Wiedersehen mit Mrs. Oliver
Fall ist er energisch und tüchtig und hat uns sehr bei den Vorbereitungen zu diesem Fest geholfen. Ich halte es für unmöglich, dass er das Mädchen umgebracht hat, weil er den ganzen Nachmittag über auf der Wiese war.«
Der Kommissar nickte.
»Und was wissen Sie von den Legges?«
»Ich halte sie für ein sehr nettes junges Paar. Er scheint etwas launisch zu sein, sonst weiß ich nicht viel über ihn. Sie ist eine geborene Carstairs, und ihre Familie ist mir gut bekannt. Sie haben die kleine rosa Villa bei der Mühle für zwei Monate gemietet, und ich hoffe, dass sie ihren Ferienaufenthalt genießen. Wir haben uns alle sehr angefreundet.«
»Wie ich höre, ist Mrs Legge sehr attraktiv?«
»O ja, sehr.«
»Glauben Sie, dass Sir George in sie verliebt sein könnte?«
Mrs Folliat sah ihn erstaunt an.
»Nein, das halte ich für ganz unwahrscheinlich. Sir George geht in seinem Geschäft auf, und er liebt seine Frau von Herzen. Er ist durchaus kein leichtlebiger Mann.«
»Und Sie glauben auch nicht, dass zwischen Lady Stubbs und Mr Legge mehr als freundschaftliche Beziehungen bestanden?«
Wieder schüttelte Mrs Folliat den Kopf.
»Ausgeschlossen.«
Der Kommissar ließ nicht locker. »Sie wissen von keinem Zerwürfnis zwischen Sir George und seiner Frau?«, fragte er.
»Nein, bestimmt nicht«, erklärte Mrs Folliat nachdrücklich, »wenn es Unstimmigkeiten gegeben hätte, wüsste ich das sicherlich.«
»Lady Stubbs ist also, Ihrer Ansicht nach, nicht fortgegangen, weil sie sich mit ihrem Mann gezankt hatte?«
»Nein, nein.« Sie fügte hinzu: »Das dumme Kind wollte, wie ich höre, aus einem unbegreiflichen Vorurteil heraus eine Begegnung mit seinem Vetter vermeiden, und deshalb ist Hattie weggelaufen.«
»Das ist also Ihre Meinung. Vermuten Sie sonst noch etwas?«
»Oh, nein, ich nehme an, sie wird bald wieder nach Hause kommen und sich schämen.« Dann fragte sie leichthin: »Was ist übrigens aus diesem Vetter geworden? Ist er noch immer hier im Haus?«
»Wie ich höre, ist er zurück zu seiner Jacht gefahren.«
»Die liegt in Helmmouth vor Anker, nicht wahr?«
»Ja, in Helmmouth.«
»Es ist wirklich ein Jammer, dass Hattie sich gerade jetzt so kindisch aufführt«, meinte Mrs Folliat. »Wenn er jedoch ein paar Tage hier bleiben sollte, müssen wir ihr klarmachen, dass sie sich wie ein erwachsener Mensch zu benehmen hat, nicht wahr?«
Der Kommissar zog es vor, auf diese Frage nicht einzugehen; stattdessen sagte er: »Wahrscheinlich glauben Sie, dass diese Dinge mit unserem eigentlichen Problem nicht viel zu tun haben, aber leider haben wir ein ziemlich weites Feld zu sondieren. Da wäre zum Beispiel noch Miss Brewis … Was wissen Sie von ihr, Mrs Folliat?«
»Sie ist eine ausgezeichnete Sekretärin – mehr als eine Sekretärin. Sie erfüllt auch noch sämtliche Pflichten einer Haushälterin, und ich weiß nicht, was sie hier ohne Miss Brewis anfangen würden.«
»War sie schon vor seiner Heirat Sir Georges Sekretärin?«
»Ich glaube, aber ich weiß es nicht genau. Ich kenne sie erst, seitdem sie mit Sir George und Lady Stubbs hierhergekommen ist.«
»Sie macht sich wohl nicht viel aus Lady Stubbs?«
»Ich fürchte, nein«, erwiderte Mrs Folliat. »Ich glaube, diese perfekten Sekretärinnen haben selten etwas für die Frauen ihrer Chefs übrig; vielleicht ist das ganz natürlich.«
»Haben Sie oder Lady Stubbs Miss Brewis gebeten, dem Mädchen Kuchen und Limonade ins Bootshaus zu bringen?«
Mrs Folliat sah etwas erstaunt aus.
»Ich erinnere mich, dass Miss Brewis Kuchen und anderes auf ein Tablett stellte und sagte, dass sie es Marlene bringen wolle. Ich wusste nicht, dass ihr irgendjemand ausdrücklich aufgetragen hatte, das zu tun – ich war es bestimmt nicht.«
»Aha. Sie sagten, dass Sie von vier Uhr an im Teezelt waren. Mrs Legge hat, glaube ich, um diese Zeit auch Tee getrunken?«
»Mrs Legge? Nein, ich glaube nicht, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, sie dort gesehen zu haben – nein, sie war bestimmt nicht da. Es waren gerade eine Menge Leute mit dem Autobus aus Torquay angekommen, und ich entsinne mich, dass ich im Zelt lauter fremde Gesichter sah. Ich dachte, dass es wahrscheinlich alles Feriengäste wären. Mrs Legge wird wohl später ins Teezelt gekommen sein.«
»Nun, das spielt auch weiter keine Rolle«, meinte der Kommissar und fügte höflich hinzu: »Ich glaube, das wäre alles. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Mrs Folliat. Wir können nur hoffen, dass Lady
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