Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
Kerl, dem eine Firma gehört, in die ich hervorragend passen würde.«
Die Augen seines Vaters leuchteten vor unverkennbarem Stolz auf – den er sofort wieder unterdrückte. »Ich weiß das Angebot zu schätzen. Aber wir wissen beide, dass das nicht das ist, was du eigentlich willst.«
Die Wahrheit war, dass sich Kyles Ansichten über das, was er wollte, in den vergangenen dreieinhalb Monaten extrem verändert hatten. Er, Jordan und sein Vater waren jetzt ein Team. Er hatte keine Zweifel daran, dass ihnen noch mehr harte Zeiten bevorstehen würden – er fürchtete sich jetzt schon vor den anstehenden Feiertagen –, aber was auch kommen mochte, sie würden zusammenhalten. Für die Rhodes Corporation zu arbeiten würde ihm das sichere Gefühl geben, dass er für seinen Vater da sein konnte, selbst wenn dieser ihn nicht brauchte. Ganz zu schweigen von dem Wissen, dass es seinen Vater glücklich machen würde – und der Mann verdiente momentan einfach ein wenig Glück.
Aber seine Motive waren nicht vollkommen uneigennützig. Schockierenderweise war ihm in den vergangenen Monaten klar geworden, dass er es genoss, in der Firma zu arbeiten. Zwar war die Macht nur eine Illusion gewesen, während er vorübergehend die Rolle seines Vaters gespielt hatte. Aber er fand den Nervenkitzel, der mit einer Führungsrolle einherging, ziemlich faszinierend.
»Es ist zu spät. Vor zwei Tagen habe ich mich auf die offene Stelle als Leiter der Netzwerksicherheit beworben. Unter uns, ich glaube, ich hab die Stelle so gut wie sicher.« Selbstbewusst streckte sich Kyle auf dem Küchenhocker aus. »Angenommen, du kommst meiner Gehaltsforderung entgegen.«
Sein Vater zog eine Augenbraue in die Höhe. »Gehaltsforderung?«
»Hey, diese Wahnsinnstalente gibt es nicht umsonst.«
Sein Vater schüttelte grinsend den Kopf. »Warum habe ich das Gefühl, dass dies nur eine von vielen Forderungen eines furchtbar nervigen Mitarbeiters aus der Netzwerksicherheit ist?« Ernst hob er einen Zeigefinger. »Du wirst wie jeder andere ganz unten anfangen.«
Kyle klopfte seinem Vater auf die Schulter. Sie würden in Zukunft wahrscheinlich ständig aneinandergeraten, aber in diesem Moment waren sie sich absolut einig. »Ich habe nichts anderes erwartet.«
Rylann sagte kein Wort, während Kyle seine Geschichte erzählte. Sie saß einfach still da und hörte ihm zu. Sie spürte, dass er ein paar sehr persönliche Dinge für sich behielt – es war offensichtlich, dass er sehr auf die Privatsphäre seines Vaters achtete –, aber er teilte ihr genug mit, um ihr ein klares Bild davon zu verschaffen, was er vor neun Jahren für seine Familie getan hatte.
Und dieses Bild haute sie vollkommen um.
Twitter-Terrorist, Milliardärssohn, Exknacki, Computerfreak, böser Junge – keiner dieser Begriffe beschrieb Kyle Rhodes richtig. Er war einfach ein guter Mensch und ein selbstbewusster, intelligenter Mann noch dazu. Und sie fand diese Kombination absolut unwiderstehlich.
Sie hatte ihm – und sich selbst – von Anfang an gesagt, dass sie nicht auf eine feste Beziehung aus war. Doch diese vergangenen Wochen, die sie zusammen verbracht hatten, brachten sie zu einem unausweichlichen Schluss.
Dass Kyle nur die allerbeste Freundin verdient hatte.
Er verdiente eine Frau, die ihre Beziehung nicht vor der Welt verstecken wollte. Eine Frau, die nicht zögerte, zu ihrer Chefin zu gehen, um ihr zu sagen, dass sie sich mit dem Twitter-Terroristen traf. Eine Frau, die diese Beziehung niemals bereuen würde, auch wenn diese Entscheidung möglicherweise die Karriere gefährdete, die sie so liebte.
Und die Eine-Million-Dollar-Frage lautete, ob sie diese Frau war.
»Du siehst so ernst aus, Frau Anwältin. War die Geschichte zu persönlich für ein erstes Date?«
Als Rylann trotz seines scherzenden Tonfalls den aufrichtig besorgten Blick in Kyles Augen sah, schob sie ihre Gedanken schnell beiseite. Sie lehnte sich vor und ergriff seine Hand. »Nur wenn du nicht wolltest, dass ich dich nach diesem Date für einen absolut unglaublichen Kerl halte.«
Er hob ihre Hand an seinen Mund und küsste ihre Finger. »Nein, das geht schon in Ordnung.«
Später schmiegte sich Rylann auf dem Rücksitz der Limousine an Kyle, während sie nach Chicago zurückfuhren.
Der Fahrer hatte die Trennscheibe oben gelassen, und aus den Lautsprechern drang sanfte Jazzmusik. Als Norah Jones »Come Away With Me« zu singen begann und Kyle seine Hand auf ihren Rücken legte, hob Rylann den Kopf.
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