Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
angenommen. Das fasst mein Leben im Grunde genommen zusammen.« Dann deutete er auf sie. »Deines doch auch.«
Rylann fühlte, wie sie eine Abwehrhaltung einnahm. »Ich bin nach dem Studium nach San Francisco gezogen, obwohl ich hier niemanden kannte. Das würde ich als ziemlich abenteuerlich bezeichnen.«
»Abenteuerlich?«, spöttelte Jon. »Du bist hergezogen, weil du einen Referendariatsplatz bei einem Berufungsrichter bekommen hast. Außerdem ist das sieben Jahre her. Vielleicht ist es an der Zeit für ein neues Abenteuer.« Erneut nahm er ihre Hand in seine. »Stell es dir doch nur mal vor! Wir suchen uns eine Wohnung in der Nähe der Piazza Navona. Erinnerst du dich an die Trattoria, die wir dort gefunden haben, die mit der gelben Markise? Du hast dich sofort in diesen Ort verliebt.«
»Ja, klar. Als Ort, an dem man Urlaub macht.«
»Und da kommt der Sarkasmus«, sagte Jon und lehnte sich zurück.
Rylann unterdrückte eine weitere spitze Bemerkung. Er hatte recht – Sarkasmus würde ihnen in dieser Situation nicht weiterhelfen. »Ich versuche nur, auf den neuesten Stand zu kommen. Dieser Italienplan kommt für mich aus heiterem Himmel.«
»Na ja, aber du musst doch geahnt haben, dass etwas im Busch ist, wenn man den Champagner und all das bedenkt«, sagte Jon.
Rylann starrte ihn an. Wow! Er hatte wirklich keinen blassen Schimmer. »Ich dachte, dass du mir einen Antrag machen würdest.«
Das nun folgende Schweigen gehörte zu den peinlichsten und unangenehmsten ihres Lebens. Und plötzlich wusste sie, dass Italien das geringste ihrer Probleme war.
»Ich hätte nicht gedacht, dass du überhaupt heiraten willst«, sagte Jon schließlich.
Rylann lehnte sich ungläubig zurück. »Was meinst du damit? Wir haben doch schon übers Heiraten gesprochen. Wir haben doch sogar von Kindern gesprochen.«
»Wir haben auch darüber gesprochen, uns einen Hund anzuschaffen und eine neue Couch fürs Wohnzimmer zu kaufen«, erwiderte Jon. »Wir haben über eine Menge Dinge gesprochen.«
»Das ist deine Antwort?«, fragte Rylann. »Wir haben über eine Menge Dinge gesprochen?«
Man konnte behaupten, dass der sarkastische Tonfall zurück war.
»Ich dachte, dass du dich auf deine Karriere konzentrieren wolltest«, sagte Jon.
Rylann legte den Kopf schief. Mann, sie erfuhr an diesem Abend ja eine ganze Menge interessanter Dinge. »Mir war nicht klar, dass sich Familie und Karriere ausschließen.«
Jon rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. »Ich meinte nur, dass ich dachte, Heirat und Kinder würden irgendwann später kommen. Vielleicht.«
Rylann bemerkte das letzte Wort, das er noch nachgeschoben hatte. Es stimmte, sie hatte sich in den letzten sieben Jahren auf ihre Karriere konzentriert und bereute das auch nicht. Und sie hatte ehrlich gesagt auch nicht vor, damit aufzuhören. Und sosehr sie auch auf Pläne stand, hatte sie doch nicht das Gefühl gehabt, die Dinge mit Jon vorantreiben zu müssen. Sie hatte keinen genauen Zeitplan im Sinn gehabt, sondern einfach angenommen, dass sie irgendwann in ihren Mittdreißigern heiraten und eine Familie gründen würden.
Aber jetzt, als sie sah, wie er verlegen mit seinem Champagnerglas spielte, wurde ihr klar, dass dies zu einer von mehreren Möglichkeiten geworden war – und zwar zu einer der unwahrscheinlicheren. Und sie war nicht gewillt, sich damit zufriedenzugeben.
»Vielleicht?«, fragte sie ihn.
Jon deutete auf das vollbesetzte Restaurant. »Müssen wir wirklich jetzt darüber sprechen?«
»Ja, ich denke schon.«
»Fein. Was willst du von mir hören, Ry? Ich habe Zweifel bekommen. Eine Ehe bedeutet einen Haufen Arbeit. Kinder bedeuten einen Haufen Arbeit. Ich schufte mir schon bei der Arbeit den Rücken krumm. Ich verdiene gutes Geld, aber ich habe nie Zeit, es auch zu genießen. Ich werde bei der aktuellen Wirtschaftslage nicht kündigen oder mir eine Auszeit nehmen, also erschien mir dieser Standortwechsel als perfekte Gelegenheit, um auch mal etwas für mich zu tun.«
Er lehnte sich mit ernstem Gesichtsausdruck vor. »Mach die Sache doch nicht schwieriger, als sie sein muss. Ich liebe dich – und kommt es letztendlich nicht nur darauf an? Komm mit mir nach Italien!«
Aber während Rylann wie angewurzelt auf ihrem Stuhl saß und in seine braunen Augen blickte, wusste sie, dass es nicht so einfach war. »Jon … du weißt, dass ich nicht gehen kann.«
»Warum nicht?«
»Zum einen bin ich eine stellvertretende US -Staatsanwältin. Ich glaube nicht,
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