Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
vorübergehenden Rückfall nach ihrem Umzug eingeplant, aber bis jetzt schlug sie sich hervorragend.
Ein dunkelgrauer Anzug, ein hellblaues Hemd, die gestreifte Krawatte, die sie ihm »einfach nur so« am Tag nach ihrem Zusammenziehen gekauft hatte.
Verdammt! Sie erinnerte sich doch noch daran, was er getragen hatte.
Laut ihrem Sechsmonatsplan hätte sie solche Einzelheiten inzwischen vergessen haben sollen. Die Art, wie seine Haare morgens immer in alle Richtungen abgestanden hatten. Die goldenen Punkte in seinen haselnussbraunen Augen. Wie er sich auf seinem Stuhl gewunden hatte, als er ihr gestehen musste, dass er nicht wusste, ob er überhaupt je heiraten wollte.
An dieses Detail würde sie sich wohl noch ziemlich lange erinnern.
Sie aßen gerade im Jardinière zu Abend, einem romantischen Restaurant im Stadtzentrum San Franciscos. Jon hatte das Essen als Überraschung geplant und ihr keine Hinweise auf den Anlass gegeben. Aber als sie an ihrem Tisch saßen und er eine Flasche Cristal-Champagner bestellte, hatte sie es gewusst. Natürlich mochten sie beide Wein und hatten schon in der Vergangenheit teurere Flaschen gekauft, aber Cristal ging weit über ihre gewöhnliche Großzügigkeit in diesen Dingen hinaus. Was nur eins bedeuten konnte.
Er würde ihr einen Antrag machen.
Perfektes Timing , war Rylanns erster Gedanke gewesen. Es war September, was bedeutete, dass sie neun Monate Zeit hatte, um eine Junihochzeit zu organisieren. Nicht, dass ihr der Monat besonders wichtig gewesen wäre, aber es gab so viele arbeitsbezogene Angelegenheiten, die es zu bedenken galt: Zwei ihrer Kolleginnen hatten gerade bekannt gegeben, dass sie schwanger waren und bis Mai im Mutterschutz sein würden. Wenn Jon und sie im Juni heiraten würden, nachdem die beiden Kolleginnen wieder im Büro waren, würde sie sich für ihre Flitterwochen vierzehn volle Tage freinehmen können, ohne sich schuldig fühlen zu müssen, weil sie jemandem zusätzliche Arbeit aufhalste.
Nachdem der Kellner ihnen Champagner eingeschenkt hatte, stieß Jon mit ihr an. »Auf einen Neuanfang!«, sagte er mit einem verschwörerischen Lächeln.
Rylann erwiderte es. »Auf einen Neuanfang!«
Beide tranken einen Schluck, dann ergriff Jon über den Tisch hinweg ihre Hand. Er sah mit seinem Anzug und dem perfekt frisierten dunklen Haar wie immer umwerfend aus. An seinem Handgelenk trug er die Uhr, die sie ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte. Sie hatte für dieses Geschenk viel mehr ausgegeben als ursprünglich beabsichtigt, aber sein fünfunddreißigster Geburtstag hatte ihm offenbar zu schaffen gemacht, und sie hatte ihn damit aufheitern wollen.
»Es gibt da etwas, was ich dich fragen wollte.« Er streichelte mit seinem Daumen über ihre Finger. »Du weißt, dass mich dieser letzte Geburtstag irgendwie runtergezogen hat. Ich habe seitdem viel darüber nachgedacht, in welche Richtung mein Leben gehen soll. Und auch wenn ich weiß, was ich will, bin ich furchtbar aufgeregt, weil es ein so großer Schritt ist.« Er zögerte und holte tief Luft.
Rylann drückte beruhigend seine Hand. »Du bist nervös.«
Er lachte auf. »Vielleicht ein bisschen.«
»Spuck’s einfach aus«, neckte sie ihn. »Wir haben doch schon den Champagner.«
Jon sah ihr tief in die Augen.
»Ich will nach Italien ziehen.«
Rylann blinzelte.
»Italien?«, wiederholte sie.
Jon nickte. Nun schien ihm das Reden leichter zu fallen. »In unserer Filiale in Rom ist eine Stelle frei geworden, und ich habe mich dafür gemeldet.« Er streckte seine Arme aus und lachte wie ein Kind, dem man gerade gesagt hatte, dass es nach Disneyland darf. »Italien! Ist das nicht umwerfend?«
»Das ist es … in der Tat.« Rylann bemühte sich, daraus schlau zu werden. Jon war ein Partner bei McKinsey Consulting und hatte sich abgerackert, um diese Position zu erlangen. In letzter Zeit hatte er vielleicht manchmal ein wenig apathisch gewirkt, wenn es um seinen Job gegangen war, aber er hatte nicht ein einziges Mal erwähnt, dass er sich nach Italien versetzen lassen wollte.
»Wie bist du auf die Idee gekommen?«, fragte sie und hatte das Gefühl, mit einem flüchtigen Bekannten zu plaudern und nicht mit dem Mann, mit dem sie seit drei Jahren zusammen war.
Jon nahm einen großen Schluck Champagner. »Ich denke schon seit einer Weile darüber nach. Ich weiß nicht … ich bin jetzt fünfunddreißig und habe niemals wirklich etwas erlebt. Ich bin zur Schule gegangen, habe studiert und einen Job
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