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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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adaptiert, viel Platz dafür, dass Freund keinen Menschen in den Räumlichkeiten erblickte. Die Empfangsdame führte sie in ein Besprechungszimmer, fragte nach Getränkewünschen.
    Helfried Briedlach war so groß wie Freund, hatte einen stärkeren Knochenbau und war sicher noch zwanzig Kilo schwerer als der Inspektor. Er trug einen dunklen Anzug und Krawatte. Sein volles Haar zeigte erste graue Strähnen an den Schläfen. Er lächelte sie freundlich an und reichte ihnen eine Hand, die sich wie ein Schwamm anfühlte.
    »Was kann ich für Sie tun? Braucht die Polizei vielleicht meine Dienste?«
    »Worin bestehen die eigentlich?«, fragte Freund.
    »Ich vertrete Ihre Interessen. Aber setzen Sie sich doch.«
    »Haben Sie auch die Interessen von Florian Dorin vertreten?«
    Das Lächeln in Briedlachs Gesicht wich dem gekonnt gespielten Ausdruck von Betroffenheit.
    »Eine furchtbare Geschichte. Was einen Mensch dazu treibt. Er wirkte immer so heiter und lebenslustig.«
    »Woher wissen Sie denn …?«
    »Ich bitte Sie, wir sind in Wien.«
    »Sie waren geschäftlich verbunden?«
    Briedlach legte seine Fingerspitzen gegeneinander.
    »Da müssten Sie schon konkreter werden.«
    »Gern. Beim Erwerb des bulgarischen Stromkonzerns Temvolt durch ein Konsortium österreichischer Unternehmer, dem auch Florian Dorin angehörte.«
    »Ach, diese Sache. Ja, da hatten wir miteinander zu tun. Mein Anteil daran war unbedeutend.«
    Sie hatten zuvor besprochen, wie sie vorgehen wollten. Mit Doreen Niklics und Daniel Peloqs Einverständnis würden sie die Beteiligten mit den Erkenntnissen der Journalisten konfrontieren.
    »Aber Sie waren beteiligt. Und das könnte ein Problem für Sie werden«, erklärte Freund geradeheraus. »Es gibt konkrete Hinweise darauf, dass bei der Transaktion in großem Stil bulgarische Amtsträger bestochen wurden. Wie Sie wissen, ist das eine Straftat, auch in Österreich. Außerdem sollen große Summen illegal an Führungskräfte des französischen Unternehmens geflossen sein. Ein bulgarischer Journalist, der in dieser Sache recherchierte, starb bei einem angeblichen Raubüberfall. Zwei weitere Journalisten, aus Frankreich und Österreich, wurden gestern mit ihrem Auto von der Straße gedrängt und schwer verletzt. Und mittendrin in diesem Schlamassel taucht Ihr Name auf. Das wird er, soweit uns bekannt, übrigens in Kürze auch in den Medien, da die Geschichte unmittelbar vor ihrer Veröffentlichung steht. Erhebungen durch die Staatsanwaltschaft werden folgen. Jetzt haben Sie noch die Möglichkeit, dazu Stellung zu beziehen.«
    Die diskreten Mittelsmänner zwischen Wirtschaft und Politik waren in den letzten Jahren häufiger ins Rampenlicht gerückt worden, als ihnen lieb sein konnte. Bislang waren damit jedoch kaum Gewalttaten verbunden gewesen oder zumindest bekannt geworden. Die folgenden Ermittlungen waren meist im Sand verlaufen, wenn sie überhaupt aufgenommen worden waren. Die Handelnden hatten aus den Skandalen der vergangenen Jahrzehnte gelernt. Nur selten war jemand ungeschickt genug, sich erwischen zu lassen. Und wenn, dann höchstens bei Steuerhinterziehung oder ähnlichen Vergehen, die als Kavaliersdelikte angesehen wurden. Wie bei Al Capone, dachte Freund.
    Briedlach versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch Freund nahm einen angespannten Ausdruck im Gesicht seines Gegenübers wahr.
    »Sie bringen mich mit Ungeheuerlichkeiten in Verbindung«, erklärte Briedlach schließlich, »die es mir verbieten, ohne Anwalt auch nur ein weiteres Wort zu sagen.«
    »Das ist natürlich Ihr gutes Recht. Dann freuen wir uns auf Ihren und seinen Besuch, sagen wir morgen um zwölf Uhr.«
    Freund reichte ihm seine Karte.
    Die anderen Konsortiumsmitglieder hatten sie nicht so kurzfristig erreicht wie Briedlach. Mit ihnen hatten sie Termine in den kommenden Tagen vereinbart. Ein Name ging Freund dabei nicht aus dem Kopf: Gerwald Diswanger. War er ihm in diesem Fall schon begegnet? Er konnte sich nicht erinnern. Und doch meinte er, in den letzten Tagen schon einmal auf ihn gestoßen zu sein. Zurück im Büro rief Freund wieder einmal beim Untersuchungsrichter an.
    »Wann bekommen wir endlich Einsicht in Florian Dorins Konten?«
    »Wenn es so weit ist«, antwortete der Richter übel gelaunt. Freund erwog eine Disziplinaranzeige. Bevor der Richter wieder einfach auflegen konnte, beeilte sich Freund hinzuzufügen: »Und wegen der Obduktion, um die ich gestern gebeten habe, da gibt es auch Neuigkeiten.«
    In kurzen

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