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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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überraschend. Zumindest für mich. Komm mit.«
    Sie gingen ans Tischende. Canella schaltete den Leuchtkasten ein. Darauf lagen vier Folien mit den typischen gestreiften DNS -Mustern.
    »Dazu musste ich allerdings etwas tiefer in die Trickkiste greifen. Links, das ist Dorin, rechts Komeska.«
    »Oben siehst du die DNS -Marker, die wir prüfen, wenn wir einen normalen Tatortabgleich machen. Der zeigt das Ergebnis, das ich dir eben beschrieben habe.«
    Er klopfte gegen die Brusttasche seines Labormantels, in der die Zigarettenpackung steckte, und wollte sie herausziehen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er nervös oder aufgeregt war.
    »Allerdings hat mich diese verdammte Ähnlichkeit der beiden verfolgt. Also habe ich weitere Marker untersucht. Das sind die unteren Folien. Wieder links Dorin, rechts Komeska.«
    Er legte die Folien übereinander. Die Strichlein wirkten wie eine lange Warteschlange aus der Ferne.
    »Siehst du das hier?«
    In einem kurzen Abschnitt deckten sich die Muster mehr oder weniger.
    »Willst du damit sagen …?«
    »Exakt. Florian Dorin und Emil Komeska waren verwandt.«
    »Wie verwandt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Kannst du es noch genauer bestimmen?«
    »Leider nicht.
    »Aber bei Vaterschaftstests kann man das Verhältnis ja auch genau feststellen.«
    »Das passt schon allein vom Alter her nicht.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Natürlich.«
    »Brüder? Halbbrüder? Cousins?«
    »Direkte Brüder sind sie nicht.«
    »Also vielleicht Halbbrüder. Oder Cousins. Cousins zweiten Grades.«
    »Den genauen Verwandtschaftsgrad festzustellen ist fast unmöglich. Um – vielleicht – mehr zu erfahren, bräuchte ich Daten anderer Verwandter. Aber ist der genaue Verwandtschaftsgrad für dich so wichtig?«
    »Momentan nicht. Die Tatsache allein genügt mir schon.«
    »Da hast jetzt einigen Leuten etwas zu erzählen, gell?«
    Auf dem Weg zurück grübelte Freund. Wie sollte er diese Nachricht überbringen? Er würde das Leben zweier Familien ziemlich verändern. Was ihm da alles einfiel! Die beiden ehemaligen politischen Gegner verwandt. Hatte Florian Dorin oder vielleicht Emil Komeska etwa davon gewusst?
    Bei aller Überraschung blieb die Frage, wie relevant die Verwandtschaft für ihre Ermittlungen war. Wenn weder Dorin noch Komeska davon gewusst hatten, blieb sie ohne Bedeutung. Hinweise darauf, dass einer oder beide informiert gewesen wären, hatten sie bislang keine gefunden.
    Zudem musste er sich eingestehen, dass er die rechtlichen Verhältnisse gar nicht kannte. Zwar hatten sie die Entdeckung ganz legal im Rahmen ihrer Nachforschungen gemacht. Aber durfte er den Dorins und Komeskas ohne Weiteres davon erzählen? Oder umgekehrt: War er dazu verpflichtet? Er musste einen Spezialisten fragen. Wer wusste über solche Fälle Bescheid?
    Er rief einen der Polizeijuristen an. Die Antwort war eindeutig. Wenn es ihn in seinen Ermittlungen weiterführte, durfte er den Familien davon erzählen. Datenschutzrechtliche Bedenken hatte der Jurist keine. Na bravo, dachte Freund. Das wird interessant.
    Im Büro begann er zu suchen. Vielleicht gelang es ihm, etwas herauszufinden, ohne die Familien fragen zu müssen. Die Dorins waren einfach. In der Familienchronik, die er von daheim mitgebracht hatte, fand er einen vollständigen Stammbaum, eine schlichte, übersichtliche Grafik voll mit Namen und Jahreszahlen.
    Begonnen hatte alles mit Alfred Dorin (1822–1901) und seiner Frau Irmtrud (1829–1921), geborene Tschida.
    Keine Nachkommen waren bekannt von Alfred  II . (1852–1860), der schon als Kind starb, und Balduin (1860–1927) aus der zweiten Generation. Die Tochter Daphne hatte einen deutschen Industriellen geheiratet, dessen Zweig Freund vorläufig nicht weiter verfolgte. Sohn Claus (1858–1939) zeugte mit seiner Frau Edda, geborene Falzl zwei Söhne und eine Tochter: Eduard (1897–1989), Florian Dorins Großvater, Cornelius (1899–1934) und Annabell (1909–1971). Eduard heiratete Therese von Colon-Rheisenburg, die ihm 1935 einen Sohn schenkte. Das war Adalbert, den Freund bereits kennengelernt hatte. Zu Cornelius fand er keine Angaben, weder was Kinder betraf noch seinen vergleichsweise frühen Tod. Annabell gehörte zu den ersten studierenden Frauen Österreichs, wurde Ärztin und Professorin, blieb aber unverheiratet und kinderlos.
    Genug Verwandtschaft, um irgendwo zu Emil Komeska abzuzweigen, gar nicht zu reden von allfälligen unehelichen Kindern, die in der Dorin’schen

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