Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
Vom Netzwerk:
nickte. »Wie sieht es aus?«
    »Ich wurde gestern Abend verhaftet und heute Morgen wieder frei gelassen.«
    »Hast Du mit dem Kardinal gesprochen?«
    »Ja, in Châtelet. Auch Saint-Georges und ein Sekretär waren anwesend. Das Spiel ist eröffnet.«
    »Ein gefährliches Spiel, mein Junge, von dem du nicht einmal alle Regeln kennst.«
    »Ich hatte keine Wahl.«
    »Natürlich hattest du! Vielleicht ist noch Zeit …«
    »Du weißt selbst, dass das nicht stimmt.«
    Der Leierspieler blickte Laincourt lange und eindringlich an. Dann seufzte er resigniert.
    Der Dragun machte einen Satz von der Schulter seines Herrchens und sprang auf den Tisch. Dort streckte er sich aus, legte müde seinen Kopf ab und kratzte zum Vergnügen mit den kleinen Krallen das Wachs von der verrußten Tischplatte.
    »Du bist also fest entschlossen, diese Sache zu Ende zu bringen, mein Junge. Es wird dich einiges kosten, lass dir das gesagt sein … Früher oder später wirst du zwischen dem Kardinal und der Schwarze Kralle zerquetscht wie zwischen Hammer und Amboss. Und nichts von dem, was du …«
    »Wer ist Hauptmann La Fargue?«
    Diese Frage überrumpelte den alten Mann sichtlich.
    »La Fargue«, hakte Laincourt nach. »Weißt du, wer er ist?«
    »Woher … Woher kennst du diesen Namen?«
    »Er ist mir im Kardinalspalais zu Ohren gekommen.«
    »Wirklich? Wann?«
    »Neulich Nacht. Ihre Eminenz hat ihn empfangen … Also?«
    Der Leierspieler brauchte einen Moment, bis er fast bedauernd sagte: »Das ist eine alte Geschichte.«
    »Erzähl sie mir.«
    »Ich kenne die Einzelheiten nicht.«
    Laincourt wurde langsam ungeduldig, weil er sich das Zögern seines Gegenübers nicht erklären konnte. »Ich habe keine Lust, dir jedes Wort aus der Nase ziehen zu müssen. Soweit ich weiß, sollst du mir Auskunft geben und mich unterstützen, oder nicht?«
    Doch der Alte zauderte noch immer.
    »Sag mir alles, was du weißt!«, befahl ihm Laincourt.
    »Ja, ja … Ist ja gut …« Der Leierspieler nahm einen Schluck Wein, wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab, blickte Laincourt vorwurfsvoll an und sagte: »Einst hatte La Fargue den Befehl über Männer, die …«
    »… in geheimer Mission für den Kardinal unterwegs waren. Ja, das weiß ich schon.«

    »Man nannte sie die Klingen des Kardinals. Es waren etwa ein Duzend Männer. Manche behaupten, sie hätten nur die Drecksarbeit für den Kardinal erledigt. Ich dagegen würde eher sagen, sie waren seine Spione und Soldaten. Und manchmal zugegebenermaßen auch seine Auftragsmörder …«
    »Auftragsmörder?«
    Der Leierspieler verzog abfällig das Gesicht. »Das Wort klingt etwas hart … aber nicht alle Feinde Frankreich kämpfen offen auf dem Schlachtfeld, nicht alle marschieren im Takt der Feldtrommel, und nicht alle folgen einer Landesfahne … Dir muss ich doch nicht erzählen, dass Kriege genauso auch hinter den Kulissen geführt werden und dass es auch in diesen Schlachten unzählige Tote gibt.«
    »Und auch diese Opfer muss irgendjemand bringen …«
    »Ja. Aber ich bin überzeugt, dass die Klingen mehr Leben bewahrten, als sie genommen haben. Manchmal muss man die Hand opfern, um den Arm zu retten.«
    »Was ist bei der Belagerung von La Rochelle vorgefallen?«
    Der alte Mann war aufs Neue überrascht, versuchte diesmal jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. »Wenn du diese Frage stellst, dann kennst du wahrscheinlich auch die Antwort bereits …«
    »Ich höre.«
    »Die Klingen waren mit einer Mission betraut, die das Ende der Belagerung zweifellos schneller herbeigeführt hätte. Aber frag mich nicht, worin diese Mission genau bestand … Wie dem auch sei, La Fargue wurde verraten.«
    »Von wem?«
    »Von einem seiner eigenen Männer, von einer der Klingen … Die Mission war gescheitert, und ein weiterer seiner
Männer verlor dabei sein Leben. Der Verräter aber konnte fliehen … Und was die Belagerung betrifft: Du weißt selbst, wie sie ausgegangen ist. Der Damm, der die Rettung der Besetzten über das Meer verhindern sollte, brach. Der König musste seine Truppen abziehen, bevor das Königreich völlig ruiniert war, und La Rochelle wurde zu einer protestantischen Republik.«
    »Und was passierte dann?«
    »Danach war nie wieder von den Klingen die Rede.«
    »Bis heute … Was haben die Klingen mit der Schwarzen Kralle zu tun?«
    »Nichts. Zumindest, soweit ich weiß …«
    Der Dragun war eingedöst und schnarchte nun leise vor sich hin.
    »Die Rückkehr von La Fargue bedeutet sicher auch die

Weitere Kostenlose Bücher