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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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soll.«
    »Das kann ich Euch bereits sagen. Ihr sollt es dem Kardinal höchstpersönlich übergeben.«
    Das Mischblut hielt inne und sah Gaget über seine roten Augengläser hinweg neugierig an. »Höchstpersönlich?«
    Der Dragunenzüchter nickte. »So schnell wie möglich, hat man mir gesagt. Am besten also gleich heute Abend. Im Kardinalspalais.«

18
    Die Kutsche erreichte den Faubourg Saint-Jaques am frühen Abend. Sie fuhr die Rue des Postes entlang, bog dann in die Rue de l’Arbalète ein und passierte schließlich das Portal eines prächtigen Stadtpalais.
    Im Hof brannten bereits Fackeln, obwohl das zu dieser frühen Stunde noch gar nicht nötig war. Dort waren schon eine ganze Reihe von Wagen angekommen, aus denen nun nach und nach die Fahrgäste kletterten. Außerdem wurden Sänften hereingetragen, und elegante Reiter übergaben ihre Pferde an die wartenden Stallburschen.
    Die Fenster von drei Etagen waren von innen hell erleuchtet. Auf der Veranda sammelten sich schwatzend die Gäste und warteten darauf, der Hausherrin ihre Aufwartung machen zu können. Madame de Sovange schenkte allen ihr Lächeln und warf jedem ein paar freundliche Worte zu. In ihrer üppigen Abendrobe stand sie am Eingang und machte spielerisch denjenigen Vorwürfe, die zu selten bei ihr erschienen, lobte die anderen und schmeichelte allen Eitelkeiten mit vollendetem Charme.
    Da hielt Ballardieu mit der Kutsche vor der Eingangstreppe. Ein Lakai öffnete den Wagenschlag, und ein elegant gekleideter Marciac stieg aus. Er half Agnès aus dem Wagen, die frisiert und gepudert in einer scharlachroten, seidenen Robe erstrahlte. Das Kleid war schon leicht aus der Mode geraten, was in diesem erlesenen Umfeld niemandem entging. Agnès war sich dessen bewusst, hatte aber nicht mehr ausreichend Zeit gehabt, ihre Garderobe auf den neuesten Stand zu bringen. Doch die Baronin von Vaudreuil wusste auch, dass sie auf ihre Schönheit zählen konnte – außerdem passte
dieser kleine Fauxpas gut zu der Rolle, die sie heute Abend zum besten geben würde.
    »Alle Blicke sind auf dich gerichtet«, flüsterte ihr Marciac zu, als sie sich auf den Stufen vor dem Eingang gedulden mussten.
    In der Tat bemerkte sie den einen oder anderen Blick aus dem Augenwinkel. Argwöhnische, manchmal sogar feindselige Blicke von den Frauen und interessierte, hingerissene von den Männern.
    »Das ist nur gerecht, meinst du nicht?«, flüsterte sie.
    »Du siehst blendend aus. Und wie ist es mit mir?«
    »Du machst mir keine Schande … Und wenn ich ehrlich bin, wusste ich nicht einmal, dass du dich auch rasieren kannst …«
    Der Gascogner grinste. »Versuche, nicht zu sehr aufzufallen. Vergiss nicht, wen du heute Abend gibst …«
    »Hältst Du mich etwa für eine blutige Anfängerin?«
    Sie rückten ein paar Stufen vor.
    »Ich sehe hier nur betuchtes Publikum«, bemerkte Agnès.
    »Sehr betuchtes! Die Spielakademie der Madame Sovange ist eine der besten Adressen von Paris.«
    »Wie kommt es dann, dass man dich hier hineinlässt?«
    »Das ist aber nicht nett! Nun, wichtig ist schließlich nur, dass Castillas Vermieter recht behält und wir den Chevalier d’Irebàn hier finden werden.«
    »Wer ist sie überhaupt?«
    »Die Sovange? Eine Witwe, deren Mann ihr nur Schulden hinterlassen hat, so dass sie sich entschloss, Salons für die größten Spieler der Stadt zu eröffnen, um ihre Unkosten zu decken. Im Übrigen geht man bei ihr nicht nur dem Glücksspiel nach. Hier werden auch allerhand Intrigen gesponnen.«
    »Auf welchem Gebiet?«
    »Auf allen. Liebe, Geschäft, Diplomatie, Politik … Man macht sich gar keine Vorstellung davon, was sich nicht alles in diesen Nebenzimmern unter der Hand regeln lässt – zwischen zwei Partien Pikett, ein Gläschen spanischen Muscat in der Hand …«
    Schließlich standen sie vor Madame de Sovange, einer brünetten, bereits etwas aus der Form geratenen Frau, die nicht im eigentlichen Sinne schön war, aber deren Lächeln und liebenswürdige Art ihr allseits Sympathie eintrug.
    »Herr Marquis!«, rief sie erfreut.
    »Marquis?« Agnès konnte es sich gerade noch verkneifen, sich suchend nach dem erwähnten Marquis umzusehen.
    »Ich bin entzückt, Euch wiederzusehen, Monsieur. Ihr seid Euch hoffentlich im Klaren darüber, dass Ihr uns hier sehr gefehlt habt.«
    »Ich versichere Euch, dass ich derjenige bin, der dies am allermeisten bedauert«, antwortete Marciac. »Glaubt nur nicht, dass ich Euch untreu geworden wäre. Aber wichtige Geschäf te

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