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Wiener Schweigen

Wiener Schweigen

Titel: Wiener Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Strohschein
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gereizt. »Zieliński ist zu Ihnen gekommen, weil er nach einer Ikone gesucht hat, die von den Soldaten aus dem Kahlenbergerdorf während des Ersten Weltkrieges hierhergebracht worden ist.«
    »Wenn S’ das schon wissen, brauchen S’ mich ja nicht mehr«, antwortete Setzensberger, nahm den Hut ab und wischte sich mit einem großen karierten Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    »Wir wissen, dass Herr Zieliński bei Ihnen war. Wir wissen aber nicht, ob Ihr Großvater – ich nehme einmal an, dass es um ihn ging – im Ersten Weltkrieg war und, wenn ja, ob er an den Plünderungen nach der Schlacht bei Komarów-Zamość teilgenommen hat. Aber Sie haben ganz recht«, sagte Liebhart und beugte sich zu ihm hinüber, »dafür brauchen wir Sie nicht, denn das finden wir auch so heraus.«
    »Na, dann is ja wunderbar, denn ich weiß nix.« Setzensberger sprang auf und stieg zwischen den Weinreben davon.
    Als sie wieder im Auto saßen, meinte Liebhart: »Hast du gesehen, wie es den gerissen hat?«
    Rosa nickte. »Es wird jetzt schnell die Runde machen, dass uns bekannt ist, wonach Andrzej gefragt hat.«
    Liebharts Telefon läutete. Als er das Gespräch annahm, wich die Farbe aus seinem Gesicht.
    Im Neonlicht des   AKH   wirkte Liebharts Haut blass, seine Augen lagen tief in den Höhlen. Sie saßen nun schon seit einer Stunde auf den orangen Plastikschalensesseln und warteten auf den behandelnden Arzt. Die Hitze in der Stadt ließ alte Menschen auf der Straße zusammenbrechen, auf den Baustellen um Wien verletzten sich erschöpfte Arbeiter oder wurden mit Sonnenstich ins Spital gebracht.
    Drei Ventilatoren drehten sich träge an der Decke.
    Das Spurensicherungsteam hatte Schurrauer ohnmächtig beim Zehetmaier-Haus gefunden. Die Rettung hatte ihn ins nächstliegende Spital gebracht. Seine Frau war nicht zu erreichen. Rosa verließ alle fünfzehn Minuten den Wartesaal, da man dort nicht telefonieren durfte, und wählte ihre Nummer. Soviel sie wusste, war Schurrauers Frau Lehrerin und hatte wahrscheinlich während des Nachmittagsunterrichtes ihr Telefon ausgeschaltet. Rosa hatte keine Ahnung, an welcher Schule sie arbeitete.
    »Ich hab mich nie mit ihm über private Dinge unterhalten«, sagte sie leise zu sich selbst.
    Kurz darauf steuerte der Arzt mit wehenden Rockschößen auf Liebhart und sie zu. »Ihr Kollege hat eine Kopfverletzung. Nach dem, was Sie mir erzählt haben, könnte er von einem herunterfallenden Ziegelstein getroffen worden sein. Er hat eine mittelschwere Gehirnerschütterung, es ist nichts Ernstes.«
    »Das soll wohl ein Witz sein, oder?«, presste Liebhart zwischen den Zähnen hervor. »Das war mit Sicherheit kein herunterfallender Ziegelstein, ich möchte, dass Sie die Wunde noch einmal untersuchen. Mein Kollege ist von jemandem niedergeschlagen worden.«
    Der Arzt sah ihn betroffen an. »Das kann natürlich auch sein, ich –«
    »Ist er schon bei Bewusstsein?«
    »War er vorhin, jetzt schläft er. Sie können zu ihm hinein, aber nur für fünf Minuten. Noch etwas, wir haben das in seinem Mund gefunden.« Der Arzt hielt ein kleines Plastiksäckchen hoch, in dem ein türkisfarbener ovaler Stein lag.
    »Das ist ein Türkis«, rief Rosa. »Warum war der denn in seinem Mund?«
    »Das kann ich Ihnen nicht beantworten.«
    Liebhart nahm den Plastikbeutel an sich, drehte sich wortlos um und eilte zu Schurrauers Zimmer. Rosa verabschiedete sich schnell von dem Arzt und lief hinter ihm her.
    »Was soll das denn?«, fragte sie, als sie ihn eingeholt hatte. »Der Mann kann ja wohl kaum was für den Überfall auf Schurrauer.«
    Liebhart blieb stehen und sah Rosa wütend an. »Dieses Scheißnest … ich … werde diese Sturschädeln im Kahlenbergerdorf alle einsperren. Das sag ich dir. Sie behindern Polizeiarbeit und sorgen dafür, dass mein Kollege einen«, er machte mit den Händen Anführungszeichen in die Luft, »›Unfall‹ hat.«
    Rosa legte ihm ihre Hand für einen Augenblick auf den Arm. »Liebhart, jetzt reg dich ab. Wir können Schurrauer nicht helfen, wenn du gleich in Saft gehst. Der Stein, ich muss ihn mir erst genauer ansehen, aber ich vermute, er passt in die leere ovale Einfassung am Fuß des Brustkreuzes, das wir in Andrzejs Zimmer gefunden haben.«
    Liebhart nickte und öffnete die Tür zu Schurrauers Zimmer. Er atmete tief ein, als er seinen Kollegen mit Kopfverband und an piepsende Geräte angeschlossen sah. Sie stellten sich an sein Bett und wussten beide nicht, was sie tun sollten.
    Nach

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