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Wiener Requiem

Wiener Requiem

Titel: Wiener Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Jones
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Unfall durch unsere Kollegen in Altaussee gehört.«
    »Die Bremsen waren ganz offensichtlich durchtrennt worden«, fuhr Werthen fort. »Also handelte es sich wohl schwerlich um einen Unfall.«
    Endlich wandte sich Meindl doch Werthen zu. »Da habe ich mich wohl versprochen. Es war kein Unfall, nein.«
    Er stieß diese Worte unüberhörbar hasserfüllt hervor. Noch nie, dachte Werthen, hatte ihn jemand in dieser Weise angesprochen. Es flößte ihm Unbehagen ein, weckte jedoch auch seinen Ärger. Dennoch entschied er sich, den Mund zu halten. Wenn Meindl auch seinen Hauptförderer verloren hatte, besaß der Mann höheren Orts doch immer noch einige Freunde. Letztes Jahr war Werthen zu Ohren gekommen, dass er aufgrund des Duells fast wegen Mordes angeklagt worden wäre.Duelle verstießen zwar gegen das Gesetz, wurden jedoch dennoch nur selten strafrechtlich verfolgt. Meindl allerdings, hatte Werthen in Erfahrung gebracht, hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um ihn vor Gericht zu bringen, so dass Werthen am Ende nur die Fürsprache des Kaisers hatte retten können. Dem Herrscher war nicht daran gelegen, dass gewisse Dinge bekannt wurden.
    Meindl war ein lästiger Mensch, aber er konnte auch ein gefährlicher Feind werden. Folglich hielt Werthen es für klüger, ruhig zu bleiben und Gross die Führung zu überlassen.
    »Gut, dann werden wir Sie jetzt Ihre Arbeit machen lassen«, versuchte Gross die ganze Angelegenheit zu beschleunigen.
    Aber Meindl hatte seine eigene Tagesordnung für dieses Treffen. »Was hat Frau Strauß mit diesen Ermittlungen zu tun?«, fragte er plötzlich.
    Das ist es also, überlegte Werthen. Die liebe Witwe hatte es nach ihrem Besuch mit der Angst zu tun bekommen, ihre Macht genutzt und selbst an einigen Strippen gezogen, um herauszufinden, was sie wirklich von ihr gewollt hatten.
    »Wir sind es gewohnt, gründlich zu arbeiten«, sagte Gross. »Strauß und Mahler hatten gewisse Beziehungen zueinander.«
    »Gewisse Beziehungen«, wiederholte Meindl, justierte seinen Zwicker und nickte. »So viel ich weiß, dirigierte Mahler die Operette von Strauß …«
    »Die Fledermaus«, las Drechsler aus seinem Notizbuch vor, das er hervorgezogen hatte.
    »Genau«, pflichtete Meindl ihm bei. »Und Strauß zog sich seine letztlich tödliche Krankheit zu, als er in der Hofoper dirigierte. Hier gibt es keine wirkliche Verbindung zu Mahler,meine ich. Nichts, womit man eine trauernde Witwe belästigen muss.«
    Jetzt war es endgültig zuviel für Gross, er kochte über. »In spektor Meindl, darf ich Sie erinnern, dass Advokat Werthen und ich von Prinz Montenuovo engagiert worden sind. Wir schulden ihm Rechenschaft. Wen wir befragen und wen nicht, ist daher keine Angelegenheit der Polizei.«
    »Da bin ich anderer Ansicht. Es ist jetzt sehr wohl eine Angelegenheit der Polizei.«
    Meindl hob seine Stimme um einen ganzen Halbton, als er dies sagte. Dann atmete er tief durch.
    »Sehen Sie«, versuchte er sich zu beruhigen, »wir sind ehemalige Kollegen. Es sollte kein Groll zwischen uns stehen. Bis zu einem gewissen Punkt gestehe ich eine berufliche Verstimmung zu. Wenn allerdings eine der bedeutendsten Personen unseres Kulturlebens sich beschwert …«
    »Frau Strauß hat sich über unseren Besuch beschwert?«, fragte Gross.
    Meindl krallte die Hände auf dem Tisch fest zusammen. »Es handelte sich zugegebenermaßen nicht so sehr um eine Beschwerde, als um eine offizielle Anfrage. Sie fühlte sich aufgeschreckt durch Ihren Besuch, weil sie Ihre eigentlichen Absichten nicht genau erkennen konnte.«
    »Wie ich schon sagte«, bemerkte Gross, »wir sind es gewohnt, gründlich vorzugehen, und folgen allen möglichen Spuren. Irgendjemand versucht, Herrn Mahler zu töten, und wir wollen diese Person finden, bevor er – oder sie – Erfolg hat.«
    »Ich dachte, wir hätten die Liste der Verdächtigen auf Männer beschränkt«, sagte Meindl und blickte zu KommissarDrechsler. »Es gab da die Sache mit Herrn Gunther, der mit einer Schlinge hochgezogen wurde.«
    »Ja«, gab Gross zu. »Aber man muss immer mit Komplizen rechnen.«
    »Ich für meinen Teil kann mir keine Frau vorstellen, die zu einer solchen Rachetat fähig wäre, besonders im Falle Herrn Mahlers. Weshalb? Eine böse ausgegangene Liebesaffäre? Ein Wort der Kritik bei einer Probe?«
    Keiner der drei anderen antwortete darauf. Dass Meindl so blind menschlichen Motiven gegenüber war, zeigte auch, wie überfordert er als Inspektor war. Er war einfach ein

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