Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
sind ein wenig ausgegangen.« Rylann dachte, dass es am besten wäre, die restlichen Details wegzulassen, da ihre Mutter sie gerade unwissentlich als Schlampe bezeichnet hatte. »Nur so aus Neugier, was hast du eigentlich gegen Kyle Rhodes? Du kennst ihn doch gar nicht.«
»Ich habe es dir doch gesagt. Mir hat nicht gefallen, wie er dich auf diesem Foto angesehen hat«, erwiderte sie. »Wer bitte schaut denn eine fremde Frau in einem Gerichtssaal auf diese Weise an? Meine Kanzlei hat ständig Leute wie ihn vertreten. Reiche, charmante Typen, die denken, dass die Welt ihnen gehört und sie sich alles erlauben können.«
»Er hat doch niemanden umgebracht oder so, Mom. Er hat Twitter gehackt«, sagte Rylann. Sie wusste, dass sie ihn nicht verteidigen musste, aber die Worte ihrer Mutter ärgerten sie. Sie hatte den echten Kyle Rhodes kennengelernt – den Mann, der trotz allem freiwillig dabei geholfen hatte, Quinn hinter Gitter zu bringen. Ja, er hatte seine Fehler, aber es gab auch gute Seiten. Und das nicht nur, wenn er nackt war.
Schnell wechselte sie das Thema, da sie keine Lust mehr hatte, über Kyle Rhodes, die Klatschkolumne oder sonst etwas zu reden, das mit dem gestrigen Abend zu tun hatte. Sie hatte die Botschaft klar und deutlich empfangen: Mit Kyle nach Hause zu gehen, war verrückt gewesen. Und Meth-Labor-Rylann tat keine verrückten Dinge.
Ab jetzt.
Kurz nachdem sie zu Hause angekommen war, beendete sie das Gespräch mit ihrer Mutter und ließ ihre Handtasche im Schlafzimmer auf den Boden fallen. Da sie bis oben hin mit French Toast vollgefuttert war und sich bei ihren nächtlichen Turneinlagen mit Kyle vollkommen verausgabt hatte, zog sie ihre Schuhe aus und kroch für ein Nickerchen ins Bett.
Drei Stunden später erwachte Rylann durch das Klingeln ihres Handys. Verschlafen und durch die einsetzende Dämmerung desorientiert rappelte sie sich im Bett auf, beugte sich vor und griff nach ihrer Handtasche. Während sie darin nach dem Telefon suchte, brummte sie vor sich hin. Sie hoffte nur, dass zumindest jemand gestorben war – und das meinte sie wortwörtlich. Wenn es nicht das FBI, die Drogenbehörde oder der Secret Service mit einer Krise war, die mit einem ihrer Fälle zu tun hatte, würden Köpfe rollen.
Sie zog das Handy aus ihrer Handtasche und sah, dass es eine unterdrückte Nummer war.
»Rylann Pierce.«
Es war eine vertraute männliche Stimme.
»Unglaublich, wie gut es tut, deine Stimme zu hören.«
Rylann rollte sich aufs Bett zurück. Sie war nicht in der Lage, ihre Überraschung zu verbergen.
»Jon.«
23
Rylann warf einen Blick auf die Uhr auf ihrem Nachttisch und rechnete kurz nach. Rom war Chicago sieben Stunden voraus. »Bei dir ist es jetzt etwa zwei Uhr nachts.«
»Richtig«, sagte Jon fröhlich. »Ich habe gerade die Party eines Freundes verlassen. In unserem Büro gibt es eine Amerikanerin, die mich ein paar Einheimischen vorgestellt hat. Wir haben gefeiert, dass … hm, wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich gar nicht genau, warum wir gefeiert haben. Es ist eine lustige Truppe.«
»Ich bin sicher, es war …«
Er redete einfach weiter. »Einer der Jungs hat einen Bruder, dem ein Weingut in der Toskana gehört, wo wir an den Wochenenden immer abhängen. Du würdest es lieben, Süße. Das Haupthaus ist einfach umwerfend. Es handelt sich um eine renovierte Villa aus dem achtzehnten Jahrhundert, die inmitten dieser grünen Hügel liegt. Molto bello .«
Rylann blinzelte.
Du meine Güte!
Abgesehen von der Tatsache, dass Jon lallte und plötzlich ins Italienische wechselte, hatte sie das »Süße« bemerkt, das er eingeschoben hatte. Und da sie ihn kannte, wusste sie, dass das nur eins bedeuten konnte.
Er war sturzbesoffen.
»Klingt ganz so, als sei Italien all das, was du dir erhofft hast«, sagte sie, während sie immer noch versuchte, richtig wach zu werden. Die Unterhaltung war plötzlich sehr surreal geworden.
»Nicht alles.« Er seufzte dramatisch. »Die Party fand in einer Wohnung nicht weit von der Piazza Navona statt. Ich bin vor allen anderen gegangen und einfach losspaziert. Bevor ich es gemerkt hatte, stand ich vor dem Bernini-Brunnen und der Trattoria mit der gelben Markise, die wir so liebten, als wir zusammen hier waren. Erinnerst du dich?«
Ja, das tat sie. Nach einem zweitägigen Sehenswürdigkeitenmarathon zum Forum Romanum, dem Vatikan, der Spanischen Treppe und dem Kolosseum, hatten sie sich entschieden, eine Pause einzulegen. Am folgenden Tag
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