Wiedersehen mit Mrs. Oliver
Gegenwart entdeckt … hm, ich würde ihn gern sprechen.«
»Soll ich ihn zu Ihnen bringen?«, fragte Mrs Oliver und stand erleichtert auf.
»Wenn Sie mir weiter nichts mitzuteilen haben, das uns in irgendeiner Weise bei der Aufklärung des Verbrechens nützlich sein könnte …«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Mrs Oliver. »Ich weiß gar nichts, aber wie gesagt, könnte ich mir noch verschiedene Gründe vorstellen …«
Kommissar Bland unterbrach sie schnell, weil er nicht die geringste Lust verspürte, sich Mrs Olivers phantastische Theorien anzuhören.
»Ich danke Ihnen sehr, Mrs Oliver«, sagte er kurz, »und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie M. Poirot bitten würden, einen Augenblick zu mir zu kommen.«
Nachdem Mrs Oliver das Zimmer verlassen hatte, erkundigte sich Constable Hoskins interessiert: »Wer ist dieser M. Hercule Poirot?«
»Man kann ihn nur als komische Figur bezeichnen, als Parodie eines Franzosen, obwohl er eigentlich Belgier ist. Aber er ist trotz seiner Verschrobenheiten ein intelligenter Bursche. Der Jüngste kann er auch nicht mehr sein«, fügte Bland hinzu.
»Und was ist mit diesem de Sousa?«, fragte der Constable weiter. »Halten Sie ihn für wichtig?«
Kommissar Bland überhörte diese Frage. Eine Tatsache, die ihm bereits mehrfach mitgeteilt worden war, erschien ihm jetzt plötzlich neu und bedeutungsvoll. Zuerst hatte Sir George ärgerlich und beunruhigt gesagt: »Meine Frau scheint verschwunden zu sein. Ich weiß wirklich nicht, wo sie sein könnte.« Dann hatte Miss Brewis verächtlich bemerkt: »Lady Stubbs ist nirgends zu finden; wahrscheinlich hat sie sich gelangweilt.« Und jetzt kam Mrs Oliver mit der Theorie, dass Lady Stubbs sich versteckt hätte.
»Wie bitte? Was sagten Sie?«, fragte er zerstreut.
Hoskins räusperte sich.
»Ich habe Sie gefragt, was Sie von diesem de Sousa halten, Kommissar.«
Hoskins war offensichtlich entzückt, dass ein ganz bestimmter Ausländer in die Angelegenheit verwickelt zu sein schien – das war erheblich besser als ein unbegründeter Verdacht auf Ausländer im Allgemeinen. Aber Kommissar Bland verfolgte andere Spuren.
»Ich wünsche mit Lady Stubbs zu sprechen«, sagte er entschieden. »Bringen Sie sie zu mir, und wenn Sie sie nicht gleich finden, suchen Sie nach ihr.«
Hoskins verließ das Zimmer gehorsam, aber etwas verwundert. An der Tür stieß er fast mit Hercule Poirot zusammen, und er drehte sich noch einmal neugierig nach ihm um, bevor er die Tür hinter sich zumachte.
Bland stand auf und reichte Poirot die Hand.
»Sie werden sich meiner wohl nicht mehr erinnern«, meinte er.
»Selbstverständlich erinnere ich mich an Sie«, versicherte Poirot. »Warten Sie einen Augenblick – ich muss Sie vor etwa vierzehn Jahren kennen gelernt haben – oder sind es fünfzehn Jahre, Kommissar Bland?«
»Sie haben ein großartiges Gedächtnis, M. Poirot.«
»Nicht besonders – schließlich haben Sie mich auch nicht vergessen, nicht wahr?«
Hercule Poirot konnte man nicht so leicht vergessen, dachte Bland, und die Gründe dafür waren nicht unbedingt schmeichelhaft.
»Sie helfen also wieder einmal bei der Aufklärung eines Mordes. M. Poirot.«
»Es sieht so aus«, erwiderte Poirot. »Man hat mich gebeten herzukommen, um zu helfen.«
»Man hat Sie gebeten, herzukommen?«, fragte Bland erstaunt.
»Man hat mich aufgefordert, die Preise an die Gewinner der Mörderjagd zu verteilen«, erklärte Poirot rasch.
»Das hat mir Mrs Oliver erzählt.«
»Sonst hat sie Ihnen nichts erzählt?«, fragte Poirot scheinbar uninteressiert. Es lag ihm jedoch viel daran festzustellen, ob der Kommissar die wirklichen Gründe kannte, die Mrs Oliver dazu veranlasst hatten, auf Poirots Reise nach Devonshire zu bestehen.
»Ob sie mir sonst nichts erzählt hat? Sie hat unaufhörlich geredet, sie hat jedes mögliche und unmögliche Motiv für den Mord an dem Mädchen ausgemalt. Schließlich schwirrte mir der Kopf. Die Dame hat eine blühende Phantasie!«
»Damit verdient sie sich ihren Lebensunterhalt, mon a mi«, bemerkte Poirot trocken.
»Sie erwähnte einen gewissen de Sousa. War er ein Gebilde ihrer Phantasie?«
»Nein, dieser Mann existiert wirklich.«
»Dann sprach sie von einem Brief beim Frühstück und von einer Jacht, die den Fluss heruntersegelte. Ich bin daraus nicht klug geworden.«
Poirot begann, Bland über die Vorfälle am Frühstückstisch aufzuklären; er erwähnte den Brief und die Tatsache, dass Lady Stubbs über
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