Wiener Schweigen
des Brandes?«, hakte er bei Schinder nach.
»Es hat von Freitag, dem 23. Mai, an ununterbrochn gregnet«, entgegnete dieser gelangweilt und sah währenddessen zum Horizont. »Der Boden ist feucht und matschig gwesen. Am 27. Mai hat der Regen dann zu Mittag aufghört.«
»Haben Sie den Brandherd ermitteln können?«, fragte Schurrauer.
»Es hat mit einem Kleinbrand im Erdgeschoss angfangen«, antwortete Schinder träge und ging auf die Brandstätte zu. Rosa, Liebhart und Schurrauer folgten ihm. »Die Flammen haben schnell auf den ersten Stock und das Dach übergriffen. Dann ist der erste Stock eingstürzt.« Er sah die drei an und fügte mit übertriebener Geste, so als würde er mit Schwachsinnigen reden, hinzu: »Mit andern Worten, die Trümmer vom Dach und vom erstn Stock liegn hier unten zuoberst.«
Liebhart nickte und rieb sich den Nacken. Rosa merkte, dass seine Ohren vor Zorn rot angelaufen waren. Sie kannte dieses Phänomen bereits.
»Hat das Haus noch gebrannt, als Sie eingetroffen sind?«, fragte sie Schinder.
»Das Hauptgebäude war schon ausgebrannt, das Feuer war dabei, auf den Schuppen überzugreifen. Sie als Stadtmensch wissen doch, was ein Schuppen ist, oder? Da, wo die Geräte für die richtige Arbeit stehen«, meinte Schinder süffisant.
»Ja, und als Polizist weiß ich auch, was auf Behinderung einer polizeilichen Ermittlung in einem Mordfall steht!«, blaffte Liebhart.
Schinder presste die Lippen aufeinander, bis sie weiß waren, und ballte die Fäuste.
»Welche Farbe haben die Flammen gehabt?« Schurrauer ließ sich nicht so leicht beirren.
»Wie Flammen halt aussehen«, schnappte Schinder.
»Blau, Gelb, Weiß, Rot?«, half Schurrauer und ignorierte Schinders Ton.
»Gelb bis Rot, soviel ich mich erinnern kann.«
»Und welche Farbe hat der Rauch gehabt?«
»Warum wolln Sie das alles wissen? Wir habn versucht, so schnell wie möglich alles zu löschen. Ich hab keine Ahnung mehr!«
»Die Farben der Flammen waren Gelb bis Weiß, die Farbe des Rauches war Schwarz«, sagte Rosa.
Die drei Männer sahen sie erstaunt an.
»Ludwig hat den Rauch gesehen. Er war an dem Abend im Kuchelauer Hafen, und ihr wollt sicher nicht wissen, was er dort gemacht hat«, fügte sie erklärend hinzu. »Man hat das Feuer bis zum Hafen sehen können«, sagte sie an Herrn Schinder gewandt.
»Wolln Sie damit sagen, wir habn schlechte Arbeit gleistet, oder was?«, fuhr er Rosa an. »Wolln Sie mir unterstelln, dass ich nicht weiß, wie ma a Feuer löscht? Sie haben doch ka Ahnung, was richtige Arbeit is! Das seh i schon allein an Ihrn Schuhn!«
Was haben nur alle gegen meine Schuhe?, dachte Rosa und sah zu ihren bunten Sandalen hinunter.
»Jetzt hurchn S’ amal zua …« Liebhart trat zwischen Schinder und Rosa.
Sie drehte sich einfach um und ging um die Brandstätte herum. Sie hatte keine Lust mehr, mit dem störrischen Feuerwehrmann zu reden.
Rudolf Schinder und Liebhart standen sich eine kurze Zeit fast Nase an Nase gegenüber, während der Chefinspektor auf ihn einredete. Dann drehte sich Schinder auf dem Absatz um, machte eine wegwerfende Handbewegung, ging grußlos zu seinem Auto und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Liebhart blieb schwer atmend zurück, die Zikaden sangen in den Disteln, und die Sonne stach vom Himmel.
Rosa, Liebhart und Schurrauer setzten sich in den Schatten auf einen umgestürzten Baum und berieten, was sie als Nächstes tun sollten. Als Liebhart sich etwas beruhigt hatte, gab er Schurrauer einen kurzen Überblick über das, was Rosa entdeckt hatte. Dann trennten sie sich, um den Brandplatz einzeln genauer zu untersuchen.
»Versucht, euer Augenmerk auf verrußte Gegenstände zu lenken, die euch irgendwie wertvoll erscheinen«, meinte Liebhart und nahm einen großen Schluck aus einer Mineralwasserflasche.
»Ich glaube nicht, dass wir noch verwertbare Spuren finden«, gab Schurrauer zu bedenken. »Falls doch, zerstören wir die wahrscheinlich vollends, wenn wir durch das Haus latschen.«
»Na, dann steigen wir nicht hinein. Wir können das Innere vom Haus auch von den niedergebrannten Mauern aus untersuchen.« Rosa merkte, wie sie ungeduldig wurde, vielleicht konnte sie ja etwas in den Trümmern finden. Sie wollte auf keinen Fall warten, bis das Brandteam vom Pfarramt hierherkam. »Ist sowieso besser, denn wir wissen ja nicht, ob alles gut genug gesichert ist.« Sie stand auf und klopfte sich den Staub vom Rock.
Eine Stunde lang untersuchten sie Meter für Meter den
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