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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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haben mich fern von Paris in Beschlag genommen.«
    »Ich hoffe, Eure Geschäfte verliefen erfolgreich.«
    »Aber ja.«
    »Ich bin erfreut, das zu hören.«
    Marciac drehte sich Agnès zu. »Erlaubt mir, Euch Madame de Laremont vorzustellen. Sie ist eine meiner Cousinen, der ich zurzeit unsere schöne Hauptstadt näher bringe.«
    Die Hausherrin begrüßte die angebliche Madame de Laremont. »Seid willkommen, meine Liebe … Ich muss schon sagen, Marquis, mir scheint, all Eure Cousinen sind ganz bezaubernd …«
    »Das liegt in der Familie, Madame, in der Familie.«

    »Ich sehe Euch dann später drinnen wieder.«
    Damit betraten Agnès und Marciac das hell erleuchtete Vestibül mit seinen goldenen Vertäfelungen und schritten weiter durch eine Reihe von Salons, deren Flügeltüren allesamt einladend weit offen standen.
    »Du bist also ein Marquis …«
    »Aber gewiss doch«, erwiderte der Gascogner. »Wenn es Concini zum Marschall von Ancre geschafft hat, kann ich doch wohl ein Marquis sein, oder vielleicht nicht?«
    Beide bemerkten nicht den ausgesprochen eleganten und blutjungen Edelmann, der sie aufmerksam beobachtete. Vielmehr beobachtete er hauptsächlich die Baronin von Vaudreuil – auch er war bezaubert von der außergewöhnlichen Schönheit dieser Unbekannten. Wäre er hier gewesen, hätte Leprat in ihm sicher den Reiter erkannt, der in der Rue Saint-Dénis die Kugel auf ihn abgefeuert hatte. Es war der Marquis de Gagnière, dem sich nun diskret ein Diener näherte, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
    Der Edelmann nickte und verließ daraufhin den Salon. Er begab sich in einen kleinen Hof, der eigentlich dem Hauspersonal und den Lieferanten zugedacht war. Dort erwartete ihn bereits ein zwielichtiger Mann. Seine Kleidung und der Hut waren aus pechschwarzem Leder. Außerdem war er bewaffnet und trug eine Maske – auch sie aus schwarzem Leder und mit Silbernieten verziert -, die sein linkes Auge verbarg. Sie war jedoch nicht groß genug, um auch das Ranzmal zu verdecken, das sich um sein Auge auszubreiten begonnen hatte. Er war sehr blass, hatte ein eckiges Gesicht, und kurze Bartstoppel bedeckten seine hohlen Wangen.
    »Malefiz ist nicht zurückgekehrt«, berichtete er mit starkem spanischen Akzent.

    »Darüber können wir uns später Sorgen machen«, verfügte Gagnière unwirsch.
    »Also gut. Wie lautet der Befehl?«
    »Zur Stunde, Savelda, möchte ich, dass du die Männer zusammentrommelst. Wir schlagen noch heute Nacht zu.«

19
    Die Reiter erreichten die alte Mühle in der Abenddämmerung, die sich golden und purpurn über die Landschaft legte. Es waren fünf, alle bewaffnet und alle Mitglieder der berüchtigten Raben-Bande, auch wenn sie nicht die typischen schwarzen Mäntel trugen. Sie hatten lange reiten müssen, um von ihrem Basislager im Wald hierher zu kommen, und unterwegs wollten sie es nicht riskieren, erkannt zu werden.
    Der erste Tote, den sie entdeckten, war derjenige, der vor der Mühle Wache gehalten hatte. Er lag ausgestreckt neben dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte, als Saint-Lucq ihn überrascht und erstochen hatte.
    Die Reiter stiegen einer nach dem anderen von ihren Pferden ab. Einer, ein gedrungener Mittfünfziger, verdankte seinem völlig zerfurchten Gesicht den ironischen Spitznamen ›Schönling‹. Er lüftete seinen Hut und wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. Dann sagte er: »Sucht alles ab.«
    Während die Männer draußen ausschwärmten, betrat er die Mühle und fand dort neben dem Kamin zwei weitere Leichen und schließlich eine dritte. Sie lagen in bereits eingetrockneten Blutlachen, an denen sich Scharen von fetten
Schmeißfliegen gütlich taten. Der Geruch von geronnenem Blut hing in der Luft, vermischt mit dem von Mehlstaub und Holz. Nur das Summen der Insekten war zu hören. Durch die Fenster im Hintergrund fiel das Abendlicht herein und malte bedrohlich lange Schatten an die Wände.
    Die Raben, die ausgeschwärmt waren, kehrten recht schnell wieder zurück.
    »Der Gefangene ist verschwunden«, stellte einer fest.
    »Corillard habe ich in der Scheune bei den Pferden gefunden«, teilte ein anderer mit.
    »Tot?«, erkundigte sich Schönling.
    »Ja. Erwürgt.«
    »Verdammt, Schönling! Wer hat das bloß getan?«
    »Nur ein Mann.«
    »Ein einziger? Gegen fünf?«
    »Es hat keinen Kampf gegeben. Alle sind hinterrücks ermordet worden … Zuerst Corillard in der Scheune, dann Treiber vor dem Haus. Dann Ganeff und Blatter hier drinnen, während sie aßen. Und

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