Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
Ihr Herz machte einen kleinen Sprung, als sich ihre Münder trafen.
Seine Lippen strichen leicht über ihre, und endlich standen keine Worte mehr zwischen ihnen. Nach einem langen Moment löste er sich von ihr, und sie öffnete die Augen. Der Blick, den sie teilten, fühlte sich intimer an als alle Nächte, die sie miteinander verbracht hatten.
Als sie später Rylanns Wohnung betraten, nahm sie seine Hand und führte ihn ins Schlafzimmer. Langsam öffnete er den Knoten an ihrer Taille, dann ließ er das Kleid zu Boden fallen. Er hob sie hoch und trug sie zum Bett.
Seine Hände und sein Mund bewegten sich zärtlich über ihren Körper, bis er nach ihm verlangte. Als er endlich zwischen ihren Beinen lag und in sie eindrang, spielte er mit ihren Haaren und flüsterte ihr heiser ins Ohr.
»Du gehörst mir, Rylann.«
31
Am folgenden Morgen zog sich Rylann für die Arbeit an, während Kyle in ihrem Wohnzimmer einen beständigen Strom aus Anrufen erledigte. Als er schließlich eine Pause machte und ins Badezimmer kam, glättete sie sich gerade ihre Haare.
»Wenn ich das richtig mitbekommen habe, gibt es eine Menge Leute, die gern mit dem Twitter-Terroristen ins Bett hüpfen wollen«, scherzte sie.
»Gerade ist es fast eine Orgie.« Er schlang seine Arme um ihre Taille und küsste ihren Nacken. Sein Dreitagebart kitzelte sanft ihre Haut. Obwohl er bereits eine Ersatzzahnbürste, auf die er in ihrem Badezimmer gestoßen war, für sich beschlagnahmt hatte, war noch nicht besprochen worden, ob er einen Rasierer oder andere Dinge bei ihr verstauen würde.
Als er den Kopf hob und ihren Blick im Spiegel erwiderte, konnte sie an seinem verschmitzten Lächeln sehen, dass etwas im Busch war. »Was ist los? Ich kenne diesen Blick.«
Er grinste breit. »Ich habe das Titelbild fürs Time Magazine bekommen.«
Rylann riss die Augen auf. »Moment mal, das Time Magazine ? Du? Auf dem Titelbild?«
»So ist es. Der Journalist, mit dem ich gesprochen habe, hat gerade angerufen, um mir zu sagen, dass sein Redakteur es abgesegnet hat. Sie wollen mein Gesicht mit der Titelzeile ›Das neue Gesicht der Netzwerksicherheit‹ bringen. Lass uns nur hoffen, dass sie dafür nicht mein Fahndungsfoto verwenden«, fügte er scherzhaft hinzu.
»Ein Titelbild auf dem Time Magazine «, wiederholte Rylann. Dann drehte sie sich um und gab ihm einen dicken Kuss. »Das ist einfach super .«
»Und perfektes Timing, jetzt, da meine Firma so richtig durchstarten kann.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich musste zustimmen, über die Twitter-Sache zu reden – Tijuana, meine Verurteilung, das Gefängnisleben, das volle Programm –, aber ich denke, dass es das wert ist.«
Sofort verspürte Rylann ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Natürlich freute sie sich für Kyle und wusste, was für eine großartige Chance das war. Doch das Interview würde wieder Details seiner Verhaftung und Verurteilung ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen. Dabei hatte sie gehofft – vielleicht naiverweise –, dass bald Gras über die Sache wachsen würde.
Kyle war mit seiner Meinung darüber, wie die Staatsanwaltschaft seinen Fall behandelt hatte, sehr offen umgegangen. Die Tatsache, dass man ihn als »Terroristen« bezeichnet und auf die Höchststrafe gedrängt hatte, war in seinen Augen eine maßlose Unverschämtheit. Es war unausweichlich, dass die Reporter nach diesen Dingen fragen würden. Und wenn Kyle diese Fragen aufrichtig beantwortete, befürchtete sie, dass das kein allzu gutes Licht auf ihr Büro werfen würde.
Sie konnte sich die Situation in einer Woche bereits bildhaft vorstellen. Wie sie an dem Morgen, an dem das Magazin veröffentlicht wurde, ins Büro kam und die Kollegen schon im Flur darüber tratschten. Cade, der bei ihr vorbeischaute und wütend darüber war, als Bösewicht dargestellt zu werden. Und Cameron, die furchtbar frustriert sein würde, weil die Integrität ihres Büros, an der sie seit ihrer Übernahme so hart gearbeitet hatte, einmal mehr infrage gestellt wurde.
Und Rylann würde, ohne dass die anderen es wussten, ganz tief in der Sache drinstecken.
Ja, sie konnte Kyle immer noch bitten, während des Interviews keine Spitzen gegen ihr Büro loszulassen. Doch das fühlte sich falsch an. Ob sie ihm in diesem Punkt nun zustimmte oder nicht, er sollte das Recht haben, seine Meinung darüber auszudrücken – besonders da sie wusste, dass Cade ausdrücklich angewiesen worden war, ihn wegen seines Nachnamens und seines Reichtums
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