkehrs. Also habe ich ihr gesagt, wir machen es nächstes Jahr. Ich könnte dir noch unzählige dieser verpassten Gelegenheiten nennen.« Er sah Kyle an. Sein Gesicht war voller Reue. »Ich weiß, was du hier versuchst, und ich bin dir dafür dankbar, Junge.« Sein Blick wirkte distanziert. »Aber die ganze verdammte Firma kann meinetwegen in der Hölle schmoren. Ohne sie bedeutet das alles nichts mehr.«
Kyle erkannte am leisen, doch nachdrücklichen Tonfall seines Vaters, dass die Unterhaltung beendet war.
Er verließ das Arbeitszimmer, rief Chuck an und erklärte ihm seinen Plan. Sobald sein Vater wieder klar denken konnte, konnte er mit der Rhodes Corporation machen, was er wollte. Er hatte die Firma aufgebaut, und wenn er sich dafür entschied, sie zu verkaufen und für den Rest seiner Tage Oldtimer aufzumotzen, war das sein gutes Recht. Aber diese Entscheidung würde nicht von dem Mann getroffen werden, der gerade am Schreibtisch seines Vaters saß – denn dieser Mann war nicht Grey Rhodes.
Also traf er sich am nächsten Tag mit den acht Vorstandsmitgliedern. Er entschied sich bewusst dafür, sich mit ihnen im Büro seines Vaters zu treffen, und genauso bewusst saß er an dessen Schreibtisch, während er ihnen seinen Plan für die nähere Zukunft erläuterte.
»Sie acht werden mit den tagtäglichen Verantwortlichkeiten Ihrer Abteilungen fortfahren«, erklärte er ihnen. »Jede Entscheidung, die der Geschäftsführer selbst treffen muss, wird mir vorgelegt, zusammen mit einem von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmenplan. Ich werde dafür sorgen, dass mein Vater darauf reagiert.«
Kyle bezweifelte, dass auch nur eines der Vorstandsmitglieder glaubte, dass Grey Rhodes diese Entscheidungen treffen würde, aber sie alle arbeiteten seit Jahren für seinen Vater, respektierten ihn und waren äußerst loyal. Ohne Diskussion boten sie Kyle ihre Unterstützung an und sagten, dass sie ihm auf jede erdenkliche Art helfen würden.
In vielerlei Hinsicht war es einfacher, der inoffizielle amtierende Geschäftsführer der Rhodes Corporation zu sein, als Kyle es sich vorgestellt hatte. Natürlich stand ihm Chuck mit Rat und Tat zur Seite – genau wie der Vorstand –, aber er war überrascht, wie sehr er es genoss, eine Führungsrolle zu übernehmen – selbst wenn es nur eine heimliche war.
»Du könntest das wirklich machen«, sagte Chuck während eines ihrer wöchentlichen Treffen, bei denen sie die Lage des Unternehmens besprachen. Um Fragen aus dem Weg zu gehen, trafen sie sich in dem Restaurant, in das Chuck ihn für ihr erstes Gespräch gebeten hatte. »Du hast einen großartigen Geschäftssinn.«
Kyle blätterte einen Bericht über die Verkaufszahlen eines neuen Zusatzprogramms durch, den er vormittags bekommen hatte. »Ich bin nur der Computerfreak. Jordan hat die Geschäftsgene geerbt.«
Chuck warf einen Blick auf den Bericht in Kyles Händen. »Bist du dir da sicher? Du steckst deine Nase jetzt schon so lange in diese Verkaufszahlen, dass dein Steak kalt wird.«
»Vielleicht achte ich einfach nur auf meine Figur.«
Chuck schmunzelte. »Oder vielleicht haben beide Rhodes-Zwillinge die Geschäftsgene geerbt.«
So ging es ein paar Wochen lang weiter. Offiziell hatte sich der Geschäftsführer entschieden, von zu Hause aus zu arbeiten, um nach dem Tod seiner Frau mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können. Hinter den Kulissen blieb Kyle mit dem Vorstand in Kontakt. In einem der Gästezimmer im Haus seiner Eltern beantwortete er bis spätabends E-Mails und las sich Berichte durch. Mehrfach versuchte er das Thema bei seinem Vater anzusprechen, kam dabei aber nicht weiter als an jenem Tag, an dem ihm sein Dad mitgeteilt hatte, dass ihn die Firma nicht mehr kümmere.
Als sich der Zustand seines Vaters im August – dem Monat, in dem Kyle eigentlich zur Uni zurückgemusst hätte – immer noch nicht gebessert hatte, entschied er, dass es nun reichte. Wenn weder rationale Argumente noch liebevolle Strenge seinen Vater davon überzeugen konnten, sich professionelle Hilfe zu suchen, blieb nur noch eine Möglichkeit.
Schuldgefühle.
Eines Abends setzte sich Kyle mit Jordan in der Küche zusammen, um ihren Plan zu besprechen. »Du solltest es machen«, flüsterte er und behielt dabei die Tür im Auge, für den Fall, dass ihr Vater hereinkam. Da der Mann das Haus nicht mehr verließ, lauerte er ständig hinter
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