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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hat, können wir versuchen, es orten zu lassen. Sein Computer ist noch bei Canellas  IT . Auf der Festplattenkopie, die ich mir schon einmal durchgesehen habe, fand ich keine Hinweise auf die Bekanntschaft mit Dorin. E-Mails haben sie einander nicht geschrieben. Oder er hat sie gelöscht. Dann entdeckt Canella vielleicht Überreste.«
    »Das finde ich ja interessant«, sagte Freund. »Ich habe nämlich Pridlaschek noch einmal gefragt, ob er sich an das Datum erinnern konnte, an dem er Dorin – wie er meint, die Wahrheit habe ich ihm nicht gesagt – mit dem Mazda vorfahren sah. Er schätzt, das müsse vor etwa fünf Wochen gewesen sein. Also lange nachdem Dorin und Komeska das letzte Mal telefoniert hatten. Wie kommunizierten die beiden miteinander? Wie vereinbarten sie, dass Dorin Komeska den Kontozugriff einrichtet? Wie verabredeten sie sich?«
    »Vielleicht über eine von Dorins Freundinnen?«, schlug Wagner vor.
    »Mit denen haben wir gesprochen«, sagte Freund. »Lukas mit der Schwedin« – natürlich, dachte Petzold – »ich mit Gundi Bielert. Beide konnten es nicht glauben, als sie Bilder von Emil Komeska sahen. Das Erstaunen war echt oder spektakulär gut gespielt. Ich tippe auf Ersteres. Weder Harnusson noch Bielert kannten ihn oder hatten seinen Namen gehört.«
    War vielleicht hübsch, die Schwedin, dachte Petzold, doch das half ihnen auch nicht weiter.
    »Bei der Spedition, in der er arbeitet, wusste niemand etwas von der Bekanntschaft«, berichtete Spazier. »Aber Komeska war auch nicht besonders eng mit seinen Kollegen. Er ging zwar gelegentlich mit ihnen auf ein Bier, und bei den Weihnachtsfeiern war er immer einer der Letzten, wird von allen gut gelitten, aber echte Freunde hat er dort nicht. Obwohl er seit acht Jahren bei dem Laden beschäftigt ist. Teurer angezogen war er neuerdings, sagten zwei Kollegen.«
    »Weshalb war er krankgeschrieben?«
    »Grippaler Infekt, sagt sein Chef.«
    Freund legte ein paar geheftete Blätter auf den Tisch.
    »Ich habe hier Canellas Bericht. Dorins Fingerabdrücke finden sich überall in Komeskas Wohnung. Und umgekehrt, Komeskas Prints in Dorins Haus, und zwar massenhaft. Sie haben sich also gegenseitig besucht, und zwar häufig. Von Komeska wussten wir das schon. Aber Dorin war auch bei ihm. Canella hat natürlich auch die Abdrücke aus Dorins Bentley noch einmal gegengecheckt. Auch dort die Abdrücke von beiden.«
    Petzold rieb sich die Nase wie Wickie. Idee kam dabei keine heraus, nur eine Frage.
    »Was haben die zwei ausgeheckt?«
    »Wir haben übrigens endlich Einsicht in sechs Konten Florian Dorins«, sagte Freund. »Nachdem die Kollegen deiner Freundin so neugierig waren, wollte sich die neue Untersuchungsrichterin keine Blöße geben. Alfons, schau dir die bitte an. Wie lief eigentlich das Gespräch mit Briedlachs Kompagnon in der Sache Temvolt, Hermann Kaller?«
    »Ein selten arroganter Mistkerl. War inzwischen natürlich gut gebrieft, in Begleitung zweier Anwälte und so verschlossen wie eine verdorbene Auster.«
    »Wann treffen wir Gerwald Diswanger?«
    »Am Freitag. Der ist noch auf Geschäftsreise außer Landes.«
    »Hoffentlich kommt er wieder zurück.«
    Die Erinnerung kam aus dem Nichts. Geradezu schmerzhaft deutlich stand sie vor Freunds Augen.
    »Dann …«, setzte Spazier an.
    »Moment, Moment!«, rief Freund. Rasch kritzelte er ein paar Worte auf einen Notizzettel und steckte ihn in seine Hosentasche.
    »Bitte«, forderte er Spazier zum Weitersprechen auf.
    »Apropos Geld«, sagte Spazier. »Da hätte ich noch etwas. Die finanzielle Situation von Florian Dorins Zwilling. Emil Komeska hatte ein einfaches Girokonto, das er meistens knapp im Plus hielt. Ein Bausparvertrag, eine Lebensversicherung, ein Sparkonto mit vierzigtausend Euro. Und da wird es spannend.«
    Er warf einen Brief mit dem Logo einer Bank auf den Tisch.
    »In der angestauten Post waren Kontoauszüge. Am Tag nach Dorins Tod hob Komeska sein gesamtes Erspartes ab, vierzigtausend Euro. Bar.«
    Einen Augenblick lang ließen alle die Neuigkeit sacken, bis Petzold feststellte: »Dann brauchen wir nicht auf seine baldige Rückkehr zu warten.«

Kleine Momente
    Neuerdings war die Untersuchungsrichterin äußerst kooperativ. Neben der Kontoöffnung hatte sie Freund auch gleich die Befragung der Anwälte erlaubt, die sich andernfalls auf das Anwaltsgeheimnis hätten berufen müssen.
    Mit einem richterlichen Beschluss in der Tasche besuchte Freund zuerst die Kanzlei Theuringer & Partner.

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