Wienerherz - Kriminalroman
müssen Sie mir glauben!«
Autsch! Das war peinlich für einen Obermacker.
»Setzen Sie sich!«, befahl Freund.
Pridlaschek fiel auf seinen Stuhl zurück, als ob Freund ihn gestoßen hätte. Nervös rieb er seine Hände.
»Wo waren Sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch?«
Pridlaschek dachte kurz nach.
»Am Abend war ich mit Freunden auf ein Bier!«, rief er. Um dann kleinlauter zu werden. »Und dann zu Hause, schlafen. Ich muss früh raus.«
»Allein?«
Pridlaschek Zähne knirschten.
»Ja«, spuckte er schließlich heraus.
Freund schien fast, dass ihm das »allein« peinlicher war als sein fehlendes Alibi.
»Blöd. Wie kommen dann Ihre Fingerabdrücke auf Dorins Wagen?«
Pridlaschek atmete tief durch.
»Ich habe das Aas am Sonntag besucht und ihm gesagt, er soll seine dreckigen Finger von Solveig lassen.«
Besser hätte er seine eigenen dreckigen Finger von Dorins Auto gelassen.
»Besucht.«
»Er wollte gerade aus seinem Büro wegfahren.«
»Woher wussten Sie denn, dass er dort war?«
»G… Gar nicht. Ich war zufällig in der Nähe.«
»Und sind zufällig an einem Türschild vorbeigekommen, auf dem ›Florian Dorins Büro‹ stand.«
Pridlaschek schwieg.
Eine Idee kreuzte Freunds Gedanken. Vielleicht hatte Pridlaschek nichts mit Dorins Tod zu tun, konnte ihnen aber trotzdem helfen.
»Haben Sie ihm etwa hinterherspioniert?«
Pridlascheks Lippen schlossen sich zu einem Strich, und er blickte kurz auf die Tischplatte, wie ein kleiner Junge, den man beim Schwindeln erwischt hatte, bevor er Freund wieder trotzig anblickte.
»Nein. Es war, wie ich es sagte.«
»Sicher. Und was hat Dorin gesagt?«
Pridlaschek verzog das Gesicht.
»Der Mistkerl hat bloß gelacht!«
»Er hat Sie ausgelacht. Freundin ausgespannt und ausgelacht. Feines Motiv für einen stolzen Kerl wie Sie.«
»Ich war es aber nicht! Ich will jetzt sofort einen Anwalt sprechen.«
Wie sich herausstellte, kannte Pridlaschek keine Juristen. Er rief ein paar Freunde an, bis ihm jemand einen empfahl. Der Mann konnte jedoch nicht und verwies ihn an einen anderen. Zwei Stunden später saß der Ersatz neben seinem neuen Mandanten im Verhörzimmer. Hinter dem Spiegel beobachtete diesmal auch der zuständige Untersuchungsrichter die Szene. Lukas Spazier und Marietta Varic saßen neben ihm.
Lukas Spazier mochte Pridlaschek nicht. Der Typ war ein peinliches Großmaul, wie Harnusson es beschrieben hatte. Er fragte sich, was sie an so einem Kerl gefunden hatte.
Chefinspektor Freund betrat den Verhörraum, setzte sich.
»Warum sind Sie vor mir weggelaufen?«
Pridlaschek schloss die Augen, öffnete sie wieder.
»Weil ich was zum Rauchen und ein paar Tabletten in der Tasche hatte.«
»Deshalb verlieren Sie gleich die Nerven? Hören Sie doch auf!«
»Es war aber so!«
»Dealen Sie?«
»Nein!«
»In Ihrer Wohnung haben wir Rauschgift gefunden.«
Pridlaschek wurde noch bleicher.
»Aber nur ein paar Gramm zum Rauchen und einige Trips!«, beteuerte er. »Nur für mich!«
»Sie wären schön blöd, den Rest daheim aufzubewahren.«
Pridlaschek stöhnte. »Worum geht es hier jetzt? Um den toten Dorin oder darum, dass ich mir ab und zu ein kleines Vergnügen gönne?«
»Das werden wir noch sehen. Vielleicht ja um beides. Sie haben meine Frage von vorhin nicht beantwortet. Haben Sie Florian Dorin hinterherspioniert?«
Seine kindische Eifersucht war Pridlaschek offensichtlich peinlich. Der Chefinspektor legte ihm eine Rutsche.
»Hören Sie: Vielleicht haben Sie etwas gesehen, das uns – und Ihnen – weiterhilft.«
Pridlaschek schwieg, seufzte, schwieg. »Na gut! Ja! Ab und zu habe ich nachgesehen, was er so treibt. Aber erst am späten Nachmittag, abends oder an den Wochenenden. Während der Woche bin ich bis vier Uhr auf der Arbeit.«
»Wie lang ging das?«
Er zuckte mit den Achseln. »Seit ich dahintergekommen war, warum Solveig mich nicht mehr sehen wollte.«
Freund trommelte mit den Zeigefingern auf den Tisch. »Wann war das? Lassen Sie sich nicht alles aus der Nase ziehen!«
»Vor etwa drei Monaten.«
»Wie haben Sie das gemacht? Woher wussten Sie, wo Dorin gerade ist?«
»Wusste ich nicht. Ich habe auf gut Glück bei seinem Haus und Büro vorbeigeschaut.«
Wie besessen musste man sein, um so eine schwachsinnige Methode anzuwenden?, wunderte sich Spazier.
»Auch in den Tagen vor seinem Tod?«
Pridlaschek nickte. »Am Montag war er im Büro. Am Dienstag habe ich ihn nirgends gefunden.«
»Wie oft konnten Sie ihn denn
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