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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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zurück, während sich Nicolas Marciac zu Orvand gesellte und die luxuriöse vergoldete Kutsche wieder Richtung Paris abfuhr. Marciac war ein attraktiver Mann, verführerisch trotz seiner nachlässigen Kleidung oder vielleicht gerade deshalb. Er hätte eine Rasur vertragen können, aber sein Lächeln war strahlend. Beim Gehen schwankte er leicht und gab das perfekte Bild eines Lebemannes ab, der, noch berauscht von der Nacht, unbekümmert dem Morgen entgegensah.
    »Aber du hast ja getrunken, Nicolas!«, rief Orvand besorgt, als er seinen Atem roch.
    »Nein, habe ich nicht!«, protestierte Marciac entrüstet. »Oder sagen wir … so gut wie nicht.«
    »Vor einem Duell! Das ist doch Wahnsinn!«
    »Jetzt reg dich nicht auf. Habe ich je ein Duell verloren?«
    »Nein, aber …«

    »Es wird schon gut gehen.«
    Vor der anderen Kutsche hatte der Marquis de Brévaux bereits die Jacke ausgezogen und deutete mit dem Degen einige Schläge an.
    »Gut, bringen wir es hinter uns«, sagte Marciac voll Tatendrang.
    Er legte sein Wams ab, warf es in die Kutsche des Vicomtes und begrüßte den Kutscher. Dann erkundigte er sich nach dessen Befinden, zeigte sich hocherfreut darüber, dass dieser bei bester Gesundheit war, steckte sein Hemd in die Hose, zog den Degen und ging auf Brévaux zu, der ihm bereits ungeduldig entgegenkam.
    Doch nach wenigen Schritten schien er es sich anders überlegt zu haben, machte auf dem Absatz kehrt, ohne sich darum zu kümmern, dass er den Marquis damit fast zur Weißglut brachte, und flüsterte seinem Freund ins Ohr: »Sag mir nur schnell noch eins …«
    »Was denn?«, fragte Orvand seufzend.
    »Versprich mir erst, dass du dich nicht aufregen wirst.«
    »Versprochen.«
    »Also gut. Ich gehe davon aus, dass ich mich mit dem Herrn im Hemd duellieren werde, der mich so wütend anschaut. Aber könntest du mir vielleicht sagen, warum?«
    »Wie bitte?«, schrie der Vicomte lauter als beabsichtigt.
    »Wenn ich ihn schon töte, dann bin ich es ihm wohl schuldig, wenigstens den Grund für unseren Zwist zu kennen, oder etwa nicht?«
    Orvand fehlten zunächst die Worte, dann riss er sich zusammen und erklärte: »Spielschulden.«
    »Was – ich schulde ihm Geld? Ihm auch?«
    »Aber nein! Er! Er ist es, der … Jetzt reicht es aber! Ich
werde diesen Wahnsinn abblasen. Ich sage einfach, du fühlst dich nicht wohl. Oder dass du …«
    »Wie viel?«
    »Wie bitte?«
    »Wie viel schuldet er mir?«
    »Fünfzehnhundert Livre.«
    »Teufelnocheins! Und ich wollte ihn schon töten!«
    Fröhlich wandte sich Marciac dem Marquis zu, der bereits fuchsteufelswild war.
    Er nahm Haltung an und sagte: »Zu Euren Diensten, Marquis.«
     
    Das Duell war schnell erledigt. Brévaux eröffnete den Kampf, Marciac parierte den Angriff lässig und versetzte seinem Gegner dann einen Faustschlag, von dem diesem die Lippe aufplatzte. Zunächst überrascht, dann verärgert, gewann der Marquis wieder die Oberhand und startete einen weiteren Angriff. Auch diesmal beschränkte sich Marciac auf eine Parade. Er machte einen zerstreuten Eindruck und verbarg nicht einmal ein Gähnen zwischen dem stählernen Klirren zweier Degenschläge. Diese Lässigkeit brachte Brévaux völlig in Rage. Puterrot im Gesicht holte er weit mit dem Schwert aus, das er mit beiden Händen führte, und ehe er sich versah, hatte ihn sein Gegner auch schon entwaffnet und dabei an der Schulter verletzt.
    Marciac nutzte seinen Vorteil. Mit der Spitze seiner Klinge zwang er den Marquis zurückzuweichen, bis er hilflos mit dem Rücken zu seiner Kutsche stand.
    Blass, schwitzend und außer Atem hielt sich Brévaux die schmerzende Schulter. »Es ist gut«, sagte er. »Ich gebe mich geschlagen. Ihr bekommt Euer Geld.

    »Ich fürchte, ein Versprechen reicht nicht aus. Begleicht Eure Schulden lieber gleich hier und jetzt.«
    »Mein Herr! Ich habt mein Ehrenwort!«
    »Das gabt Ihr mir schon einmal, und Ihr seht ja selbst, wohin uns das geführt hat …«
    Marciac hob den Arm noch ein wenig, und die Spitze seines Degens kam der Kehle des Marquis gefährlich nahe. Da kam Bewegung in Brévaux’ Gefolgsmänner. Einer zog sogar sein Schwert, während auch Orvand besorgt näher trat, um seinem Freund, wenn nötig, zu Hilfe zu eilen.
    Einen Moment lang herrschte allgemeine Unentschlossenheit, doch dann zog sich der Marquis einen Ring vom Finger und überreichte ihn Marciac. »Sind wir damit quitt?«
    Marciac nahm den Ring und betrachtete den Stein. »Jawohl«, sagte er, bevor er den Degen

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