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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Man kann niemals voraussagen, ob eine Leiche an die Oberfläche kommt oder nicht. Zweimal sind hier Leute ertrunken, deren Leichnam nicht geborgen werden konnte. Manchmal zerschellen sie an den Klippen. Andererseits ist es natürlich durchaus möglich, dass die Leiche an Land geschwemmt wird.«
    »Wenn nicht, kann die Sache für uns recht schwierig werden«, sagte Bland.
    »Sind Sie davon überzeugt, dass sie ins Wasser gegangen ist?«
    »Ich wüsste nicht, was sie sonst getan haben könnte«, erwiderte Bland ernst. »Wir haben in Zügen und Autobussen Nachforschungen angestellt – wir sind in einer Sackgasse. Sie war sehr auffallend gekleidet, und da sie keine anderen Kleidungsstücke mitgenommen hat, glaube ich, dass sie Nasse niemals verlassen hat. Ihre Leiche befindet sich entweder im Meer oder irgendwo auf dem Besitz. Was ich jetzt vor allem suche, ist ein Motiv – und natürlich die Leiche«, fügte er nach kurzem Nachdenken hinzu. »Bevor wir die nicht gefunden haben, werden wir nicht weiterkommen.«
    »Und das junge Mädchen?«
    »Muss den Mord mit angesehen haben … Wir werden das Ganze bestimmt entwirren, aber es wird nicht leicht sein.«
    Jetzt blickte Baldwin auf die Uhr.
    »Zeit zu gehen«, sagte er.
    Die beiden Kriminalbeamten wurden an Bord der »Espérance« von de Sousa mit großer Liebenswürdigkeit empfangen. Er bot ihnen Drinks an, die sie dankend ablehnten, und zeigte höfliches Interesse an ihren Aktivitäten.
    »Haben Ihre Erkundigungen über den Tod des jungen Mädchens bereits zu einem Ergebnis geführt?«
    »Wir machen Fortschritte«, erwiderte Kommissar Bland.
    Der Superintendent ergriff das Wort und erklärte mit großem Takt den Zweck ihres Besuches auf der Jacht.
    »Sie möchten die ›Espérance‹ durchsuchen?«
    De Sousa schien weniger verärgert als belustigt zu sein.
    »Aber warum? Glauben Sie, ich habe den Mörder versteckt? Oder halten Sie mich selbst vielleicht für den Täter?«
    »Eine Durchsuchung lässt sich leider nicht vermeiden, Mr de Sousa. Ich hoffe, Sie werden Verständnis für die Schwierigkeit der Lage haben. Ein Haussuchungsbefehl …«
    De Sousa hob beide Hände.
    »Aber ich bin bereit, alles zu tun, um Ihnen zu helfen! In der freundschaftlichsten Weise! Selbstverständlich können Sie mein Schiff durchsuchen – von oben bis unten. Sie glauben vielleicht, ich verberge hier meine Kusine, Lady Stubbs? Sie denken vielleicht, sie habe ihren Mann verlassen und bei mir Unterschlupf gefunden? Aber bitte, meine Herren, beginnen Sie mit der Durchsuchung.«
    Die Jacht wurde gründlich durchsucht. Schließlich verabschiedeten sich die beiden Kriminalbeamten von de Sousa. Sie versuchten, ihre Enttäuschung zu verbergen, so gut sie konnten.
    »Sie haben nichts gefunden? Wie enttäuschend! Aber ich habe es Ihnen ja gesagt. Kann ich Ihnen jetzt eine kleine Erfrischung anbieten? Nein?«
    Er begleitete sie bis zu ihrem Boot, das längsseits neben der Jacht angelegt hatte.
    »Und habe ich jetzt die Erlaubnis abzufahren?«, fragte er. »Es wird mir etwas langweilig hier – Sie verstehen. Das Wetter ist gut, und ich würde gern weiterfahren nach Plymouth.«
    »Würden Sie die Liebenswürdigkeit haben, bis zur morgigen gerichtlichen Untersuchung hier zu bleiben, Mr de Sousa? Für den Fall, dass die Leichenschaukommission Ihnen noch irgendwelche Fragen stellen möchte.«
    »Aber selbstverständlich, ich will alles tun, um Ihnen zu helfen. Und danach?«
    »Danach können Sie natürlich fahren, wohin Sie wollen, Mr de Sousa«, sagte Baldwin kühl.
    De Sousa blickte lächelnd auf sie herab, während sich das Boot langsam von der Jacht entfernte.
    Die gerichtliche Untersuchung und die damit verbundene Leichenschau ergab keinerlei Sensation, und die neugierigen Zuschauer waren enttäuscht. Die Leiche wurde identifiziert, danach wurde das ärztliche Gutachten verlesen, und weiter ereignete sich nichts. Eine Terminverschiebung wurde verlangt und gewährt. Die Untersuchung war eine reine Formalität gewesen.
    Allerdings verbrachte Kommissar Bland den Nachmittag nach der Untersuchung auf eine weniger formelle Weise, nämlich auf dem bekannten Vergnügungsdampfer »Devon Belle«. Das Schiff fuhr gegen drei Uhr von Brixwell ab, machte eine kleine Rundfahrt um die Küste, kam zur Mündung der Helm und fuhr schließlich den Fluss hinauf. Außer Kommissar Bland waren noch etwa zweihundertdreißig Leute an Bord. Er saß auf der Steuerbordseite des Dampfers und hielt seinen Blick unverwandt auf das

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