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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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exklusive Espressomaschine.
    Freund rief Canella an.
    »Das Schloss und das Haus«, sagte Freund. »Dann wollen wir doch einmal sehen.«
    Er rief einen Kollegen in Salzburg an, der ein paar Jahre in Wien gearbeitet hatte. Sie trafen sich gelegentlich anlässlich von Fortbildungen oder Konferenzen. Er sollte jemanden zu Dorins Haus in Bad Aussee schicken.
    Sie teilten sich auf, um die Nachbarn zu befragen.
    Niemand von denen, die sie antrafen, hatte etwas gesehen.
    Eine halbe Stunde später parkten sie den Wagen am Platz hinter der Albertina. An der Haustür klingelten sie bei Dorins Firma, aber niemand öffnete. Ein anderer hilfreicher Hausbewohner ließ sie ein. Auch auf ihr Läuten an der großen Flügeltür in der Beletage reagierte niemand.
    Freund zückte sein Handy und rief die Nummer des Büros an. Drinnen tüdelte es, aber niemand hob ab. Wahrscheinlich fand Marie Liebar es nun doch nicht mehr so notwendig, weiterhin ein Büro zu bewachen, in dem es nichts mehr zu tun gab. Er steckte das Telefon wieder weg und wollte sich schon zum Gehen wenden, als Varic sich zur Tür beugte und fast mit der Nase daranstieß.
    »Was ist das?«
    Sie zeigte auf einen rostbraunen Schmierer am Metall des Schlosses. Jedem anderen wäre er nicht aufgefallen, oder er hätte ihn für Schmutz oder Schokolade gehalten. Eine Kriminalinspektorin mit genug Routine erkannte, dass es sich um getrocknetes Blut handelte.
    »Jemand kann sich in den Finger geschnitten haben«, sagte Varic, und sie wussten, dass es wahrscheinlich nicht so war.
    »Bekommen wir die geöffnet?«, fragte Freund.
    Varic untersuchte die Tür, verzog zweifelnd das Gesicht und wiegte den Kopf, als denke sie bereits an eine ausgerenkte Schulter.
    »Ich versuche es einmal mit der Fernsehmethode.«
    So nannten sie gruppenintern einen simplen Tritt oder Schulterstoß, die sie eigentlich nicht anwendeten, weil die Verletzungsgefahr bei Weitem größer war als die Erfolgschancen. Varic mit ihrer Nahkampfausbildung und einem schwarzen Karategürtel kam dafür eher in Frage. Bevor er begriffen hatte, was geschah, krachte es, der rechte Flügel schwang auf, und Varic stand wieder da, als sei nichts geschehen.
    Beim Betreten der Räumlichkeiten prüfte Freund, ob seine Kollegin hinkte, konnte aber nichts feststellen.
    »Keine Alarmanlage«, flüsterte Freund. Sie wurden noch vorsichtiger. Die Türen zu Dorins und Liebars Büro standen offen, so wie am vergangenen Mittwoch, als Freund zum ersten Mal da gewesen war. Aufmerksam durchquerten sie den Vorraum.
    In Dorins Büro stand ein Holzstuhl, darauf eine Gestalt, die Hände hinter der Lehne gefesselt, der Oberkörper zusammengesackt, der blutverschmierte Kopf mit den langen Haarsträhnen auf die Brust gesunken, das Hemd voll dunkelroter Flecken. Das Blut war bereits eingetrocknet. Rund um den Stuhl war der Boden mit dunklen Flecken und blutigen Fetzen bedeckt.
    Sie stürzten auf die Person zu.
    »Schau dich um!«, befahl Freund. »Aber vorsichtig!«
    Er hockte sich hin, um das Gesicht zu erkennen, fasste an den Hals, um den Puls zu fühlen. Ihre Haut fühlte sich kalt und feucht an, aber Freund hatte genug Leichen angegriffen, um sofort zu spüren, dass in diesem Körper noch Leben kämpfte. Unter den Schwellungen, blauen Flecken und Blutkrusten hätte er Marie Liebar fast nicht erkannt.
    Er rief den Notarzt und begann, ihre Fesseln zu lösen.
    »Niemand da«, erklärte Varic, als sie zurückkam.
    »Hilf mir!«
    Gemeinsam befreiten sie Liebar und legten sie auf den Boden.
    »Dorins Assistentin«, erklärte Freund.
    »Die Arme«, stöhnte Varic. »Wer hat die denn so zugerichtet? Tiere!«
    Liebars Lider flatterten, ihre Lippen bewegten sich. Sie flüsterte etwas. Freund beugte sich zu ihrem Mund.
    »Was ist? Was wollen Sie sagen?«
    Die Worte kamen kaum hörbar zwischen den geschwollenen Lippen hervor.
    Freund meinte »Männer« zu verstehen. Dann »Wo« und »Geld«. Sicher war er nicht. Und noch einmal: »Wo.«
    Stöhnen. »Ist. Geld.«
    Erschöpft keuchte sie und verstummte.
    Männer. Wo. Geld. Wo. Ist. Geld.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte Varic.
    Freund wiederholte Liebars Worte.
    »Jemand hat hier Geld gesucht.«
    »Und in der Wohnung und im Schloss.«
    »Wir wissen nicht, ob sie es gefunden haben.«
    »Wahrscheinlich nicht«, vermutete Freund. Und leiser, damit die Verletzte am Boden nichts hören konnte: »Sonst hätten sie Marie Liebar nicht so zugerichtet. Ich bin sicher, sie hat sehr schnell gesagt, was sie weiß. Nur

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