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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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glauben, dass ich Zeuge des Mordes gewesen bin?«
    »Der Mord geschah im Innern des Bootshauses, aber Sie hätten das Mädchen möglicherweise sehen können – als es vielleicht aus dem Fenster blickte oder auf die Terrasse trat. Falls Sie es gesehen hätten, wären wir imstande, den Zeitpunkt des Mordes genauer festzulegen. Wenn sie, als Sie vorbeifuhren, noch am Leben gewesen wäre …«
    »Ich verstehe, ich verstehe. Aber warum fragen Sie ausgerechnet mich? Es fahren viele Boote den Fluss hinunter, die von Helmmouth kommen, auch Vergnügungsdampfer. Warum fragen Sie nicht bei denen nach?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, erwiderte der Kommissar, »wir werden bestimmt überall nachfragen. Sie behaupten also, nichts Ungewöhnliches beim Bootshaus gesehen zu haben?«
    »Ich habe gar nichts gesehen, nicht einmal ein Zeichen, dass jemand dort war. Natürlich habe ich dem Bootshaus keine besondere Beachtung geschenkt und bin auch nicht sehr nahe daran vorbeigekommen. Vielleicht hat jemand aus dem Fenster geschaut, aber ich habe nichts gesehen.« Er fügte in höflichem Ton hinzu: »Es tut mir sehr Leid, dass ich Ihnen nicht behilflich sein kann.«
    »Wir dürfen nicht zu viel erwarten«, meinte Kommissar Bland freundlich. »Ich möchte nur noch einige Kleinigkeiten von Ihnen erfahren.«
    »Ja?«
    »Sind Sie allein hier, oder machen Sie diese Segelfahrt in Begleitung von Freunden?«
    »Bis vor drei Tagen hatte ich Freunde bei mir, aber im Augenblick bin ich allein – mit Ausnahme der Besatzung natürlich.«
    »Wie heißt Ihre Jacht, Mr de Sousa?«
    »›Espérance.‹«
    »Wie ich höre, ist Lady Stubbs Ihre Kusine?«
    »Eine entfernte Kusine – weitläufig verwandt. Sie müssen wissen, dass man auf unseren Inseln viel untereinander heiratet – wir sind alle irgendwie verwandt. Hattie ist eine Kusine Zweiten oder dritten Grades. Ich habe sie nicht gesehen, seit sie ein Mädchen von vierzehn oder fünfzehn Jahren war.«
    »Und Sie wollten sie heute überraschend besuchen?«
    »Es war kaum eine Überraschung für sie, Kommissar. Ich hatte ihr bereits geschrieben.«
    »Ich weiß, dass sie heute Morgen einen Brief von Ihnen erhielt, aber sie war offenbar erstaunt zu hören, dass Sie in England sind.«
    »Da irren Sie sich aber, Kommissar. Ich habe meiner Kusine vor etwa drei Wochen aus Frankreich geschrieben, kurz bevor ich hierherfuhr.«
    Bland war überrascht.
    »Sie schrieben ihr aus Frankreich, dass Sie beabsichtigten, sie zu besuchen?«
    »Ja, ich schrieb, dass ich auf einer Seereise sei und dass wir wahrscheinlich etwa um diese Zeit in Helmmouth oder in Torquay ankommen würden, dass ich ihr aber das genaue Datum noch mitteilen würde.«
    Kommissar Bland starrte ihn an. Diese Aussage stimmte nicht mit dem überein, was sich, wie man ihm gesagt hatte, am Frühstückstisch abgespielt hatte. Mehrere Augenzeugen hatten behauptet, dass Lady Stubbs angesichts des Briefes alarmiert und bestürzt gewesen sei. De Sousa erwiderte seinen Blick ruhig. Er schnippte lächelnd ein Staubkörnchen von seinem Knie.
    »Hat Lady Stubbs Ihnen auf Ihren ersten Brief geantwortet?«, fragte der Kommissar.
    De Sousa zögerte einen Augenblick, bevor er erwiderte: »Ich kann mich zwar nicht genau erinnern, aber ich glaube nicht. Warum auch – ich fuhr ja umher und hatte keine bestimmte Adresse. Außerdem halte ich meine Kusine Hattie nicht für eine gute Briefschreiberin. Sehr intelligent ist sie nämlich nicht, aber sie soll eine sehr schöne Frau geworden sein.«
    »Sie haben sie noch nicht gesehen?«, fragte Bland. De Sousa zeigte seine Zähne in einem breiten Lächeln und sagte:
    »Sonderbarerweise ist sie nirgends zu finden. Wahrscheinlich findet sie dieses espèce de gala sehr langweilig.«
    Kommissar Bland wählte seine Worte mit großer Sorgfalt, als er seine nächste Frage stellte: »Glauben Sie, dass Ihre Kusine ein Zusammentreffen mit Ihnen aus irgendwelchen Gründen vermeiden will, Mr de Sousa?«
    »Warum sollte Hattie mich meiden wollen? Das verstehe ich nicht. Aus welchem Grund?«
    »Das fragte ich Sie, Mr de Sousa.«
    »Sie glauben, dass Hattie sich von diesem Fest zurückgezogen hat, um mich zu meiden? Absurde Idee!«
    »Sie hatte, Ihrer Meinung nach, keinen Grund, sich – sagen wir, sich vor Ihnen zu fürchten?«
    »Zu fürchten? Vor mir?« De Sousas Stimme klang erstaunt und belustigt. »Welch phantastische Vorstellung, Kommissar!«
    »Sie haben zu ihr immer in freundschaftlicher Beziehung gestanden?«
    »Wie ich schon

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