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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Gascogner.
    »Ja. Ist dir eine gewisse Madame de Sovange bekannt?«

17
    Urbain Gaget unterhielt sich gerade mit einem Mitarbeiter seines florierenden Geschäfts, als ihn die Meldung ereilte, seine Ware sei nun an der Porte Saint-Honoré eingetroffen. Die Nachricht wurde ihm von einem schlaksigen jungen Buschen überbracht, der atemlos über den Hof gerannt kam.
    »Endlich«, seufzte Gaget erleichtert.
    Der Abend brach bereits an, und bald würden die Stadttore geschlossen werden.
    Gaget steckte dem Burschen eine Münze zu, besprach mit seinem Mitarbeiter kurz die letzten Vorbereitungen und schickte dann nach seinem Diener. Er tauschte gerade seine Schuhe gegen saubere Stiefel, um seine Strümpfe vor dem Pariser Schmutz zu schützen, als François zu Diensten meldete.
    »Nimm einen Knüppel mit«, ordnete er an. »Wir gehen aus.«
    Von seinem kräftigen bewaffneten Diener eskortiert, eilte er zum Stadttor, um die Zollgebühren für seine Waren zu begleichen.
    Mit Hilfe einiger diskret zugesteckter Münzen waren die
Formalitäten schnell erledigt. Kurze Zeit später erblickte er in der Schlange der Reisenden und Lieferanten, die eine Passiererlaubnis erhalten hatten, auch schon den schweren Karren, den er bereits ungeduldig erwartet hatte. Eine dichte Menschenmenge drängte sich rund um das Stadttor und zog sich bis in die Rue Saint-Honoré . Diese Straße war schon eine der wichtigsten Verkehrsachsen gewesen, bevor Paris immer weiter gewachsen war. Nun hatte man sie noch verlängert, bis zu dem neuen Befestigungsring, dem Gelben Graben. Er trug seinen Namen, weil die Erde, die dort ausgehoben wurde, ganz gelb war. Hier – wie überall in diesem lärmenden, sich durch die Straßen schiebenden Gedränge – war es schwierig, überhaupt vorwärts zu kommen.
    Der Ochsenkarren war mit etwa einem Dutzend Käfige beladen, in denen sich jeweils ein kostbarer Dragun befand. Er bewegte sich nur langsam vorwärts, Schritt für Schritt. Gelenkt wurde er von einem Bauern, dessen Begleiter seinen Platz auf dem Bock eilig für Gaget frei machte und der die Ochsen nun am Halfter führte. François ging voran und bahnte ihnen mit Ach und Krach den Weg durch das Gewühl. Zum Glück mussten sie nicht die gesamte Rue Saint-Honoré entlang bis in das Gewirr aus verstopften und verwinkelten Gassen der Pariser Altstadt, sondern bogen in die Rue de Gaillon ein und folgten ihr fast bis zum Ende. Dann durchquerten sie ein Portal an der Einfahrt zur Rue Neuve-des-Petits-Champs . Das Viertel am Fuße der Anhöhe von Saint-Roch mit ihren Windmühlen war eines der angenehmsten des rechten Seineufers, der sogenannten Ville . Das linke Ufer wurde dagegen Université genannt, und die Insel in der Seine Cité . Die Ville war in diesem Frühjahr 1633 noch nicht ganz vollendet, aber schon durchzogen von einem geordneten
Straßennetz und aufgelockert von zahlreichen Gärten und einem großen Platz, auf dem der Pferdemarkt stattfand. Der Erfolg dieser stadtplanerischen Bemühungen zeigte sich unter anderem bereits darin, dass dort mehr und mehr wohlhabende Pariser prächtige Stadthäuser errichten ließen.
    Urbain Gagnets Anwesen bestand aus einem weitläufigen Häuserkomplex. Um den gepflasterten und mit Stroh ausgelegten Hof herum gruppierten sich mehrere Gebäude aus Stein. Es gab sogar einen schlanken, runden Turm mit einem hübschen konischen Schieferdach und halbmondförmigen Öffnungen auf mehreren Ebenen. Er erinnerte an einen überdimensionalen Taubenschlag. Doch darin wohnten keine Vögel. Im Inneren tummelten sich Dragune. Man hörte sie fauchen, raschelnd mit den Flügeln schlagen und manchmal sogar Feuer speien.
    Diese kleinen geflügelten Reptilien sorgten nicht nur dafür, dass Gaget ein vielbeschäftigter Mann war, sondern er verdankte ihnen auch seinen beachtlichen Reichtum. Er hatte das Geschäft seines Vaters übernommen und zunächst ganz gewöhnliche Dragune auf dem Markt verkauft. Dann hatte er sich dem Luxushandel zugewandt und von da an nur noch Tiere mit Stammbaum und besonderen körperlichen Merkmalen an die reichsten Interessenten verkauft. Doch die zündende Idee, auf der sein Reichtum wirklich basierte, war ihm erst später gekommen. Eines Tages begann er etwas, das es noch nie zuvor gegeben hatte: Er setzte Dragune zum Transport von Nachrichten ein. Während eine Brieftaube nur winzige Papierröllchen tragen konnte, war ein Dragun durchaus kräftig genug, um ganze Briefe, ja sogar kleine Päckchen zu transportieren – und

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